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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1852 (Nr. 84-94)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1512#0019
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DombaneS veranstalteten! Es mag mcht unpasseud sein, die Worstande
der Hülfsvereine zu ersuchen, den ihnen nahe stehenden musicalischen
Wereinen die Veranlassung zu bieten, da an der Bereitwilligkeit derselben
wohl nicht gezweifelt werden kann.

IX. Kunst-Ausstellungen zum Besten des Dombaues haben wie gewöhnlich
Seitens des hiesigen und des düsseldorfer Kunstvereins Statt gefunden
und 33 Thlr., resp. 44 Lhlr. 5 Sgr. eingebracht. Hierzn kommt der von
Frau Witwe Leven uns übergebene Ertrag von der Ausstellung des
Dom-Models mit 162Khlrn. lö Sgr., und die von Sr. Maj. dem Kü'nige
von Baiern auf den Äntrag des Berwaltungs-AuSschusses huldvoll be-
willigte Ausstellung des koloffalen baierischen Lö'wen, welche bis jetzt
bereits mehr als 100 Lhlr. für den Dombau eingebracht hat. Das Re-
sultat der an Sonn- »nd Feiertagen Statt findenden Collecte an den
Dompforten, so wie der im Dome fur den Bau angsbrachten Opferkasten
ist vom Mai des verfloffenen Jahres bis heute 1326 Thlr. 7 Sgr.
7 Pf.; die ganze Sammlung hat seit ihrer Eröffnung im November 1848
die Höhe von 2848 Thlrn. 10 Sgr. 9 Pf. erreicht.

X. Endlich hat der Dombau-Verein im verflossenen Jahre zwei Wermacht-
nisse erhalten: das erste von Hrn. Pfarrer Tholey im Betrage von 100
Thlrn.; das andere durch den ehemaligen Notar A. Offermann in Köln,
welcher in seinem Testamente verordnete, Laß aus Len Rcvenuen von den
der Armenverwaltung vermachten Grundstücken, unter EinseHung seiner
Ehegattin als NnHnießerin, jahrlich 100 Thlr. für dcn Dombau bis zur
Wollendung der Thürme ausgezahlt werden sollen.

XI. Das Ehreubuch weis't als außergewöhnliche Zahlungen auf: 1150
Thlr. zur Besoldung von SteinmeHen, 3 BeitrLge von 100, 13 von 50,

1 von 40, 1 von 33'/z, 1 von 30, 1 von 26, 6 von 25, 6 von 20, 2 von
15, 2 von 12, 5 von 10, 2 von 8, 1 von 6, 19 von 5 «nd noch einige
unter 5 Khalern. Dcr Worstand hat gegründete Hoffnung, anzunehmen,
daß in Liesem Zahre noch mehrere Einzeichnungen Statt sinden werden.

Habe ich in dem Bisherigen Sie mit den bereits cingegangenen Resul-
taten nnserer Hülfsquellen bekannt gemacht, so darf rch nicht unterlassen,
Sie noch auf eine hinzuweisen, dre seit der letzten General-Wersammlung
entstanden ist und in kurzer Frist sich in unsere Casse ergießen wird. Das
ist die unter dem Clerus der Erzdiözese neu errichtete St. Petri-Brudsr-
schaft, welche am Worabend des Fcstes St. Petri und Pauli durch Seine
Eminenz den Herrn Cardinal und Erzbischof in feierlicher Weise die
kirchliche Genehmiguug erhalten hat. Die Statnten derselben sind durch
das ,.Domblatt" (Nr. 81 und 84) bekannt. Das diesjährige Fest der
beiden Apostelfürsten wird den Eifer unseres hochw. Diözesan-Clerus
für seine Metropole uns in dieser Weise bekunden.

Die rege Kheilnahme der Bereinsgenossen für die Wollendung unseres
Domes hat sich im Laufe des leHten Iahres auch durch mehrfache Wor-
schläge, neue Einnahmen zu gewinnen, kund gegeben. Ein vom Hrn.
Prof. I>. Walter in Bonn eingebrachter Worschlag zur Errichtung einer
Zahlen-Lotterie Hat eine reifliche Erwägung im Worstande gefunden, ist
aber nicht zur Ausführung gekommen, weil der Ungewißheit des Gclin-
gens gegenüber die Gefahr erkannt wurde, Laß die bisher für den Dom-
bau fließendcn Mittel ins Stvckcn gerathen und so Lie Grundlagen des
bestehenden Bereins erschüttert werden kö'nnten.

Ein anderer Lurch Hrn. v. Wvsen eingebrachter, von Hrn. Mevissen mo«
dificirter Antrag auf Enn'ttirung von Papiergeld beschä'ftigt gegenwär-
ti'g noch deir Borstand in Berbindnng mit der städtischen Behörde.

Die Gesammtsumme aller Einnahmen seit der leHten General-Wer-
sammlüng ist 34,357 Thlr. 13 Sgr. 4 Pf., wovon 30,000 Thlr. zum
Fortbau des Domcs in die'Hände Sr. Eminen; Les Hrn. Cardinals und
Erzbischofs abgeliefert worden sind, — ein Resultat, welches in Hinsicht
auf das der früheren Jahre nicht allein ein befriedigendes, sondern ein
recht erfreuliches genannt zu werdcn verdient, und welches zeigt, was
der Dombau-Verein leisten kann, wenn er die in ihm vorhandene Kraft
rege macht.

Wenden wir nun unseren Blick auf das Domgebäude selbst hin, so
fallen die herrlichen Fortschritte des Werkes in die Augen, welche durch
die vereinten Mittel dcr Königlichen Staats-Regierung und des Central-
Dombau-Bereins zu Tage gcbracht sind.

„Jm Jahre 1851 sind im Allgcmeinen folgende Arbeiten zur Ausfüh-
rung gekommen:

„4. Für Kö'nigliche Rechnung.

,,o) Aufbau des südlichcn Kreuzgiebels.

„Der südliche Kreuzgiebel am Querschiff ist bi's zur Dachgleiche des
hohen Chores aufgeführt und mit dem Blätterkranz-Gesims und Deck-
steinen vollständig aufgebaut, so daß hier die Bauthätigkeit bis zur spä-
tercn Aufrichtung des Dachgiebels ruhen bleibt, indcm diefe Arbeit nur
mit dem Dachwerk gleichzeitig zur Ausführung kommen kann.

,,b) Aufbau der Umfassungsmauern Les Mittelschiffes im Langhanse
und südlichen Kreuzflügel.

„Es sind hier Lie Pfeiler am Langhause und der Eckpfeiler am Quer-
schiff um 24 Fuß erhö'ht worden und haben bereits eine Gesammthöhe
von 130 Fuß erreicht. Diese Pfeiler bilden hier die Gewölbanfange, und
sind daher mit den nach allen Richtungen hin sich verzweigende» Gur-
ten und Gräten, so wie mit den für die Strebebogen nöthigen Unter-
stlltzungssäulen und Anschlüssen ganz von reich profilirtem Quaderwerk
ausgeführt. Die eigenthümliche Formen-Entwicklung, bcdingt durch die zur
Auflage der Gewölbe bestimmten Auskragungen, veranlaßte eine sehr
schwierige und kunstvolle Construction, und gehö'ren Liese Arbeiten zu
den schwierigsten Aufgaben des Steinschnittes. Die aufgebauten Quader-
schichten mußten nicht nur in horizontaler Lage, sondern auch nach ihrer
Höhe sorgfaltig durch Metall-Werbindungen befsstigt werden, um den
Wirkungen Ler darauf später anzulegenden Gewölbe gehörigen Wider-
stand zu leisten.

,,e) Bau des nö'rdlichen Thurmes.

„Hier sind die beiden inneren Gewölbpfeiler über Len schon früher
angelegten Hanstein-Sockeln bis auf 38 Fuß ganz in berkumer Quader-
steinen mit dem reichen Gliederwerk nack Maßgabe des südlichen Kbur-
mes aufgebaut worden. Für Lie Portalhalle wurden die Steinvorrathe
beschafft und theilweise zugcrichtet, um deren Aufbau im Jahre 1852
fortzusetze».

„ll. Für Rcchnung der Dombau-Vereine.

„Wom Anfange des Fortbaues des Domes sind die WereinSmittes auf
den Dau der Nordseite verwendet worden.

„Zu Ende des Jahres 1850 hatte der nördliche Kreuzgiebel eine Höhe
von 113 Fuß erreicht und ist in dem Jahre 1851 mit außerordentlicher
Kraftanstreugung ebenfalls br's zur Dachgleiche des Chores, übereinstim-
mend mit der Südseite, fortgeführt und mit dem Kranzgesims abgedeckt
worden. Dis großen Steinmaffen Ler reich gegliederten Hauptpfeiler, das
großartige Fenster zwischen denselben, mit zierlichem Maßwerk gefüllt,
die schwierigen AnsLtze der Giebelgesimse mit Blalterwerk und die Con-
struction der Gurt- und Entlastungsbogen erfordcrten große Sorgfalt
bei der Ausführung.

„Außer diesem sehr bedeutendcn Bautheile wurden ferner die nördli-
chen Gewö'lbpfeiler in der Umfassungsmauer Les Langschiffes bis zur
Capitälhöhe der Gurtbogen bis auf 118 Fuß hoch aufgebaut."

Dies alles aber, was die in Kö'ln wohnenden Mitglieder täglich wahk-
nehmen, wird sich Jhnen, meine Herren von den auswärtigen Vereinen!
klac und deutlich vor Augen stellen, wenn Sie heute Nachmittags den
Dom selbst besteigen und die Hände der Werkleute beschäftigt sehen, die
im Stabwerk vollendeten Fenster des Langschiffes einzuwölben. Dort
schwindet jeder Zweifel an der Wollendung dcs Werkes, und wenn Sie
dann heimgekehrt Jemanden finden, der an die baldige Bollendung des
kö'lner Domes nicht glauben will, den laden Sie ern, im Jahre 1854
hisher zu kommen, um das Däch zu sehen, das die zwischen dem hohen
Chore und dem Khurm so lange gewesene Kluft ausfüllen wird. Für
nns, merne Herren! ist nicht mehr das Wort: „der Dom kann vollendet
werden" — wir fprechen auch bereits nicht mehr: „er soll vollendet
werden", womit wir vor einigen Zahren noch unseren Willen zum heili-
gen Gelöbniß machten, sonderii jcHt heißt es: „er muß vollendet wer-
den!" Möge den» Zeder von uns nun die Kraft entwickeln, wozu die
Nothwendigkeit dsn Merrschen fähig macht! Mö'ge Jeder thun, was er
vermag! Denn-der Dom muß vollendet werden!

Nach dem Schlusse des Berichtes erklärt der Präsiderit, daß die
Rechnung, auf deren Grund der eben verlcsene Bericht abgestattet wor-
den ist, mit ihren Delegen den Wereins-Mitgliedern zur Einsicht hier
und auf dem Söcretariate offen liege. Diese Rechnung fei für Las Jahr
1851 vom Eaffen-Curatorium geprüft uud richtig befunden worden.

Da für heute keine besonderen Worschläge vorliegen, so fchreitet der
Präsident zur Erö'ffnung des Wahlgeschäfts. Er verlrefit die Ramen
der in dresem Jahre ausscheidenden Mitglieder; Liese find die Herren:

1) Paul Franck, beigeordneter Bürgermeister.

2) Ferd. Esser II., ALvocat-Anwalt.

3) >». Everh. v. Groote, RittergutsbesiHer.

4) Franz Heuser, Kaufmann.

5) I. Rolshausen, Ober-Regierungs-Rath.

6) A. Reicherisperger, Appcllstions-Gerichtsrath.

7) G. A. Bö'cker, Advocat-Anwatt.

8) v. Baudri, Bischof.

9) W. PüH, Gymnasial-Oberlehrer.

10) I. M. Farina, Kaufmann fgegenüber dem GülichSplaß).

Ferner sind frei'willig ausgeschieden Lie Herren:

11) Kaufmarm Phil. Engels.

12) Stadtbaumeister Harperath.

Darauf verkündet der Präsident die Namen der Scrutatoren,
welche theils vorher vom Worstande -estimmt worden waren, theils von
der General-Versammlung gewählt werden, iiämlich:

Für das 1. Bureau die Herren: Prof. Philipps, Hofrath Meurin »nd

Kaufmann Schmarre.

„ „ 2. „ „ „ Pfarrer Vill, Kaufmann Franffen und

Director Pepys.

„ -- 3. Profeffor Kreufer, 8tu4. Stryck und

Capellmeister Seibl.

5.

6.

Justizrath l>. Haass I., Pfarrer Prisac
auS Rheindorf und Frr'edensrichter
Fifchbach aus Bensberg.

Lehrer Breuer, Caplan v. Schlömer
nnd GutsbesiHer H. Kils aus Honnef.
Kunsthändler F. C- Eifen, Capla»
Sturm und Kaufmanii Melchior.

„ „ 7. „ „ „ Justizrath Hardung I., 8t»6. C. v.

Wittgenstcin und Kaufmanri SteffenS.
Die betreffenden Herren verfüg-n sich a» dre Bureaux.

Der Präsident erklärt hierauf das Wahlgeschäft fur eröffnet und
bemerkt, Laß dasselbe bis um 1 Uhr Nachmittags fortwä'hren und als-
Lann geschlossen werde.

Der Präsident theilt der Wersammlung mit, daß die für das hohe
Chor Les Domes in Arbeit befindlichci! Wandteppiche im Hause der Fra«
v. König für die auswärtigen Depntirten zuc Ansicht aufgestellt seien,
und ladet diese Herrsn ein, jeHt in Begleitung des WorstandeS diefe
werthvollen Kunstwerke in Augenschein zu nehmen.

Die auswärtigen Deputirten nehmen dankend diese Einladung an.

Um 1 Uhr wurde das Wahlgeschäft durch den Präsidenten für geschlos-
sen erklärt und darauf von den Scrutatoren das besondcre Protocoll
iber dcn Befund der Wahlzettel dem Worstande in der Person des Prä-
identen überrercht.

Der Präsident verkündet dcmgemäß als Rcsultat der Wahl:

Won 749 geltend gemachten Stimmen, worunter 272 dnrch 16 Woll-
machten vertreten waren. fielen auf die Herrcn:

1) Brfchof v. Baudri . . . .'.701 Stimme.

2) Advocat-Anwalt und Justizrath Esser II. . . 595 „

3) RlttergirksbesiHer v. Everh. v. Groote ... 672 „

4) beigeordneter Bürgermeistcr Pa ul Frairck . . 634

5) Ober-Regierungsrath I. Rolshausen . . . 633

6) Kaufmami Franz Heuser.. . 6»6 ,>

7) Adv.-Anw. und Gemeinde-Wcrördn. G. A. Böcker 607

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