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Koch, Alexander [Editor]; Fuchs, Georg [Editor]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0107
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Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt. Paul Bürck.

PAUL BURCK—DARMSTADT.

Ropf-Leiste ans der Wein-Karle.

Dekoration«, und zwar im Mai-Hefte 1899 —
die grössten Fortschritte gemacht hat, und
ein Vergleich der vorliegenden Abbildungen
mit denen unseres ersten Bürck-Heftes lässt
so recht erkennen, welch' eine reiche Ent-
wickelungs - Fähigkeit das Talent dieses
jungen Künstlers in sich birgt.

Gleich am Haupt-Eingange zum Aus-
stellungs-Gebiete auf der »Mathilden-Höhe«
tritt uns Bürck als dekorativer Maler ent-
gegen, freilich mit einem Versuche, monumen-
tale Wirkungen zu erzielen, der nicht sehr
geglückt ist und der am wenigsten darauf
schliessen lässt, dass derselbe Künstler in der
Halle des Ernst-Ludwigs-Hauses einen so
genialen Wurf gethan hat. Wir sehen daher
auch von einer Reproduktion dieser beiden
Friese ab. Sie stellen, mit 4 um die Ecken
der Pylonen umgebogenen Seiten - Figuren
den »Drang der Menschheit zur physischen
und moralischen Schönheit« dar (vgl. S. 521).
Der Künstler hat hier mehr gedacht als ge-
malt. Die Zeichnung, in manchen einzelnen
Linien von phänomenaler Kraft des Aus-
druckes, zeigt viele Härten, ja auch direkte
Mängel, wodurch die angestrebte Relief-
Wirkung verloren geht. Dazu kommen die
schweren, fast keramischen Farben, die nichts
weniger als wohl abgetönt sind und daher
auch in koloristischer Hinsicht einen har-
monischen Klang vermissen lassen. Der
Künstler hat sich bei diesem nur kurz

dauernden Werke nicht überanstrengt. Die
Aufgabe war ja an sich nicht sehr verlockend
und durch die eigentümliche Konstruktion
der ziemlich roh gezimmerten Portal-
Architektur sehr erschwert, aber von einem
Bürck hätte man trotzdem mehr erwarten
dürfen, wenn auch die Zeit viel zu kurz
bemessen war, um eine Schöpfung von
dauerndem Werte zu ermöglichen. Bei dieser
Gelegenheit wollen wir noch etwas bezüglich
der Darstellung des »Nackten« anmerken. Wir
sind selbstverständlich weit davon entfernt,
die kindischen Prüderien rechtfertigen zu
wollen, die im lieben Deutschen Reiche und
umliegenden Ortschaften an der Tages-
ordnung sind. Wir verabscheuen dieses
Treiben der Lex-Heinze-Leute. Aber vom
Standpunkte des guten Geschmackes aus
darf man doch auch hier etwas sagen und
zwar halten wir es für einen Verstoss gegen
den guten Geschmack, wenn in der bild-
lichen Darstellung der Geschlechts-Partien,
die wir — das sei betont — an sich nicht
missbilligen, hässliche Zufälligkeiten vom
Körper des Modelies, ohne zuvor im Geiste
des Künstlers zu schöner, stilistischer Form
geläutert worden zu sein, wiedergegeben
werden. Dekorationen an öffentlichen Strassen,
Plätzen und in Repräsentations- und Wohn-
Räumen sind denn doch anderen Bedingungen
unterworfen als Skizzen-Bücher und Atelier-
Wände. Dagegen hat Bürck namentlich

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