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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1858 (Nr. 154-166)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1541#0055
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tigen Plane den ersten PreiS zuerkannt hatte. Dem für die Sache der christlichen
Kunst so hochverdienten ParlamentS-Mitaliede Herrn A. I. B. BereSford
Hope ist es vorzugSweise zu danken, daß diese Ausficht stch nun dennoch
nicht verwirklicht. Eine von ihm präfidirle, durch ParlameniSbeschluß ernannte
Uniersuchungs.Commisston hat währcnd deS letzten Sommers die in Betracht
kommenden Fragen nach allcn Richtungen hin durch Vernehmung von Sach«
verständigcn inS Klare gcstellt. Der von ihr dem Parlamente crstattete Be-
richt sein s. g. Blaubuch von 224 Folioseiten). welchen ich der Güle des Herrn
Beresford Hope vsrdanke, liegt vor mir; ec scheint mir im höchsten Maßc
die Berücksichtigung aller derer zu verdienen, welche stch für die so vielfach
besprvchene Frage interessiren, ob die Wiedereinführung dcS gothischcn Stylcs
auch auf das Gebiet der Prosan-Architektur räthlich sei, ob derselbs ins-
besondere den praktischen Bedürfnissen der Gegenwart zu entsprechcn vermöge.
SeitenS des englischen Ministeriums ist diese Frage so eben bejahend ent-
schieden wordcn, indem dasselbe dem berühmten Vorkämpfer füc den gothi-
schen Siyl, Hecrn G. G. Scott, die Aussührung des Palastes sür daS
Ministecium ver auSwärtigen Angelegenheiten übenragen hat. Wir werden
demnach in London im Anschluß an das neue ParlamentShauS und die
Westminster-Monumente ein gothischcS Viertel entstehen sehen, wclches that-
säch lich Lie zwischen dcn Gothikern und den Akademikern debattirte Contro-
verse zur Entscheidung zu bringen geeignet erscheint. Die bisherigen Lcistun-
gen deS Herrn Scolt, als Praktiker wie als Schriststcller^), berechtigen zu
oer Erwartung, daß biese Entscheidung in, Sinne der Ersteren aussallen wird.
Jedensalls gibt diese Bcauflragung zu erkennen, wie sehr eS dec englischen
Regiecung darum zu thun ist, den so lange zurückgedrängten und geschmäh-
ten vaterländischen Baustyl tvieder zu Ehren zu bcingen und inS ^eben zu-
rückjusühren. ' '

A. Reich en Spergsr.

Die Dominicaner-Kirche zu Machen «nd die kürzlich
dafelbst aufgeftindenen Tenrpera Malereien.

Lon Fr. Bock.

(Schluß.)

Als dio unsireitig großarügste und umfangreichste Tempera-Malecei, die
neuerdings in dcr jetzigen St.-Paulus-Pfarrkirche zu Tage geföcdert worden
ist, nennen wir jeneS umfangreiche Tableau in der minleren Bogenblsnde
des Rebenschiffes, daS in einer großartlgen Scens mit Figuren in natürlicher
8röße zur Darstellung bringt: dis Kreuzigung des Heilandes, umgeben von
beidcn Schächern. Auf dec rechlen Seite LeS Gekceuzigtcn erblickt man, wie
gewöhnlich, die weinenden Frauen in Begleilung des Jüngers, den der Herr
lieb hatte. Aus der anderen Seite crsteht man Lie Grupps der Kriegsknechte
und der Pharisäer, die den Heiland verspotten und lästern. Jn der miteren
Hälfte zeigen sich in Halbbildern verschiedene Scenen auS der Passion, näm-
lich: Las Gebet am Oelberg, die Geißelung und die Kreuzschlagung. Diescs
größere Bildwerk, daS die ganzs Bogennische auSfülli, ist hcute leider so sehr
enistellt und schadhast geworden, daß an eine Lurchgreifende Restauration dessel-
ben auS mehr alS Einem Grunde vorläustg wohi'kaum gedacht werden kann.
Diese figurenreichm Darstellungm aus der LeidenSgeschichie deS Heilandes zei-
gen deutlich die Act und Weise der mehr decorativen Malweise, wie sie im
Mitielalter bei dec Jlluminirung von größeren Kirchen zur Anwendung ka-
men. Man unterschied nämlich im Mittelallec mehr, alS das heute der Fall
ist, zwischen Salon- und CabinetS-Maleceien einerseitS und Malereien an-
dererseits, wie sie mehr ornamental größere Wandflächen in Kirchcn beleben
sollien und deßwegen auch auf größere Entfernung berechnet sein mußten.
Die Monumental-Malerei im Mittelaltcr stcllte stch zur Aufgabe, wie daS
auch an dem vorliegendsn Bilde der Kreuzigung ersichtlich ist, mit den ein-
fachsten und schlichtesten Miiteln etwas Geistiges, JdealeS zu produciren, das
wenigcr den Sinnen schmeicheln, als vielmchr das Hsrz ergreifen und das
Gemüth zur Andacht stimmen sollte. Deßwegen vermied man auch absichtlich
jene ängstliche Sorgfalt für zarte Detail-Ausführung, wie dicselbe für die
Tasel-Malerei, die sich mehr sclvst Zweck ist, ecfocderlich ist. Mit Einem Worte:
bei nähercr Besichtigung dieses leider sehr beschädigten und in seinen Haupt-
theilen zerstörten Gemäldes wird es auch einem wenigsr geübten Augs an«
schaulich. daß die Wandmalecei im Mittelalter Len Zwccken der Architektur
alS beschcidines Ornament untergeordnet war und nicht für sich selbst-
ständig, mit Beeinträchtigung der Architekiur, glänzen wollte.

Für die heutige Neuschaffung von größeren monumcntalen Malereien,
namcntlich in älteren Kirchen des Mittelatters, dücjie ein genauereö Stu-
dium solcher und ähnlicher schlichter und einfacher Wandmalersicn, die Un-
kenntniß heute gewöhniich mit dem pomphaften Namen „sl krssco' betitelt,
drmgend den jetzigen schaffenden Meistecn anzurathen sein. Einzelne Kirchen
dürsten dann auch hcute cher wieder in die Lage kommen, nichr für uner«
schwinglichs Summen, sondern für geringeren Preis ihre Wandflächen
durch ernjie religiöse Malereicn zu einem offenen Buche umzugestalten füc
olle, die da nichi lcsen können. Zur Regenerirung dcr kirchlichen Monumental-
Malersi werden heute Meister von vielm Seiien dringend gewünscht. die
Lie schwierige Kunst vecstehen, mit sicheren, kräftigen Strichen nichtnur schöne
Körpcr, sondern vielmehr schöne Geistec ohns Aufwand so großcr Mittet an
die Kirchcmvand hinzuschaffen.

Was das Alter des wieder aufgefundenen größeren Tableau'S in der St.-
Paulus-Pfarrki»che zu Aachen beirifft, so dürfie daSselbe dem zweiten Viertel deS
1S, Jahrhunderts angehören. Der vielen gänziich fehlendcn Theile wegen möchte

Seine neueste Schrift: .kemarlcs on secular sml äomestic -4reliitee-
lure' wicd alS eine meisterhafte Veclheidigung deS gothischcn Styls,
in seiner Anweudurig auf Profan-Bauwerke, angepriesen. Die von
englischen Zeitschristen gebrachten Auszüge scheinen mir dieS Lob zu
rechtfertigen; daS Buch selbst ist mir noch nicht zu Gestcht gekommen.

eS heute nicht leicht befunden werden, von geübter Meisterhand dieseS
umfangreichs Bildwsrk so herstellen zu lassen, daß es ohne Uebermalung sei-
nen uciprünglichen Charakier behielte. Unsere unmaßgeblicke Anfici't hinsichtlich
der Wiederherstellung deSselben ginge deßwegen dahin, vermittelS eineS mit
Leinwand überzogenen KahmenS die vorliegende Malerei biS zu ihrer Re-
stauration in späterer Zeit so zu verdecken und zweckmäßig zu übeckleiden,
daß eine Hinwegnahme des überspannten RahmcnS zu jeder Zeit veranstaltet
werden könnte. Auf diese Weise würde das füc die geschichtliche Entwicklung
dec rheinischen Wandmaleceien im Mittelalier höchst merkwürdige Bildwerk
unverletzt gercttet werden, und eS würde vielleicht einem Meister der Zukunft
beffer, alS daS heute der Fall ftin würde, gelingen, daSselbe mit Auftvand
größercr Mittel so hsrzustsllen, daß der primttive Charakter deSselben durch
die Nestauraiion nicht atterirt und vsrwischt werden würde.

WaS nun dis Wiederherstellung der oben bssprochenen intereffanten
Tempera-Malereien an den Fiächen der Rundsäulen betrigt, so möchte cs
schon in dec nächsten Zeit eher gelingen, dieselben durch dis Hand e'meS geübten
Fachmanncs so wiedcc herstell'en zu lassen, daß für die Kunst- und Altsr-
thumg-Wissenschast der historisch-archäologische Werth dieftn interessanten
Bildwerken nicht entzogen würde. ES dürste deßwegen, unserer Ueberzeugung
nach, nicht eine vollständige Uebermalung dieser Bildwerke Statt finden.'son-
decn nur eine leichte Reiouche der schadhaften Theils, respcctive eine stylge-
treue Ergänzung jener fehlenden Theile, die, vom Zahn dec Zeit angenagt,
heute theilweise unsichtbar gcworden stnd. Eine solche stylgerechte Wiederher-
stellung, jedoch nur in der alten Malweise der Tempsra, würde heute nicht
mit so großen Schwierigkeitm vcrknüpft sein, zumal in Aachen ein ausge-
zeichneter Maler wohnhast ist, der in einer langen Reihe von Jahren zur
vollen Zusciedenheit gewichtiger Kunstkenner fast auSschließlich damit beschäf-
tigt geweftn ist, mittelaltertiche Tempera-Malereien auf Gold- und Mennig-
gcund im primitiven Charaktec so wiedec herzustellen, daß die Originalitat
solcher historisch-merkwürdigcn Malcreien nicht im Mindestcn dadurch becinträch-
tigt wird. Zur vollständigen stylgetreusn Wiederhecstellung dec baulich meck-
wücdigen Si.-Paulus-Kicche im Jnnern hegen wir die bcgründete Hoffnung,
daß es den ihätigm Bestrebungen des Kirchen-Vorstandcs der ebengedachten
Gemeinde geüngm werde. die Mittel zu beschaffen, um nicht nuc nach den
Plänen und Ausichtm eines sachkundiacn Meisters mit Enifernung der un-
schönen Mobiliar-Zuthaten des vorigm ZahchundertS dieKicche hinsichtlich ihrer
GebrauchSgegmstände nach den Jntsntionen ihcer ersten Erbauer flylgetreu
wiederherzustellm, sondern daß cs dieftn lobenswsrthen Bemühungen auch
gelingen werde, die kunstgerechte Restauration der eben beschriebmen Wand-
malereien den rechlen Händen anzuvertrauen, dmen cS nach langjähriger
Uebung nicht schwer sallen wicd, die ebcn belobten Malereien im Sinne und
Geiste des alten MeistorS ohne Modernisirung wieder herzustellen. Mehrere
Gründe bercchtigen zu der angcnehmen Hoffnung, doß auch eine Hohe Kö«
nigliche Regierung unterstützsnd unü hetfend zur Resiaucation der gedachten
kunsthistorischcn Wandmalereim die Hand bieten werde.

Extra-Abounement

auf das

Kolmesk D o m b l a t t.

Die Bestellungcn auf das Extra-Abonnement für den
Jahrgang 18,)9, rrelche auswärts bei allen königl. preuß.
Post-Anstalten entgegengenommen werden, wolle man baldigst
machen. — Der Pränumerationspreis, dessen Brutto-
Ertrag in die Dombau-Vereins-Casse fließt, betragt hicr
wie auswärts LV Sgr. für den Jahrgang.

Jnhalts-Berzeichniß

zum

Mölsrev Dsmblatt.

Bestellungen auf das in der ersten Hälste vorigen Jahres
erschienene nlphabetisch grordnete Inhatto-Vrrzeichmß zum kölrier
Pomblatte sär dir sammttiche.'r ZahrgSnge (1842—1857), nebst
einem Haupt-Titelbtatte zum Domblatte werden noch fortwäh-
rend angenommen und gleich effectuirt vom

Zecrriariate
des Centrat-Domdall-Vcrems.

Vereins-Bibliothek.

Vom Herrn Berfasser erhielt die VereinS-Bibliothek alS Geschenk daS
erste Druck-Exemplac dsr Schrift:

Kem dcr Ersahrungen

aus dem

Gebiete der Haus- und Feldwirthschaft.

Ein Wegmeiser durch die Krüeit zum Wvhlstande,

von

U-r 2l. A. Haas,

ehemaligem landwirthschaftlichen Director.

Leipzig, Verlag von Heinrich Hübner, 1859.
 
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