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Kockel, Valentin [Hrsg.]; Universitätsbibliothek Augsburg [Hrsg.]
Ansicht, Plan, Modell: zur Darstellung antiker Architektur am Beispiel von Pompeji und Herculaneum ; [dieses Heft begleitet die Ausstellung, die vom 27.11. bis zum 16.12.1996 in der Universitätsbibliothek Augsburg stattfindet] — Augsburg, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.28559#0011
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nicht französisch ist, fordert die Ordnung. Das heißt alle Bilder, alle Gefäße, und
alles der Reihe nach."Zwar kündigte man trotz dieses antiquarischen und rein auf die
Funde konzentrierten Konzeptes 1765 unter anderem auch die Publikation von Plänen
der Theater und der am besten erhaltenen Gebäude an. Doch diese Bände sind ebenso
wie ein vorübergehend in Aussicht genommener 'offizieller' Reiseführer nie fertiggestellt
worden.

Den Antichitä war letztlich doch ein großer Erfolg beschieden und zwar jenseits der
gelehrten Diskussion durch die Themen ihrer Bilder. Schon 1773 erschien ein englischer
Nachdruck von Thomas Martyn und Thomas Lettice, dessen Fortführung jedoch vom
König von Neapel unterbunden wurde. 1777 folgte in Augsburg eine deutsche, 1780 in
Paris eine französische Übersetzung. Weitere Editionen wurden auch noch im 19. Jh. auf-
gelegt. Als Fundgrube für die Dekoration und Gestaltung kunsthandwerklicher Gegen-
stände fanden diese preiswerteren Werke weite Verbreitung.

„Glorious Discoveries”

Erste Bilder Pompejanischer bauten

In dieser Situation konnten alle Veröffentlichungen mit großer Aufmerksamkeit rechnen,
die endlich Ansichten und Pläne aus den Vesuvstädten enthielten. Unter den gegebenen
Umständen war dies aber nur für Personen mit besonders engen Beziehungen zum
Königshaus oder durch illegale Umwege möglich. Zur ersten Kategorie gehörte Sir
William Hamilton (1730 - 1803). 1764 - 1799 war er als englischer Botschafter in Neapel
tätig. Neben dem Vesuv selbst galten seine vielseitigen Interessen auch den
Ausgrabungen der durch den Vesuv zerstörten Städte. Trotz der eigentlich gebotenen
diplomatischen Zurückhaltung warf er schon 1766 dem Staatsminister Tanucci im per-
sönlichem Gespräch vor, daß die Grabungen zu langsam und völlig planlos vorangetrie-
ben würden.

Da Publikationen jedoch weiter auf sich warten ließen, beauftragte er 1774 den
Zeichner Pietro Fabris (fl. Mitte 18 Jh.), verschiedene Ansichten der Ausgrabungen anzu-
fertigen. Der junge englische Architekt Edward Stevens (t 1775) zeichnete außerdem
einen wenig genauen Plan des Isistempels. Diese Blätter wurden mit einem begleiten-
den Text 1775 in der Society of Antiquaries in London verlesen und 1777 veröffentlicht.
Diese ersten Bilder aus Pompeji fanden trotz ihrer trockenen Art durch Nachdruck und in
Übersetzungen weite Verbreitung.

Den anderen Weg beschritten vor allem französische Autoren mit Erfolg. Noch vor
den Antichitä hatte der Maler Charles-Nicolas Cochin (1715-1790) 1752 aus dem Ge-
dächtnis gezeichnete Wiedergaben wichtiger Wandmalereien mit einem kritischen
kunsttheoretischen Kommentar abdrucken lassen. Sie wurden 1754 erneut verlegt, dies-
mal mit einem zusätzlichen Text und einigen Plänen des Architekten Jeröme-Charles
Bellicard (1726-1768), die dieser wohl auf Umwegen von einem Grabungsarchitekten
erhalten haben muß. Doch konnten diese Proben bestenfalls die Neugier der kunst- und
 
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