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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1857 (Nr. 143-153)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1523#0030
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K ö l n.

Am )7. Auqust d. I. fand nach einem Hockamte !m Dome die feierliche
Uebergabc dcr bigher unoollendeien, für die beiden Felder an dcr Nordseite
deS HcchchoreS bestimmten Hälste der seidenen Wandstickereien an Se. Emi-
nenz den Herrn Cardinal und ErzbisLof und daS hochwürdige Metropolitan-
Domcapitel Statt. Dieselbc wurde mit eincr passenden Ar.rcde NamenS
der versammelten Schenkgeberinnen durch Herrn Justizrath Esser II.
eingeleitet. woraus Ee. Ennnenz der Herr Caidinal und Erzbiscbof Johannes
von Geiffel in ciner schönen Ansprache der Freude und dem Danke, zugleich
im Nomen dcS hochwürdigen DomcapitelS, AuSdruck verliehcn, dcm Geiste
deS MeisterS Herrn Ramboux. der das Werk cntworfen, so wie der That der
AuSführung unter Leitung der Frau Sonitätsrath König die gcbührende An-
erkennung spendeten, und in den herzlichsten Worten den Wunsch anschlosscn,
daß der Herr, dcffen HauS die frommen Geberinnen ausgeschmückt, ihnen
auch alle'Gaben und Gnaden schcnken möge, welche daS Glück eincd christ-
lichen Familie ausmachten.

Se. Eminenz ertheilten hierauf den Anwesenden dcn oberhirtlichen Segen.

Die früher bereits hinterlegte, reich auSgestattete Schcnkungs-Urkunde ist
in folgender Weise ergänzt worden:

Additamcut

zur Schenkungs-Urkunde vom 30. Mai 1854.
scf.Domblatt Nr.114.)

DaS Werk, welcheS kölnische Frauen und Jungfrauen am 3. Npril deS
JahrcS 1851 begonncn und Jnhalts der SchenkungS-Uckunde vom 30. Mai
1854 dem Dome zu Köln gewidmet haben, ist unter GotteS allmächtigem
Schutze gegenwärtig vollendet. Die nocki fchlende. in den beiden Feldern an
dcr Nordseite dcg Hochchorcs jetzt aufgestellte Hälste dcs WerkeS ist heute Sr.
Eminenz dem Herrn Cardinal und Erzbischof von Köln, JohanneS von
Gcifsel und dem hochwürdigcn Mctropolitan-Domcapitcl feierlichst übergeben
wordcn. Mit diesem Acte ist die srüher bereitS huldvoll genehmigte Schcnkung
vollständig vollzogen.

Köln, den 17. August 1857.

Der Vorstand:

sgez.) Frau König, geb. Schmitz. — Frau Witwe O.
MerkenS.— Agnes HaasS. — Caroline Esser II.,
geb. Esser. — Frau Sckumacher. — Frau Fast»
iragel. — Frau Witwe I. Greiß. — Fräul. H. Stein-
berger. — Frau Steinbüchel. — Ramboux. —
Esscr II. — Broix.

Nachtrag zum Berzeichnisse der Vereins-Mitglieder:

Fcau Schmidt-Peffenhausen.—Fräulein: I. MartenL. Mathilde
BernardS. Marie BernardS E. König. A. Weyer. C. v. Lava-
lette. I. Sonore. Schmitz. S. DuMont. I. König. I. Hund-
hausen. I. Hoös. H. HooS. A. Hellweg.

Die Ausfchmückung des Domes betreffeud *).

(Aus dem Organ für christl. Kunst, Nr. 16.)

„The Ecclesiologist" bringt in seinem Februar-Hefte eine Jkono-
graphiefürden kölnerDom von dem in der christlichen Kunst bcwähr-
ten Architekten W. BurgeS, alS Antwort auf eine, bezüglich diescS für den
ganzen Bau so höchst wichtigen Gegenstandcs im „Ecclesiologist' selbst von
Herrn A. Reichenspergec aufgeworsene Frage. Der Beantwortung der
Frage ist eine Skizze beigegeben, welche die gesammte bildliche Ausstatlung,
sowohl die rsin plasiischej alS die malerische, umsaßt. Eine nähere Kenntiüß
der von W. Burges getroffenen Anordnmig wicd den Lcsecn des Organs
gewiß willkommen sein. Beginnen wir mit der Plastik. An den Hauptpfeilern
Ler Werung bringt er die Standbilder der viec Evangelisten an. wenn auch
zwei derselben schön unter den Standbildern des Chöres vorkommcn, doch
dort nur als Apostel. Jn den Transepten sind die vier Doctoren der Kirche
angebracht, die Erklärer der Evangelisten und dann eine Folge von Local-
Heiligen, an denen Köln, das Rom des Norveus, so reich ist, als irgend eine
andere Stadt der Christenheit. Die beiden ersten Nischen. westlich der Vie-
rung im Langhause, das 16 Standbilder haben muß, sollen symbolische Sta-
tuen der Kirche und der Synagoge aufnehmen, nördlich die Kirche, da rechtS
vom Altare dis Ehrenseite der Kirchen ist, wie wir überhaupt in allen Kir-
chen deS Mütelalters an der Nordseite stetS die Darstellungen aus dem neuen
Testamente, und an dcr südlichen die aug dem alten finden. Die übrigen
Nischen deS Langschisses sollen die vier großen und die zwölf kleinen Pro-
pheten aufnehmen. Die polychromische NuSschmückung dec Figuren muß ein-

DaS Herandränqen der Frage, in welcher Art die Fenster deS Lang-
schiffeS unsereS Domeg auSzuschmücken stnd, gab Herrn A. Reichens-
perger Vecanlassung zu dem dieselbe im Allgemeinen behandelnden
Artikel in Nr. 138 des Domblattes. Jm Verfolge hat unter Andern
der londoner Architekt W. BucgeS — derselbe, welcher bei den Con-
currenzen zur Errichtung von gothischen Kirchen in Lille und Kon-
stantinopel jedesmal den ersten PreiS davon getragen, und zugleich einer
der ersten Kenner der chcistlichen Jkonographie — den Gegenstand
auSführlicher besprochen. Zndem wir seine Arbeit, worin die von Hrn.
A. ReichenSperper aufgestellten Grundzüge sich im Wesentlichen wie-
derfinden, den Lesern des DomblatteS auszugSweise mittheilen. bemer-
ken wir noch, daß Herr BurgeS im April-He'te deS „Ecclefiologist"
sOrgan der londoner Ecclesiological Socicty) sein ersteS Project in
der Art modistcirt hat, daß die auf daS neue Testament bezüglichen
Figuren nicht auf der Nord-, sondern auf dec Südseite anzubringen
seien, für welche Abänderung er gewichtige Autoritäten in Bezug nimmt.

facher gehalten werden, alg die der Apostel im Chore. Burges schlägt vor,
nur die Räudec der Gewänder zu malen, die Gewändec selbst aber mjt ganz
elnsachcn Mustern. Ueber dcm Triuwphbogen brinat ec den Heiland' am
Kreuze an, zu seiner Ncchten die heilige Jungfrau ünd links den heiligen
Zohanrns, ibncn zur Seite ein paar Seraphim, um den Raum zu füllen.

WaS nun die Glasmalereicn angeht, so ist Burges der Ansicht, dieJcder
theilen wird, daß in den Fenstern dcs LangschiffeS die niusivisch gehaltcnen
Ornamente, wie fis die Fenster dcs Chores zeigen, beibchalten werden müssen,
nur nicht jo reich in den Farben, mit Ausnohme des westlichen Schlußfen-
sterS und der Schlußfenstcr der Transepte. Jhre Mosaik muß eben so farben-
reich sein, wie tie im Chore, nüt zwei Reihen von Figurcn über einander.

Jm westlichen Hauptfcnstcc müßte eigentlich dns jüngste Gericht ange-
bracht werden, doch wird die malcrische Änordnung hier auf Schwierigkeiten
stoßen, da das Vlaßwerk aus einer Zeit heriührt, wo die Baumeister, wie
Burges sagt, nur Fenstecmaßwcrk zeichneten, um !hre Combinationen gel-
tend zu machen, nicht zur Aufnahme von Glasgemälden und zur Festigung
der Scheiben.^ Jn diescm Fenstermaßwerke ist in der Eintheilung kein 'mitt-
lerer Raum für die Gestalt unsercs Heilandes a!S Richter, weßhalb Burges
den Vorwurf dcs jüngsten Gerichtes für daS Hauptfenster dcS nördlichen
TrantepiS aufbewahrt hat. Er will in den sechg Fensterlicbtuugen dcS westli-
chen Hauptfensters im oberen Naume die sechS SchöpfungStage gemalt wissen,
die keine Haupt-Miitelstgur erheischeu. Jm uuleren Naume wären dcr Sün-
denfall und die Patriarchen: Noah, Abraham, Jsaak und Zakob. anzubringen.

Wie schon bemerkt, bestimmt er daS jüngste Gcricht sür das Hauplfcnster
des nördlichen TranscptS, imd zwac in Gruppen behandelt. Um Raum zu
gcwiniieii, könnten hiec Lie Stcebebogen der gemalten Ziergiebel weggelassen
werden. Jm Hauptfenster des südlichen Transepts bringt er die Verherr-
lichung dcs Hellandes an, unter dcrselben Momente auS dem Leben des
heiligen Petrus alS Kirchenpatrous. Die Fenstsr der Ostseite der Transepte
schmückt ec mit acht der neun Chöre dec Engel, da die Seraphim schon ncbcn
der Kreuzigung angebracht sind. Jn den westlichen Fenstern des LcanseptcS
will cr die 24 gekcönten Aeltesten mit musicalischen Znstrumenten und Weih-
rauchschalen gemalt wiffen, und in den Fenstcrn des Langhauses an der Nord-
oder rechten Seite eine Rcihs von Heillgen dcs neuen BurideS, an der Süd-
seiie die dcs alien. Er gibt cine Reihefolge an, ist aber der Meinung, daß
diese voii Local-Ansichten abhinge und Herr Reichensperger hier am besten
AuSkunst wissen würde. Für die'Fenster des nördlichen Thurmes bestimmt er
dts Sibyllen, für den südlichen die hciLniscken Philosophen, die man so häufig
in dec dcutschen Jkonographie angewandt findet. Nur die zwei mitileren Felder
der Thucmfenster will er mit Figuren auSgestaitet wissen. daS Uebrige Grau
in Grau gemalt. Da, wo die Fenster durch das äußere Sicebewerk, Treppcn-
gshäuse u. s. w. theilweise verdunkelt sind, schlägt er vor, dieselben mit durch-
sichtigen Oelfarbeu zu malen auf einem Grunde von brunirtem Silber oder
Blattzinn, wie die Fenster dcc Kaihedrale in Florenz gemalt find.

Hoyentlich wird bei der bildlichen AuSschmückung des kölner Domes auf
diese Vorschläge eines vielerfahreuen uud praktisch bcwährten Meisters der
chcistlichen KÜnst Rücksicht genommen werden.

-— --

Wer ist, oder wer find die Gründer des kölner
Dombau-Vcreins?

Von Prisac.

(Schluß, siehe Nr. 147 d. Bl.)

Und doch stnd jene Vorbereüungen, welche der Zeitgeist schuf und wozu
so vicle namenlose Dinge bewußi ünd unbewußt zusammenwirkten, keines-
wegs so gering anzuschlügen nnd eiwa in dec Gewalt des einen oder anderen
Menschen gewesen! ES war daher schon viel, und es gehörte in der That kein
kleiner Geist dazu, schon allein die versunkene Theilnahme an einem Werke
wieder zu erwecken, das beinahe dreihundert Jahce verkannt dagestanden, und
vou dem es unker manchen hcrcschenden Zeitansichien zu verwundern !st, daß es
wegen seiner schönen Sieine nicht auf den Abbruch verkauft oder, wie die
herrliche Abteikirche Heisterbach, nicht zu Anlagen von ncuen Festungswerken
verwandt worden, wenn man cs nicht bequem gefunden, eine Dampstnaschine
hineinzusetzen und das Goiteshaus iu ein Spinn- und Raspelhaus zu ver-
wandeln.

Aber uugeachtet dieser steiS regen Theiluahme für den hohen „Betiler
am Rheine' und die schönste seinsr Ruineu. ungeachtet seinss ernsteu Willens,
nicht b!oß seine Erhaltung, sondecn auch scinen Foribau in Angriff zu neh-
men, und zwar, wie eS sich füc ein Unternehmen der Art ziemte, durch die ver-
einten Kräsie von Fürst und Volk, haben doch selbst in einer Zeit des Fris-
dens und, paradiesisch gegen die kommenden, fast sieben Jahre der ecnstesten
Vorbereituiigen und männigfacher Unterhandlung hin und hec dazu gehöct,
ehe der kölner Dombau-Verciu auch nur sein ersteS Siatut entwerfen und
eine Art von Lebenszeichen geben konnte, und auch da häite sich die Sache
beinahe wieder zerschlagen —. So sonderbar es aber immer klingen mag. daß
die erste ernstliche Jdec zum wirklichen Fortbau des kölner Domes mittels
eines freiwillig in den Rheinlanden mit Hülfe der RVierung zusammenge-
tretenen Vereins schon in den drcißiger Jahren in Düjselborf enistanden. und
die Verbannung deS ErzbischofeS ClemenS August von seinem eczbischöflichen
Stuhle diese Sache in Düffeldorf gerads so viel förderie, als fie in Köln
hiuverte, so fehlt eS doch nicht an offsiikundigen Thatsachen, welche hiefür die
unwiderleglichsten Beweise bringen könnten. Denn einer ber vorzüglichsteu
Gründer und FSrdecer des kölner Dombau-VereinS, obgleich ec die wirklicke
Entstehung deS Vereins nicht erlebie, ist der im Sommer 1840 in Düffeldocf
verstorbene RegiecungS- unv Constistorialrath Bracht, ehemaligec CanouicuS
an dem dortigen Stlste. Wenn abec vou den Bemühungen diescS Mannes
im RegiecungSbezirke Düsseldorf nicht wenigec alS wie anderweitig für den
kölner Dombau, fceilich damalS noch größteniheils Restaurationen, doch mit
der bestimmt auSgesprochenen Abficht auf den Weiierbau, auch keine sonst
gedruckten Documente vorhanden wären, so könnte ich auS meinem Journal
öer eingegangenen und abgegangenen Briefe aus den Zahren 1839 und 1840
beweisen, welchen Antheil der in so vieler Beziehung auSgezsichnete StaatS-
 
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