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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1849 (Nr. 47-58)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1500#0048
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voa Gciffel, begleitet vo» dem päpstliche» NuncmS »ud »ielen anderen
Bischöfen nnd hohen Gcistlichen, dem durchö westliche Haupt-Portal ein-
tretenden Könige Friedrich Wilhelm lV. vou Prcußen, so wie dem ihn
Legleitenden deutscheu Reichöverweser Erzherzog Johann vo» Oesterreich
entgegcn gehen. Neben dieser sehr lebendige» und auödrucksvollen Dar-
stellung sieht ma» rechtS daS ueu aufgebaute Qucrschiff und linkS daS
»ördliche ueu gewölbte Srirenschiff deS DomeS iu schöncr Perspective
asfgefaßt.

Snten liuks crscheint der ReichSverweser aus dem Balcone des von
Wittgenstein'schcn HcmseS ,'n der Trankgaffe iu dem Augenblicke, als ihm
eiu höchst großartiger Fackelzug von dcn Dombau-Freunden gebracht wird,
»nd zu welchen der ReichSverweser die oberhalb aufgezeichneten Worte
sprichl: „Meine lieben Freunde! Euer Dom ist daS Symbol dcs großen
BaterlandeS, daS wir baucu sollen. Da muß Friede, Orduung, Ruhe
uusere erste Sorge sein. Die Eintracht aber sei unsere Führerin. Dazu
gebe Gott Scineu Schotz! Jch dauke nochmals für den freuudlichen, herz-
lichen Empfang "

Rebe» diesem Bilde rechtS ist der mit bengalischen Flammen erleuchtete
Dom über der iuS nächtliche Dunkel gehüllten Stadt dargestellt. Endlich
rechtS unteu finde» wir unS im Eürzenich, «o Kölns wackere Bürger ein
grvßeS Festmahl veraustaltet haben, um ihre» Köuig mit seinem hohen
Gaste dem ReichSverwescr und den Abgeordneten der frankfurter uud dcr
berliuer Natiooal-Dersammluog, treuherzig zu bewirthen. Die Liebe und
Begeisterung, welche fich bei dieser Gelegcuheit für den König inmitten
ciner so schwer bewegten Zeit auSsprach, bleibt «nvergcßlich bei allen,
welche au diesem Feste Theil nahmen.

Die schöne Original-Zeichnong dieseS hier kurz beschricbeuen, in seder
Hinficht so werthvvllen GedeukblattcS hat der Herr Graf von Fürsten-
berg-Stammheim erworben; imgleichem ist ihm die im Wege höchst gelun-
gener Lithographie veranstaltete Nachbildung dieseS KunstwerkeS gewid-
met. Der PreiS eiues BlatteS beträgt 2 Thlr., und wir laden daher un-
scre geehrten Mitbürger hiermit zur Subscription ergebenst ein, wozu
die Listen im Secretariate uusereS Central-Dombau-Vereins offenliegen.

Kirchen unb kirchlichc Alterthümer, oder Kunstwerke
in Osnabrück.

Bon Prisac. »

Ein inniges und durch nichtS zu vertilgendeS Mitgefühl verbindet
mich mit den von Karl dem Großen im nördlichcn Deutschland unter
den Sachsen gemachten kirchlichen Stistungen. Deutsch durch uud durch,
jcdem Stamme sein Recht gewährend, und darum allem abgeneigt, was ir-
gend nach franzöfischcr Centralisatiou auSsieht, habe ich i» guten, wie in
bösen Tagen Jahre lang an dem Grabe deS h. Ludwig gebetet, und so
vft ich nach Münster komme, fühle ich, welch ein gewaltigeSund geheim-
»ißvolles Band mich mit dcm dortigen CleruS verbindet. Jch hätte eS
daher schvn läugst übernehmen sollen, den Kirchen und kirchlichen Bau-
werken sencr Stadt eine Stelle in dem „Köloer Domblatte" z« widmen,
die in einer wilden, verheerenden Zeit, welche unter unseren Augen dem
Chn'stenthume und mit ihm der Civilisation den Uutergang drohte, fast
der einzige Haltpunct von christlicher Wifsenschaft und Bildung gewesen.
Allein ich war zuerst in Münster in dem Freudenrausche deS bischöflichen
Jubelfestes, und meine Notizen, obgleich mit der Korgfalt gemacht, wie
fie unter solchen Umständen nur möglich sein konntcn, reichten nicht hin
für die Bedeutsamkeit jener Denkmale, und wenn ich auch die Stadt
süngst zum zweiten Male sah, so wage ich doch auch setzt noch »icht,
etwaS AuSführlicheS über ihren höchst interessanten Dom, über die nied-
lichen Arbeiten au der Lamberti-Kirche, dem zierlichen Rathhaus-Giebel,
die Eigenthümlichkeiten Ler Ludgeri-Kirche, so wie dcu herrlichen Bau
von Liebfrauen über dem Waffer zu meloen. Kenner werden in diesen
Werke» manchen Genuß finden, Unerfahrene herrliche Gegcnstände deS
Studiums, um so mehr, wenn sie daS Glück haben sollten, der Unter-
weisung «nd Leitung eineS kirchlichcn Oberhirte» zu genießen, der in
Augelegeuheiten der christlichen Kuust ein so ausgezeichueter Meister ist.
Damit iudeß mein süngster Auöflug nach Westfalen nicht ganz ungenutzt
blribe, wiü ich mer'ue Beobachtungen üher daS niederschreibcn, waS r'ch
in OSnabrück sah, einer Stadt, welche wie in alte», so iu ueuen Tagen
keineswegS eiue der geringsten Zierden der katholischen Kirche in sich ge-
faßt. Jcne Beobachtungen ksnuten freilich nur sehr flüchtig ser'n, denn
waS iu Müuster der Fall, das traf auch hier wieder ein. Jch sah Osna-
brück nur auf zwei Tage, uud zwar wiederum an Festtagen, die, so er-
freulich sie immer sein mochtc» für die dortigen Katholike», doch nicht so
ganz günstig waren zu bedeutenden künstlerischeu und kunsthistorischen
Beobachtungen.

Vvn den kirchlichen Bauwerkcn sener Stadt, die durch JustuS Möser,
eioen Staatsmann, dem die Verfaffungs-Fabricanten der neueren Zeit
daS Waffer uicht rei'chen können, fast eben so merkwürdig gewordeu und
eiuen erfrculichen Ruhm erlangt, alS sie daS traurige Audenkeu deS west-
fälischeu FriedcnS machen kounte, sind es besonderS vier, welche die Auf-
Werksamkeit des Kunstverstäodigen und deS Frenndes des christlichen Al-
terthameS in Anspruch nehmen. Sie sind: die Domkirche, die Johanuis-
Kirche am cntgegengesetzteu Ende der L-täst, die Liebfraucn-Kirche in der
Nähe des DomcS, uud vie Katharinen-Kirche. Erstere beide siud in den
Händcn der Katholiken, die letztcren in senen der Protestanten.

Die Domkirche ist em Dauwerk mittlerer Größe, seinen ursprünglichen
Bestandtheilen nach höchst wahrscheiiflich im 12. Jahrhundert oder, ba
man in j'enen uördlichen Gegendcn noch ein paar Jahrzehende an dem vor-
rsndrne» Bsust-lr ftsthi'elt, ;m Asfange drtz 13, Lchrhundrrt« rrrichtet,

Sie hat m der Techni'k vi'el von der Kirche zu Reuß, vo» der fie sedoch
im Grundriß, wie im Aufrisse wrseutlich abweicht. Jn der Constructio»
findet fich dagegcn viel Aehnlichkeit mit der Kirche von St. AndreaS z»
Köl», mit dem Uuterschiede sedoch, daß um daS Chor cin Umgang ge-
baut ist und au dem westlichen Portale zwci Thürme stehen. ErstereS konnte
vielleicht auch in Köln der Fall gewesen sein, da daS gegenwärtige Chor
ncu ist. Der Kuppelthurm über dem KreuzeSarme der Domkirche zu
Osnabrück ist ganz im Style und in der Anffaffung vo» St. AudreaS is
Köln; auch daS westliche Querschiff, wenu wr'r eS uoch r'n seincr ursprüng.
lichen Gestalt erhalten hätten, würde so sei». Wenu ich aöcr sage, daß
die Technik deS oSnabrücker DomeS viel vou der KLrche z« Neuß habe,
so ist dieses von der Lci'chtigkeit z» verstehen «nd senen gefälligen Ber-
hältniffe», i» denen der crwähnte Dom gebaut ist. Anch muß man fich
hütcn, eine Kirche in schönen Quadersteinen mit eiuer solche», die in
Tnfsteinen erbaut ist, zu vergleichen. Eigenthümlich «nd ganz abweicheud
von alleu Kirchen am Lheine ist dieselbe auch wieder darin, daß die
Schlußwand des ChoreS und der KreuzeSarm nicht rund, nicht drei- vder
fünseckig geschloffeo, sondern Ln geradem Felde fortläuft und im Chore
sowohl an der Hinterwand, alS wie linkS und rechtS mit drei schönen Bogen
verziert ist. Wollen Sie eine ungefähre Vorstellung der Kirche im Aeuße-
ren haben, so denkcn Sie Sich eine Kirche i'n Basilikessorm, etwa wie
der Dom zu Pisa, mit dem die Kirche auch sonst noch einige Vcrwandt-
schast hat, die ehemalige Kirche in Heisterbach, m masfiven Quaderu vou
gelblichem Sandsteine erbant, aber AlleS srisch und scharf gehalten. Um
daS Langschiff laufen Boacn- nnd Säuleustellungen zwischcn dem Dache
deS Haupt- und NebenschiffeS. Ueber dem Kreuze steht der achteckige,
aber etwaS stumpfe Thurm, mit abgestumpftem Helme, an der Westseite
zwei höhere Thürme von leider uugleichen Verhältniffe», nämlich der
Nordthnrm ctwaS schmächtiger, von gleicher Bauzeit mit der Kirche, nur
mit unpaffenden Restaurationen, die zu gleicher Zeit auf daS Qucrschiff
übergegangen sind und die schöne Harmonie, namentlich der fortlaufende»
Galerie, stören. Gegen Süden müffen Sie Sich einen massenhafteren
Thnrm denken, im Spitzbogen-System dcs 14. oder 15. JahrhundertS,
mit einer Kupserbedachung des 17. oder 18. JahrhundertS, aber AlleS roh
und ohne weitere Decoration, als eben nothwendig, um Licht hinein z»
bringen. Zwischen beiden Thürmen ist ein kleines Portal und über dem-
selbe» eine Rose, die gewiß zu einer späteren Zeit beim Baue deS Süd-
thurmeS eingesetzt woroen, bei welcher Gelegenheit man den» auch über
daS allerdingS sehr dürstige Portal sene Bogenverzierung setzte, welche
in der Kunstsprache keiaeSwegS unter einem ästhetischen Namen bekannt
ist uud mit ficherem Blicke die Gründungszeit erkenneu läßt.

(Schluß folgt.)

Das Dvmbild betreffend.

llnser Dombild, dic Perle der kölnischen Malerschulc, hat bekanntlich
schon gar viele kritische Federn in Bewegung gesetzt, uud dennoch ruht
immer uoch auf dcm Künstler, welcher eS geschaffen hat, daSselbe Dunkel.
Es war eben daS Eigenthümliche jener Zeit »nv ein Hauptgrund ihrer
Größe, daß der Meister in seinem Werke, daS Werk aber in seiner Be-
stimmung aufgi'ng; nicht daS liebe Jch, sondern der Schöpscr nnd Erlö-
ser dieseS JchS bildete den Angelpunct aller Bestrebungen auf dem Kunst-
gebiete. Die Geschichte aber ist in ihrenr Rechte, wenn sie »icht rastet,
biS sie von der Vergangenheit den Schleier hinweggezogen und scdem
Ding seinen Namen und sein Datum gegeben hat. Und so möge den»
auch in Bctreff deS Dombilces die Notiz hier Platz greifeo, daß das Er°
gebniß der alleroeuesten, v?n einem Hcrrn Bochart angcstellte» Forschuu-
gen dahin gebt, daß ein Schüler deS MeisterS Wilhelm, NarnensH irtz,
der Maler deS BildeS ist. Hr. Bochart schließt dieö hauptsächlich darauS,
daß auf dem rechten Flügelbilde, unterhalb der Iigur deö h. Gcreou, ein
Hirschkäfer (Hirtzkäfer uach der alten Mundart) abgebildet sei, wvriu er
daü Monogramm dcs geriarmtcn KünstlerS erkenut. Wir wollen unserer-
seitS die etwaS kecke Hypothese auf ihrem Werthe beruhe» laffen »nd
verweifen die-enige», welche fich für daS Nähere intcresfiren, auf des 16.
Band Nr. 10 der BulletinS der .^csSeiuis ro^-iis uo »eiAiguo, wo fich
die betreffende Abhandlung findet. A. R.

Dombau Angelegsnheiten.

Um den Besuchcrn deS DomeS sederzeit Gelegenheit zn bieten, Bei-
träge sür den Fortbau deSselben abzugeben, sind in dem Laughause LeS
DomeS fünf Opferstöcke mit der Aufschrift: „Zum Fortbaue deS
D omeS", angebracht wordcn, deren Jnhalt in die Dombau-Caffe fließt.

Jndem wir dem Publicum hiervon Kenntniß zu geben unS beehren,
ersuche» wir unsere verehrlichen Mitbürger, die etwa in ihrer Begleitmig
dcn Dom besichtigenden Frcmden aus diese Opferstöcke aufmerksam z»
machen und hiedurch behülflich zu sein, von der durch den Aublick deS
DomeS erweckteu Theilnahme reichliche Früchte zu ärnten.

Köl», im November 1849.

Der Verwaltungs-Ausschuß
des Central - Dombau - Vereiss.

Vcrantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont i'n Köln.

Dmck und Commisffons-Berl-g te« Verlrgers der Kölnischm Zeitung,
M. DuMvnk-Schauberg,
 
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