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Köhler, Johann David; Weigel, Christoph [Hrsg.]
Io. Davidis Koeleri Hist. et Polit. PP. Altdorfini Atlas Manvalis Scholasticvs Et Itinerarivs Complectens Novae Geographiae Tabvlas LI ... — Nürnberg, [ca. 1724] [VD18 14260115]

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https://doi.org/10.11588/diglit.24250#0007
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Kurtzjs An-weifungZM denen von Chriftoph Weigeln in Nürnberg ausgefertigten,und z>um heften derßudirenden Jugend auf befanden Art iüuminirten fünsfUniverfäl-Charten.
Mit Kayferl. aüergnädigßen Trivilegio nicht nachzuiüuminiren und nachzudrucken.

1. Anvveisung zur iüuminirten Charte von Planiglobio TerreßrL
TT~V Ie von uns bewohnte und gantz mit Wasser umssossene Erde ist Kugel-fcermig. Demnach wird dieselbe auf der Uni versal-Charte in der Flache, gleichsam zertheilet, in zweyen nebeneinander-liegenden Rundungen,vorgestcllet, davon die eine zur rechten Hand, die schon von Alters
1 | her bekantgewelene drey Haupt-Theile des Erdbodens, Europam, Asiam, und Africam , die andere aber zur lincken, das erstlich seit 14517. durch Americum Vesputium gäntzlich bekant gewordene Americam, neblt denen umliegenden Inluln, zeiget. Die,se vierHaupt-Theile
der Welt werden zu belsern Augen-Gemerck durch folgende vier Haupt-Farben auch kantlich gt macht und unterichicden, als EUROPA durch die GRiiNE, ASIEN durch die ROTHE, AFRICA durch die GELBE, und AMERICA durch die BLAUE. Europa heist allein die
Christenheit, um dahero auch gleich die Religion anzudeuten, welche hauptsächlich in jeglichen Welt-Theile slonret, so ist dalselbe mit einem göldnen Punckt bezeichnet. Von Asien und Africa ist das meiste Mahomedanisch und Heydnisch, deswegen ist ein grüner, und Erdsarbner
Punckt darauf zu sehe'n. In America ist zwar die Christliche Religion sehr eingesühret worden , jedoch giebt es auch noch viele Heyden darinne, welches der goldne und Erdfarbne Punckt andeutet.
Besagtcs Erdreich umschliesset großes Wasser, welches die Geographi durch sechs grosse Welt-Meere, Lat. Oceanos, benahmen. Viere davon fliessen um die alte Welt, als oben über Europa und AsiendasEyss-Meer, Lat. Oceanus Septentrionalis; ÜnckerHand bey Europa und A-
'rica das Atlantische Meer, Lat. Oceanus Atlanticus 5 unter Africa das Äthiopische Meer, Lat. Oceanus Äthiopicus, und unter Alien das Indianische Meer, Lat. Oceanus Indiae Orient. Die letzten zwey grosse Welt-Meere finden sich zu beyden Seiten der neuen Welt, als zur Rechten das
vleer del Nort, und zur Lincken das Meer del Zur.
Ausser Erd und Wasser kommen auch auf der Charte allcrley grosse und kleine Circkel zu Gesichte, die jedoch wie Linien auf der Fläche aussehen, welche sich die Gelehrten zu sehr vielen besondern Nutzen und Vortheil bey mathematischer und physicalischer Abtheilung und Aus-
messung der Welt ausgedacht und eingebildet. Nemlich mitten durch beyde Rundungen gehet von Westen gegen Ollen eine grosle Linie,der jEQUaTOR genant, weil sie die Welt in zwey gleiche HclfFten,die Südliche und Nordliche zertheilet,ingieichen auch LINIA JiQUlNOCTlA-
LIS, dieweil,wann die Sonne gleich aus dieselbe kommt im Anfang des Frühlings und Herbits, so ist auf den gantzen Erdboden alsdann Tag und Nacht gleich. Die Schiffer nennen sie nur schlecht weg die LINIE, und pflegen,wann sie durch selbige schiffen,das Te Deum Laudamus unter Trom-
«ten-und Paucken-Schall, und Lösung der Canonen, abzusingen, und alle die jenigen zu tauften, welche soiche das erstemal passiren. Sie ist, wie alle Circul, in 5 <5o. Grad abgetheilet. Jeder Grad macht auf den Erdboden 1 r. teutsehe Meilen oder 28 s 00. Rheinische Ruthen, und also beträgt
kr gantze Umkreiss der Erde s 400. teutsehe Meilen, oder 10260000. Rheinische Ruthen. Sie weiset auch longitudinem locorum, das ist, die Weite des Mittags-Circuls eines Orts von den ersten Mittags-Circul. Von den iEquatore an bis an beede Polos sind so wol in den Nördl. als Südl.
Theile beeder Rundungen, um die Gradusbesser abzuzehlen, allemal 8. Neben-Circul-Linien gezogen, davon jegliche 10. Grad von der andern stehet, und diese heissen /EQUATORES PARALLELI.
Den y£quatoremdurchschneidetzweymal eine auf der lincken Rundung der Erdssäche gegen Norden, und auf der rechten Rundung gegen Süden aussehweiffende Linie die SONNENSTRASE oder ECLIPTICA genant, unter welcher die Sonne von Abend gegen Morgen bin-
nen }6s. Tag, Stunden 451. Min. ihren ordentlichen Lauf um die Erde vollbringet. Wegen ihrer Abtheilung ist sie mit den 12. himmlischen Zeichen des Thier-Creisles bezeichnet, die immer 30. Grad von einander stehen. Man kan darauf weisen die 2. Solstitia, die 2. ./Equinoctia,
und die 4. Jahrs-Zeiten. •<-»' . , .
Uber und unter den iEquatore aus den 2 J^. Grad iatitud. lauften gantz gleich zwey enge, und nicht mit Graden bezeichnete Circul-Linien, welche TROPICI oder WENDE-CIRCUL genennet werden. Der OBERSTE davon, so in der lincken Erdssäch-Rundung die Ecliptic
berühret, heiltet der NORDLICHE WENDE-CIRCUL oder TROPICUS CANCRI. Dann wann die Sonne gegen Norden im Zeichen des Krebses ihren höchsten Stand erreicht, und dadurch bey uns im Sommer den längsten Tag, und die kürtzeste Nacht gemacht hat, so wendet
sie (ich wieder gegen Mittag. Der UNTERSTE heisfet der SÜDLICHE WENDE-CIRCUL oder TROPICUS CAPRICONI. Dann wann die Sonne in den Zeichen des Steinbocks gegen Mittag am nkdrigsten stehet, und damit uns im Winter den kürtzesten Tag und die längste Nacht
verursachet, so kehrt sie wieder gegen Norden.
Auf beeden Rundungen slehet man zu alleroberst gegen Mitternacht, und zu allerunterst gegen Mittag zwey Punckte; der eine davon gegen Mitternacht heisset der Nord-POL, ingleichen POLUS ARCTICUS, weil ihm das Gestirn des kleinen Bährens, sogriegisch «g*«« heisset, gar
nahe stehet. Der andere gegen Mittag wird der SUDER-POL benahmet, oder POLUS ANTARCTICUS, weil er dem andern entgegen stehet. Dadurch werden die beyden Angeln angedeutet, an welchen sich die Axe der Erd-Kugel nachCoperniciMeynung innerhalb 24-Stunden von
Morgen gegen Abend herum drehet. Beyde Polus umschliesfen von ferne in»j£. Grad zwey gedoppelte krumme Linien. Die um den Nord-Pol heislet C1RCULUS POLARIS ARCTICUS, und zeiget diekälteste Gegend der Welt gegen Mitternacht. Die andere um den Siider-Pol heisset
C1RCULÜS POLARIS ANTARCTICUS, und deutet diekälteste Gegend der Welt gegen Mittag an.
~ Die Polos durchsehneiden 18. Linien, weichein der Fläche auf den beyden Rundungen halbirt,und also ander Anzahl 56. erscheinen. Diese werden die MITTAGS-LINIEN oder MERIDIANI genennet. Denn wenn ich an denselbigen Ort auf der Erden, wo ich wohne, Mittag
habe, so mache ich denselben Augenblick mit der Sonne und denen beeden Erd-Pokn eine Linie aus. Da nun also so viel Mittags-Linien seyn, als an einander liegende Oerter von Westen gegen Osten, und deswegen solche vorzustellen Linie an Linie müste gezogen werden, welche alles ande-
re bedecken würden, so hat man nur allemal 10. Gradvon einander dergleichen gezogen. Unter diesen aber heiltet eine,so in der zur rechten Hand liegenden Rundung über die Canarischelnsul Teneriffa bey Africa geführet worden, MERIDIANUS PRIMUS, weil man von denselben an gegen
Morgen, die Gradus longitudinis loci zu zehlen anfänget. Er theilet auch gleichfals wie der Äquator, die Erd-Kugel in zwey gleiche Theile, in den Wel tlichen und Ostlichen.
Beede Rundungen umschliesfet endlich ein in grade abgethcilter Circul, welche man Meridianum Magnum nennet. Dieser muß die Stelle desgrossen meslingen Circuls an Globo bey Findung der Iatitud. loci oder der Distanz eines Orts von^Equatore, vertreten.

IL Anvveisung zur iüuminirten Charte von Europa.
EUropa ist auf der andern Universal- Charte erstlich mit seiner auf der ersten Uni versal-Charte empfangenen grünen Farbe gäntzlich umrisfen,
dass also desTen Gräntzen überall gantz leichte zu erkennen. Hernach weil dasselbe viele Reiche und Länder in sich begreiffet, so sind davon
\< derer vornehmsten wiederum mit unterschiedlichen Farben überstrichen, als PORTUGALL Violet. SPANIEN Blasgelb. FRANCK-
REICH Safetgrün. GROS-BRITANNIEN Blasroth. Die VEREINIGTEN NIEDERLANDE Dunckelroth. TEUTSCHLAND
Hochgelb. Die SCHWE1TZ Hochroth. ITALIEN Mennigroth. DENNEMARCK und NORWEGEN Weis. SCHWEDEN
Blau. POLEN Kupeferroth. Von welchen PREUSSEN durch Weis abgeändert, UNGARN Grün. Die TuRCKEY und GRIECHEN-
LAND erdearb,und RUSSLAND Dunckelgrün. Ferner sind zugleich die in Europa sich befindenden unterschiedliche Religionen durch un-'
terschiedene Farben-Punckte angezeiget. Demnach ssehet man gleich an den goldnen Punckt, dass in Portugal!, Spanien ,Franckreich, Italien, Un-
garn und Polen, die C ATHOLISCHE Religion gäntzlich ssorire. In Teutschland sind drey Religionen, als die CATHOLISCHE, EVANGE-
LISCHE , und REFORM1RTE, welches durch einen goldnen, silbern, und hochrothen Dippel bemercket wird. Grols-Britannien ist zwar
REFORM1RT, jedoch weil viele Schotten und Irländer auch der CATHOHSCHEN Religion beygethan,so erscheinet neben den rothen
Punckt daselbst auch ein göldner. Dännemarckund Schweden sind gantz EVANGELISCH, undhaben dahero keine andere als allein silberne
Punckte. Moscau bekennet sich zur GRIECHISCHEN Kirche, weiches der gelbe Punckt andeutet. Der Mahometanische Greuel wird in der
Türckey mit einen Punckt von Grünspan bemercket. So zeigen auch die gelben Punckte daselbst, dass viele Griechische Chriften unter denTür-
ckischenjoch leben. In Teutschland, Italien, Polen und der Türckey, werden auch die Juden gedultet, welches ein Liliengrüner Punckt überall
anzeiget. In äusserlten Lappland und Siberien finden sich noch blinde Heyden, und dahero ein Erdfarbener Punckt.
Es ist zwar Europa der kleinste Welttheil, indem sich desTen Länge von Capo de St. Vicent in Portugall bis an den Fluss Oby in Moscau nur
auf 900. teutsehe Meilen, und die Breite von den Nord Cap in Norwegen bis ans Capo deMatapan inMorea nur auf s ro. teutsehe Meilen er-
strecket \ Jedoch gebühret demselben der Vorzug für allen übrigen Theilen der Welt deswegen, dievveil erstlich die Christliche Religion sich darin-
ne anitzo am meilten ausgebreitet, und feste gesetzet; Zum andern alle Künste, Wissenschasften, und Sprachen in selbigen aufs beste exeolirt wor-
den,und drittens dasfelbe aller andern Welt-Theile Macht öffters bezwungen, und deren Reichthum an sich gebracht, mithin dieselbe beherrschet
hat. Es ist auch mit allen denjenigen reichlich versehen, was zu des Menschen Nahrung und Nothdursft gehöret.

HL Anvveisung zur iüuminirten Charte von Aßa.
ASiens Gräntzen sind um und um mit eben der rothert Farbe umzogen wie in der ersten Uni versal-Charte, desTen besondere Länder aber haben
auch ihre besondere Illumination; A is erstlich die aus k'ein Asien,oderNatolien,Georgien,Türckomannien,Diarbecker,Sonen,und Arabien
bestehende AsiatischeTürckey ist mit Erdfarbe überzogen, gleichwie die Türckey in Europa, und führet den Mahometanischen grünen Punckt.
Das drauf folgenden Persien ist roth; Das Reich desgrossen Moguls und Ost-Indien ist hochgelb. Wo sich auf den Ost-Indischen Kiisten die Portu-
giesen feste gesetzt haben,ist violet bezeichnet.und wo dieHolIänder etwas inne haben,deutet die Dunckelrothe Farbe an, als mit welchen Farben
die Länder dieser Völcker auf der Charte von Europa illuminiret. China ist grün, die grosse Tartarey safstgrün, Siberien, Casan, und Attracan,
'Dunckelgrün, wie Moscau, Japan aber weiss gelassen; Die übrigen Asiatischen Insuln haben Farben nach ihren Besitzern. Die Philippinischen
' isuln gehören Spanien, deswegen sind sie gelb. Ceylon, Jaua, ßorneo, Celebes, sind dunckelroth, weil die Holländer ihre meiste Handlung in
lchen feste gesetzet. In Sumatra praevaliren die Engeiländer, dahero hat sie Engellands Farbe. Welche Länder Mahometanisch, die haben den
grünen Punckt. In der Asiatischen Türckey sind auch viele Griechische Christen und Juden, dahero erscheinen auch daselbst gelb und Liliengrüne
Punckte. Wegen des Heil. Grabs, so die Fransciscaner nebst andern Christen inne haben, fleht bey Jerusalem ein güldner Punckt. Das in Goa
durch St. FranciscumXaverium, und in China durch viele Misfionarios derSocietar Jesudie Catholische Religion an etlichen Orten ausgebreitet
vvorden, zeigen die göldnen Punckte an. Das Heydenthum in der Tartarey, China und Japan bemercken die Erdfarbenen Punckte.
Die Länge A siens von iEgeischen Meer bis an die äusfersten Gräntzen der Tartarey, rechnen viele auf 1 s 00. teutsehe Meilen, und die Breite
vonEissmeer bisanMalacca bey 1300. teutsehe Meilen.
GOtthat Asien für andern Welt-Theilen gar sonderlich begnadet, indem er sich darinn zuallererst denen Menschen nicht nurgeoffenbah-
ret, und sich daraus ein besonder Volck zu seinen Dienit auserlelen, sbndern auch m der Fülle der Zeit hernachmals hat darinne seinen Sohn, un-
sern Heyland lesum Christum lassen auf die Welt kommen, und lehren, leyden und sterben. Von dar sind alle übrige Welt-Theile bevölekert,
und mit der Christlichen Lehre belediget vvorden. In selbigen haben auch vormals die ersten und grölten Welt-Reiche geblühet. Anjetzo
aber ist darinne nichts zu sinden als Unglauben, Abgötterey, Barbarey, und Sclaverey. Jedoch ist es sehr reich an Gold, Silber, Edelgestein, Ge-
vvürtz, Seiden und anderen Sachen, so die Welt fürkostbar hält.

1P. Anvveisung zur iüuminirten Chärte von Africa.
AFrica slehet um seine Gräntzen gelb aus nach seiner Illumination auf der ersten Universal-Charte; Die darinnen liegende Länder aber werden
durch folgende Farben von einander unterschieden. EGYPTEN, HARCAN und die BARBAREY, sind den Türcken untervvorffcn, und
sind dahero mit Erdfarbe überflrichen, wie die Türckey in Europa und Asien. Die Königreiche FEZ und MARROCO lind Lichtgelb, das
Dattel-Land BILEDULGERID Grün, die SAND- WüSTESara ist weiss gelassen,das Land der Schvvartzen oder N1GRITIEN ist Violet;
Die Külte GUINEA Rosenroth ; Die Küsten von GUNGO Safftgrün, und das darinne gelegene Königreich ANGOLA Violet ; weil es die
Portugiesen innen haben. Die KüSTE der CAFFERN ist Grün , und dessen Spitz«, wo das Capo Bonae Spei Dunckelroth , weil es denen j
Holländern gehöret. Das drüber liegende goldreiche MONQMOTAPA und MONOEMUGI ist Hochgelb; AbysfmienundNubien,so
jetzo von einen Herrn beherrschet wird, ist roth, und die KüsteZ ANGVEBAR, MEL1NDE, AlAN und ABEX,Blau.
Wegen der Religion ssehet es in Africa gantz finster aus; In Egypten sind annoch viele Griegische und Coptische Christen, welches der
hochgelbe Punckt bedeutet. Die Abysfiner wollen dergleichen seyn, und haben sich auch schon einmal den Römischen Stuhl unterworffen ge-
habt, allein ihr Christenthum ist gar schlecht bestellet, und dahero mit einen blassen Gold-Punckt notirt. Dals in Fez, Marocco, in der Barbarey
und Egypten Mahometaner mit untermischten Juden seyn, zeigen die beyden grünen Punckte. Im übrigen Ländern allen, wohnen lauter
Heyden, dahero ersseht man so viel Erdfarbene Punckte.
Africa hat in der Länge von Capo de Verde inNigritienbis an dasC. de Guardafui bey 900. Meilen, und in der Breite vonDamiata inE-
gypten, bis an das C. Bonae Spei bey 1200. Meilen.
Africa war vormals wegen Egyptens der Sitz der Welt-Weissheit und Künste, welche von daher die Griechen geholet, an jetzo aber ist
überall daselbst die gröste Unvvislenheit. Wegen der allzugroslen Hitze ist es nicht so Volckreich vvie die andern Welt-Theile, daher finden sich
sogroiseund viele Sand-Wüllen darinnen, und eine unzehlbare Menge gifftiges und schädliches Gewürms, und wilder und grausamerThiere,
als Löwen, Tiger, Panther. Es gibt auch keine vveissen Leute darinne, sondern die Einwohner sind entweder gantz schwartz, als vvie die Moh-
ren, oder doch schvvartzbraun oder gelb. F,tliche Landstriche sind jedoch lehr fruchtbar, vvie denn Egypten der Römer Kornhaus vor Zeiten
gevvesen, und bringen auch verschiedene Gegenden die fürtreisiichstcn Früchte hervor. Ingleichen gibt es an vielen Hülsen reiche Gold-Seiffen.

V. Anvveisung zur iüuminirten Charte von America.
AMerica behält an seinen Gräntzen die blaue Farbe, die es auf der ersten Universal-Charte gehabt; Dievveil nun Spanien das meiste von den
selben besitzet, so sind auch die Haupt-Provintzen so wol in Nördischen Theil, nemlich neu MEXICO, neu SPANIEN oder MEXICO
FLORIDA ,und die ANTILLEN INSULN, als in Südlichen Theil, nemlich TERRA FIRMA, PERU, CHILI, TUCUMANNIA undPA-
RAGAY mit Blasgelb , als Spaniens Farbe in Europa bezeichnet. BRASILIEN gehört den Portugiesen, daher ist es Violet. In Nördlichen
Theil ist C AN ADA oder NOVA FRANCIA Safftgrün, vvie Franckreich; VlRGINlEN und neu ENGELLAND zeigen auch mit ihrer
Blasrothen Farbe die Englischen Colonien an. Das AMAZONISCHE und MAGELLANISCHE Land haben die Spanier wieder verlassen
dahero hat es besondere Farbe.
America wird für grösfer als Europa und Asien gehalten. Der Südliche Theil soll sich bey 1000. Meilen in die Länge erstrecken, welchen
aber der Nördliche an Grölsevveit übertrifft. Man nennet es insgemein DIE NEUE WELT, weil dessen vorliegende Antillen Insuln erstlich
A. 1492. Christoph Colombus, und das feste Land Paria A. 1497. Americus Vesputius entdecket hat; Worauf sich dessen die Spanier mit un-
menschlicher Grausamkeit, und erbärmlicher Massacrirung mehr dann zvvantzig Millionen Inn vvohner binnen 40. Jahren bemeistert. Es heisset
auch West-Indien, weil es an Schätzen von Gold, Silber, Edelgesteinen, Perlen und dergleichen, Ost-Indien nichts bevor gibt, dass gantze beladene
Flotten davon nach Spanienlchvviminen, zugeschvveigen der Menge des Zuckers, Tobacks, und allerhand Farb-Holtzes, wovon die Europäer
giossen Profit machen.
DerUrsprung der Ameriker ist unter den Gelehrten überaus streitig; Am glaubwürdigsten ist, dass America aus Asien, der Mutter al-
ler Völcker bevölekert vvorden, weil dasselbe auch gegen Abend zu, da es Asia gegen über lieget .durchgehends mehr bewohnet gevvesen, als
gegen Morgen zu.
Die Spanier haben sich zwar angelegen seyn lassen, das Christenthum in A merica auszubreiten, es ist auch dasselbe in ihren unterhabenden
Ländern ziemlich fortgepflantzet vvorden, dass gantze Listhümer darinnen angerichtet; jedoch ist der giöfle Theil von den Arnericanernnoch
Heydnisch, dahero man mehr Erdfarbne als goldne t unckte darauf antrifft.
 
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