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Köhler, Franz Heinrich Köhler; Köhler, Franz Heinrich [Hrsg.]; Koehler, Karl Franz [Bearb.]
Urbs Roma: Ansichten der Tempel, Paläste, Theater, Amphitheater, Triumphbogen, Porticus, Circi, Naumachieen, Basilicae, Grabmäler, Wasserleitungen, Thore, Bäder, Ehrensäulen, Obelisken etc. — Leipzig: Verlag von Karl Franz Köhler, 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.66892#0020
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Tab. XXII. Arcus Septimii Severi minor
in foro boario. Regio VIII.
Der Inschrift zufolge ward dieser kleine Bogen von den
Kaufleuten und Wechslern des Forum boarium dein Sept. Seve-
rus, seiner Gattin Julia und seinem Sohne Caracalla errichtet.
Er steht nicht weit vom Janusbogen und bezeichnet wahrschein-
lich den Ort, wo die Triumphzüge vorbeigingen, da wir wis-
sen, dass sie durch dieses Forum sich auf ihrem Wege zum
Circus Maximus bewegten. — Auf dem Bogen bemerkt man
einige Basreliefs, und jeder Theil desselben ist mit Zierrathen
in sehr reichem Styl überladen. Die Capitäler und Pilaster
gehören zur zusammengesetzten Sänlenordnung. In einigen
Basreliefs lässt sich noch die Figur des Caracalla und seines
Vaters Severus erkennen; die des Geta ist vertilgt, wie sein
Name, der in der Inschrift befindlich war, folglich dasselbe
Schicksal hatte, wie bei dem Tab. XVII. abgebildeten grossen
Bogen desselben Kaisers. — Er steht noch jetzt,jedoch nicht
ganz frei, da sich eine Seite mit der Kirche S. Georgio in
Velabro verbindet, wodurch viele von seinen schönen Ornamen-
ten mit vermauert worden sind.
Tab. XXIII. Pantheon Agrippae.
Regio IX.
Im Jahre 26. v. Chr. ward dieses berühmte Gebäude zu
Ehren des Siegs des Augustus über den Antonius von Agrippa
auf dem Marsfelde (siehe Tab. VI.) aufgeführt, und allen Göt-
tern , insbesondere aber dem rächenden Jupiter gewidmet. —
Es bildet eine einzige grosse Rotunde mit einem prächtigen
Kuppelgewölbe, welches sein Licht durch die oben befindliche
Oeffnung (Ochsenauge) erhielt. Die hohe Kuppel sollte ein
Bild des Himmelsgewölbes darstellen, den Wohnsitz aller Göt-
ter , denen es geweihet war und wroher der Namensursprung
abgeleitet wird. Die Höhe des ganzen Gebäudes beträgt 144
küss und ebensoviel auch dessen Durchmesser; von aussen war
es ganz mit Marmor bekleidet, die Kuppel mit Bronze, nach
Pomponius Laetus gar mit Silberplatten belegt. Im Innern waren
unten 8 grosse Nischen, vor diesen befanden sich Säulen mit
Kapitalem von syrakusanischem Erze, auf diesen standen vor-
trefflich gearbeitete Caryatiden; hierauf lief ein mit einem Re-
lief verzierter Giebel um die Wölbung, auf welchem wieder
zahlreiche Statüen standen, die aber wegen der Höhe schwer
zu erkennen waren. Von den Statüen, welche das Innere
schmückten, w erden folgende namentlich aufgeführt: die des
Mars, der Venus und des vergötterten Julius Cäsar. In der
Vorhalle stand die des Erbauers Agrippa und die des Augustus.
Die übrigen haben wahrscheinlich aus mythologischen Personen
bestanden. Eine Hauptzierde des Gebäudes ist vorzüglich der
wahrhaft majestätische Porticus von 110 Fuss Länge und 44 F.
Tiefe, von 16 Säulen korinthischer Ordnung getragen. Eine
jede dieser Säulen besteht aus einem Stück von orientalischem
Granit, 42 Fuss hoch ohne die Basen und die Capitäler, die aus
weissem Marmor bestehen. Das Dach dieses Porticus w ar, gleich
dem des Hauptgebäudes, mit Kupfer gedeckt. — Obwohl die-
ser Tempel öfters durch Brand und Ueberschwemmungen der
Tiber gelitten hat, so ist er doch dasjenige Gebäude, welches
sich von allen übrigen am besten erhalten hat. Die Hauptver-
schiedenheiten zw ischen sonst und jetzt sind folgende: sonst
stand das Gebäude frei, war mit Marmor bekleidet und mit
Kupfer gedeckt, — jetzt ist es von kleinen Wohngebäuden um-
geben, der Marmorbekleidung beraubt und mit Blei gedeckt,
auch wurden unter Papst Urban VIII. durch den berühmten Ber-
nini zwei Glockenthürme auf die Vorhalle gesetzt, wodurch
das Aeussere sehr an Ansehn verloren hat.

Das Pantheon ist gegenwärtig unter dem Namen der Ro«=
tonda bekannt, nachdem es im J. 607 vom Papst Bonifacios IV.
zu einer christlichen, der h. Jungfrau gewidmeten Kirche ge-
weiht wurde; bei welcher Gelegenheit von verschiedenen Kirch-
höfen alle Gebeine der Märtyrer und Heiligen auf mehr als 28
Wagen hergeführt und hier beigesetzt w urden, w ovon die Kirche
auch den Beinamen ad Martyres erhielt. An den innern und
äussern Verzierungen des Gebäudes sind gleichfalls grosse Ver-
änderungen vorgefallen, da natürlich bei der Verwandlung in
einen christlichen Tempel alle heidnischen Ausschmückungen
entfernt wurden. Die theilweise vergoldeten Platten der Dach-
bedeckung der Kuppel und Vorhalle liess Kaiser Constans nach
Constantinopel bringen, wohin auch die schönsten Statüen
wandern mussten; von den bronzenen Säulenkapitälern kam
vieles nach Sizilien; alles übrige Metall, womit das Gebäude
von Innen und Aussen bekleidet war, liess Papst Urban VIII.
wegnehmen und einschmelzen und daraus 110 Kanonen für die
Engelsburg und die vier ungeheuren gewundenen Säulen nebst
dem erzenen Baldachin über dem Hochaltar der Peterskirche
giessen.
Tab. XXIV. 1) Serapium.
(Siehe Isidis Templum. Tab. XVIII.)
2) Circus Maximus.
Regio XL
Nach einem Kriege mit den Latinern, erzählt Livius I, 35.
und nach Einnahme der Stadt Appiolae, in weicher eine über
Erwarten ansehnliche Beute gemacht war, gab der König Tar-
quinius Priscus die bisher gebräuchlichen Spiele mit mehr Pracht
und Feierlichkeit, als es unter seinen Vorfahren geschehen war.
Damals wurde zuerst der Platz für den Circus eingerichtet, der
später vorzugsweise der Circus maximus hiess, und nach wel-
chem Augustus die 1 Ite Region benannte.
Es war diese Stelle im murtischen Thale zwischen dem
Palatinus und Aventinus, und derselbe Platz, wo einst Romulus
die Spiele gab, w ährend welcher die Sabinerinnen geraubt
wurden. Das Gebäude nahm an Umfang und Pracht der Aus-
schmückung mit den Spielen zu, welche anfangs als ludi romani
nur jährlich gefeiert wurden, und in welchen sich meist hetru-
rische Faustkämpfer und Wettrenner sehen liessen. Diese ein-
fache seltene Feierlichkeit bildete sich späterhin immer mehr aus
und w7ard, besonders als die Kaiser sie in Feste, die sehr häu-
fig und mit grösster Pracht gegeben wurden, verwandelten,
eine zum unentbehrlichen Bedürfniss gewordene Volksergötz-
lichkeit. — Tarquinius legte zuerst rings im Kreis herum (da-
her der Name Circus) feste Sitzplätze für die Zuschauer an,
welche früher den Spielen stehend zusahen. Im J. R- 390 tra-
ten zuerst tuscische T änzer in dem Circus auf, und gaben auf
Veranlassung der damals wüthenden Pest den scenischen Spie-
len ihren Ursprung, die nicht allein damals, sondern auch noch
lange nachher im Circus Maximus gegeben wurden. Seit 655
wurden auch Kämpfe zwischen Elephanten und Menschen im
Circus gegeben, jedoch nicht häufig, da es zu gefährlich war
und die Zuschauer durch die wüthenden Thiere oft in Angst
und Gefahr gesetzt wurden. Aus diesem Grunde liess Julius
Caesar, der als Dictator ähnliche Kämpfe geben wollte, einen
Wassergraben (Furipus) von 10 Fuss Breite und gleicher liefe
vor den Sitzen der Zuschauer um die ganae Arena ziehen, wel-
chen jedoch später Nero wieder zuschütten liess. Julius Caesar
war es auch, der den Circus um ein Bedeutendes ausdehnte,
ihm die Gestalt gab, welche er nachher fortw ährend behielt,
und dies grosse Bauwerk zu einem der schönsten und bewun-
 
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