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VORWORT

An kaum einem anderen Ort lässt sich die Entwicklung der Archäologie unter bestimmten
Aspekten besser verfolgen als m Pompeji. Das gilt weniger für die Ausgrabungsmethoden,
die auf Grund der besonderen Fundsituation über lange Zeit einfach und wenig innovativ
blieben. Umso mehr trifft es aber auf die Techniken der Dokumentation und der
Verbreitung der Ergebnisse zu. ln der mehr als 250jährigen Geschichte der Ausgrabungen
lassen sich zahlreiche vermessungstechnische wie kartographische Verfahren beobachten,
von der (illegalen) Uandskizze über den geodätisch professionell angefertigten Grundriss
bis zur digitalisierten Luftbildphotogrammetrie. Ebenso finden sich immer wieder neue
Ansätze, mit einer möglichst kompletten Dokumentation dem erneuten Verfall der
freigelegten Ruinen entgegenzuwirken. Wie man heute weiß, begann man z.B. schon früh,
systematisch vollständige Wände maßstabsgerecht abzuzeichnen und ganze Häuserblöcke
in einem großen Modell bis m die kleinsten Einzelheiten nachzubilden. Mittlerweile wird
auch mit Digitalisierung und virtuellen 3D-Modellen gearbeitet, deren Wert und Bestand
erst die Zukunft zeigen wird. Ähnliches trifft für die Visualisierung der Ruinen und der
Funde zu. Hier spannt sich der Bogen von der durch den König finanzierten und nur
als Geschenk einem ausgewählten Betrachterkreis zugänglich gemachten monumentalen
Stichpublikation zum modernen, farbig gedruckten Führer, der m allen Weltsprachen
wohlfeil am Stand vor den Ausgrabung erworben werden kann. Die meisten im
19. und 20. Jahrhundert entwickelten Wiedergabetechniken wurden auch m Pompeji
erprobt. Von der Vedute über die mit optischen Geräten präzisierte Perspektive, von
Modellen ganzer Stadtteile bis zu Ballonaufnahmen und den ersten Photographien reicht
die Palette m den ersten hundert Jahren der Ausgrabungen. Heute kommt
die verformungsgerechte Zeichnung ebenso dazu wie der rauschende Videoclip.
Eine Geschichte der medialen Aufarbeitung Pompejis könnte damit beispielhaft für
eine Geschichte von Visualisierungsstrategien im fraglichen Zeitraum selbst stehen.
In diesem Zusammenhang müssen auch die hier publizierten Zeichnungen Carl Georg
Enslens gesehen werden. Für seine Zimmerpanoramen hatte er nicht weniger als vier
Rundansichten Pompejis vorbereitet, von denen für zwei noch die meisten Blätter erhalten
blieben. Enslen war nicht der erste, der Pompeji-Panoramen anfertigte. Doch seine zu

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