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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0314
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Ideen zu einer festlichen Schau-Bühne.

301

welche

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Ergänzung fanden in den Essays »Gedanken
über die tragische Kunst« (Frankfurter
Zeitung vom 14. September 1900), »Vom
Stil der Schau-Bühne« (»Lotse«, 22. Dezem-
ber 1900) und »Zur künstlerischen Neu-
gestaltung der Schau-Bühne« (»Deutsche
Kunst und Dekoration«, Januar-Heft 1901
S. 200 ff.), welcher vielfach abgedruckt wurde.
Folgen wir zunächst in grosseh Zügen

zu Grabe getragen wurde. Es wird an
der Befreiung der bildenden Künste eher
zu ermessen sein, wie das zu verstehen
sei. Wir haben in der bildenden Kunst
uns abgewendet von der Darstellung der
Historien und der niedlichen Erzählungen.
Wir haben ferner gebrochen mit der freude-
losen Kennerschaft und haben begonnen,
unsere Hallen und Gemächer mit Werken

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ibre

dem in diesen Ausführungen niedergelegten der Bildnerei zu schmücken. Jetzt erblicken
Gedankengange! Die Tendenz,
welche die richtunggebenden
Geister der Gegenwart be-
herrscht, ist die: der Kunst ihre
gebietende Stellung im Leben
zurückzugewinnen, sie von ihrem
litterarisch-theoretischen Schein-
Tode zu erlösen und sie als ge-
bietende, rhythmisch gestaltende
Kraft unmittelbar auf das Leben
einwirken zu lassen. In der
Bau-Kunst, in den bildenden
und schmückenden Künsten ist
in jüngsten Tagen ein Um-
schwung eingetreten. Es mehren
sich die Zeichen, dass das Reich
der Schönheit wieder nahe her-
beigekommen sei. Einige, und
nicht gar so wenige, sind schon
unter uns, welche die Kunst
wieder so ritterlich und vornehm
zu nehmen wissen, wie dermal-
einst die Grossen und Erlauchten
zu Zeiten der edelsten Blüte: die
Kunst als ein sinnliches Glück,
als das schöne, ewige Wahr-
zeichen ihres schönen, doch —
ach — allzu flüchtigen, tief aus-
gekosteten Lebens! — Die
Kunst und somit auch die
Kunst der Schau-Bühne hat
eine Stätte in unserem sinn-
lichen Leben, und die soll ihr
wiedergegeben werden. Aus die-
ser Erkenntnis kommen wir zur
Überwindung der bisher gelten-
den lehrhaften (litterarischen)
Auffassung unserer Kunst und
ebenso der stofflichen, die eben
jetzt mit dem »Naturalismus«

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RUDOLF BOSSELT—DARMSTADT.

Blumen-Vase in Bronze.
 
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