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Koch, Alexander [Hrsg.]
Alexander Koch's Handbuch neuzeitlicher Wohnungskultur (Band 1): Schlafzimmer — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.16213#0013
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Vom Schlafzimmer und seinen Nebenräumen.

Die grundlegenden Prinzipien für die Gestaltung des modernen Schlafzimmers und
seiner Nebenräume dürften heute wohl als allgemein bekannt vorausgeset3t werden;
es sind: Geräumigkeit, viel Licht, gute Ventilation und vernünftige Raumdisposition. Der
Raum, in dem der Mensch mehr als ein Drittel seines Lebens zu seiner körperlichen und
geistigen Erholung zubringt, muß naturgemäß inersterLiniehygienisch einwand-
frei sein. Praktische Vollkommenheit ist also eine seiner Grundbedingungen.

• • •

Die Formen der Möbel werden im allgemeinen nur wenig Abweichungen von
einem Normaltypus zeigen, glatte Flächen werden aus praktischen Gründen bevorzugt.
Dennoch bleibt der künstlerischen Gestaltungskraft noch ein weites
Feld offen; die Aufgabe, die sich bietet, erfordert sogar ein besonders feinfühliges
Empfinden. Denn Schlaf-, Ankleide- und Badezimmer in Eigenhaus und Mietwohnung
sollen nicht etwa nüchterne, klinikartige Räume mit „Geräten" zum Schlafen, Waschen
usw. werden, sondern im Gegenteil eine ganz besonders ausgeprägte Stimmung
heiterer, freundlicher Wohnlichkeit und die Merkmale kultivierter Lebens-
führung aufweisen. Der einer reicheren Lebenshaltung entsprechende Komfort wird
sich u. a. in der Kostbarkeit der Materialien, der verwendeten Hölzer und Textilien
zeigen. Auch der Anwendung anmutiger Draperien im vornehmen Damenschlaf-
zimmer steht durch die Erfindungen neuzeitlicher Technik, des Staubsaugers usw.
nichts im Wege. Die Fenster des, wenn möglich nach Osten, jedenfalls nach der
Sonnenseite zu gelegenen und mit Veranda oder Loggia verbundenen Raumes erhalten
leichte Mull- oder waschbare bunte Kretonnevorhänge. Bestimmend für den Gesamt-
eindruck des Raumes ist die Wandgestaltung. Hier behauptet die Tapete als zweck-
mäßigste Bekleidung, die in erster Linie dem Räume Wohnlichkeit zu verleihen vermag,
das Feld. Je nach dem persönlichen Geschmack finden ruhige gestreifte, nicht zu klein
gemusterte oder auch freundliche Blumentapeten Anwendung. Für Herrenschlaf-
zimmer eignen sich dunkle, satte Farben oder Uni-Töne, für Kinderschlafzimmer
dagegen hellblaue oder rosa, auch weißgrundige Tapeten mit kleinen, bunten Blumen.
Das Fremdenzimmer darf mehr Wohnzimmercharakter tragen. - Für das Holzwerk
der Türen usw. ist weißer Lackanstrich zu empfehlen, sofern nicht edle Hölzer zur Ver-
wendung kommen. — Das Bett wird nach Möglichkeit freistehend angeordnet. Ein geräu-
miger Waschtisch, Toilettentisch und dreiteiliger Toilettenspiegel, - der Raumersparnis
halber zweckmäßig im dreiteiligen Kleiderschrank eingebaut, - ein Ruhebett, bequeme
Sessel mit Kretonnebezügen u. a. vervollständigen die notwendige Einrichtung. Nach
Maßgabe der Verhältnisse und Ansprüche findet dann die Erweiterung des Schlaf-
gemachs zur Raumgruppe: mit der Dreiteilung in Schlafraum, Toilettenzimmer
und Bad statt. Die Abtrennung eines eigenen Waschraumes mit Badeanlage vom
Schlafzimmer sollte eine fortgeschrittene Wohnkultur heute schon als unerläßlich fordern.
Im Toilettenzimmer finden die Kleider-, Wäsche- und Schuhschränke, Truhen usw.
Aufstellung, so daß ein besonderes Schrankzimmer in den meisten Fällen überflüssig
wird. Ankleide- und Badezimmer werden von dem Schlafzimmer zweckmäßig durch
eine Doppeltür oder einen kleinen Vorraum abgetrennt.
 
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