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Köhler, Franz Heinrich; Köhler, Franz Heinrich [Hrsg.]; Piranesi, Giovanni Battista [Bearb.]; Köhler, Franz Heinrich [Mitarb.]
Malerische Wanderungen durch die Alterthümer in Rom und der Campagna: nach den Schilderungen von Adler, Bonstetten, Fr. Brun, Bruton, Kephalides, Kotzebue, Matthisson, Chr. Müller, Neigebaur, E. v. d. Recke, Sachse, Sickler u.A. (Theil 2): mit 42 Ansichten nach den Zeichnungen von G. Piranesi — Leipzig: Selbstverl. des Hrsg., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.67246#0036
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Rom die Weltu scheint sich bis jetzt zu bewähren. Kaum
glaubt man die Trümmer eines einzigen Gebäudes zu er-
blicken; seine majestätischen Ueberreste wirken be-
sonders jetzt durch die tiefe ewige Stille, die es rings
umgiebt, noch ungleich stärker und eindrucksvoller auf
des Beschauenden Gemüth. Vergleicht man den gegen-
wärtigen Zustand des Gebäudes mit seinem ehemaligen,
so sieht man, dass fast zwei Drittheile von seinen Steinen
an ihm fehlen. Der Sage nach litt es viel von Erdbeben,
und eine lange Zeit hindurch diente es den Römern als
Steinbruch, aus welchen das neuere Rom seine schön?-
Sten Bausteine genommen hat. Der Palast Farnese, der
St. Marcus Palast, der Palast der Cancellaria und der
Hafen Ripetta sind alle aus den Steinen des Colosseums
errichtet. Selbst die Klammern von Eisen und Kupfer,
welche die grossen Travertinblöcke verbanden, wurden
herausgebrochen, wie man aus den vielen zwischen den
Steinen befindlichen Höhlen sieht. Es ist über die Ent-
stehung dieser Löcher eine grosse Meinungsverschieden-
heit entstanden; die so eben erwähnte Beraubung mag
jedoch die Hauptursache gewesen seyn. Doch mag nicht
blosse Raubsucht die Römer zur Zerstörung ihres schön-
sten Monuments bewogen haben. Während der bürger-
lichen Kämpfe, die Rom in dem Mittelalter verwüsteten,
benutzten es die Anführer der verschiedenen Partheien
als Festung, und es lässt sich denken, dass die rohen
Miethtruppen eben nicht sehr schonend damit verfahren
sind. Noch eine grössere Ursache des Ruins des Colos-
seums war die im 14ten und löten Jahrhunderte herr-
 
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