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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1860 (Nr. 179-190)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1806#0020
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und That dehü'flich ssin zu wollen. „Unftr Vsrein", fährt er fort, „hatts füc
seme Thäiigkeit wenig günstige Z-iten. Deffen ungeachlet haben wir gefthen,
daß der Eissr nicht erkaltet ist, daß ftibst dieienigen, die in weiier Entfernung
von dem erhadenen Kunstwsrke wohnen, nicht nachlaffen, für ftins Fördsrung
thätig zu sein, haben erfahren, daß die Sache ihre Kraft und Wurzel nicht
verloren hat. DieS muß füc un«, die wic so oft Gelegenheit habsn, an dem
erhabenen Denkmale christlicher Kunst unS zu erfteuen und ftinen Fortgang
zu bewundern, ein Sporn sein. nicht hinter den Leistungen derer zurückzu-
bleiben, welchs solche Telegenheit nicht so ost brnutz-n können."

Dann verlaS Herr Pcof. l>. Kloß den RechenschastS-Bericht, wie folgt:

Der akadsmische Dombau-Lerein zu Bonn sammelts im verfloffenen
Sommer-Semester an Beiträgen ordentlicher und außerordentlicher Mitglieder
die Summe von 179 Lhlr. 7 «gr. Der Coffenbestand vom vorausgegangenen
Semester betrug 17 Sgr. 11 Pf. Zn Caffs waren also 179 Thlr 24 Sar.
II Pf. Die NuSlagen beliefen stch auf 8 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf. Mithin besttzt
die Taffe 176 Thlr. 4 Sgr. 5 Pf.

Zn dieser Summe ist dec Beitrag Sr. Fürstlichen DurchlauchtdeSKürsten
von Lichtenstein im Betrage von 53 Thlc. 10 Sgr. einbegriffen.

BreSlau . .

. 130 Thlr.

BcaunSberg .

. 19

»

Münster . .

. 110

»

Fceiburg . .

. 74

»

Tübinaen . .

. 44

»

Paderborn. .

. 10

»

Trier . . .

. 20

»

407 Thtr.

Die Gefammt-Sinnahme der Vereine im verfloffenen «ommer-Halbjahre
betrug also 583 Tklr. 4 Sgr. 5 Pf.

Den Statuten gemäß scheiden auS dem Vorstande dieHerren Bongartz
und Jülich. wegen OrtSveränderung die Herren Mirbach, Zansen,
Romboy, K rüppel, Vosen, Schellen. Da die Hercen Bongartz und
Jülich biSher dem Vereine anerkennenSwerthe Dienste leisteten, so ist unS
ihre Neuwahl wünschenSwerth.

Dann richtete SiuS. Iülich an die Versammlung folgende Nede:

„Lommilitonen! Mehr alS zehn Jahre find bereitS verflossen, seit durch
den Eifer eineS um die Sache dcg DomdaueS hochverdienten ManneS, unter
Mitwirkung einer für große und erhabcne Jdeen begeisterten Jugend, der
akademische Dombau-Verein an unserer Hochschule inS Leben gerufen wurde.
Kleinem Keime entsprossen, hat er gleich in der erstcn Zeit seineS BsstehenS
die herrlichsten Blüthen entfaltet und durch Ecweckung und Belebung deS
SinneS für Vaterland und Aunst nicht bloß hier in ftgenSreicher Weise ge-
wirkt, sondern, zu kräftigem Stamme emporgewachftn, seine Aeste und Zweige
auch auf die entftrntesten Gaue deS deutschen Vaterlandes auSgebreiter. Uno
mtt Freude, mit gerechtem Ttolze haben alle Dombau-Freunde, alle, die für
wahrhaft GroßeS und SchöneS Geist und Jdee besaßsn, sein Entstehen be-
grüßt, sowohl wegen der materiellen HüifSmittel, die dadurch dem Dombaus
geieistct wurden, alS zumeist dehhalb, weil fie in dem Geiste, der dcn Verein
gestistst und beftelt, den Geist sahen einer befferen, schöneren Zeit. Z'var
haben Sis eben von unftrem hochverehrten Herrn Ehren-Pcäsioenten ver-
nommen, daß auch jetzt noch, trotz der unheilvollen Zritwirren, unftr Verein
beziehungSweise fthc günflig stehe, allein er hat doch leider auch, wie so manche
edle und wohlthätige Schöpsung, die einer bsgeisterten Stunds ihr Entstehen
verdankte, in den letzten Jahren eine. obgleich immer anerkennenSwecths, aber
nicht mehr der ursprüngiichen gleiche Wirksamkeit an dsn Tag gelegt. Die
anfängliche Begeisterung erkaltete, der Eift'r lisß naL, die Theilnahme min-
dert fich. Dazu wurden von vsrschiedenen Eeitm die verschiebensten Einwen-
dungen erhoben: „„Jch bin in dem, in jenem Verein, da ist'S nöthig-r.""
Kreilich gibt eS Vereine, die sichtbar proktischer inS Leben eingreisen; aber
ich frage: Steht denn dcr Dombau-Verein dieftn fsindlich gegenüber? Der
Vrncenz-Verein z B, dec fich dis Vervollkommnung fttner Miiglieder unter
fich und das geistige und leidliche Wohl der Armen zur Aufgabe gefttzt hat,
ist gewiß ein schöneg, großartigeS Werk; aber gehört derm der alte Bettler
am Rhein nicht auch zu den Armen? Gr gleicht der Waift, die, von Allen
veclassen, schneller Hülse bedarf, damit fis nicht zu Gcunde g-he. Der Verein
vom heiligen Karl BorromäuS, dec gute Bücher im Volks zu verbreiten sucht,
ist fürwahr ein fruchtbringcndes Unternehmen; aber ist denn der kölner Dom
nrcht auch ein mit stetnernen Lettecn geschriebsneS Buch, leSbar für Zeder-
mann? Der BonifaciuS-Verein, thätig zur Beförderung der Missionen, ist
wahrlich ein Unternehmen, würdig des SchweißeS der Edlen: doct in Köln
steht auch ein Missionar, ber schon viele Hundert Zahre gepredigt hat. Diese
und so viele andere wohlthätige Vereine gehen Hand in Hand, fie gleicken
den Tugenden, die nie einzeln, sondern stetS mit einander enge verbunden
erscheinen. ES find das also keine stichhaltigen Entschuldigungen. Häufiger
noch hörte man den Einwurf, daß es kaum mehr zeilgemäß sei, Kirchen und
Dome zu bauen. Commilitonen! DaS find Worte von Zeitgenoffen, oon Män-
nern, denen man allerdings nicht absprechen kann, daß fie echts Kinder ihrer
Zeit flnd. einer Zeit, die in ihrer Polemik gegen alleS, waS die Rsiigion be-
trifft, fich so weit fortceißsn lassen kann, dah ihr dabei auch dec Sinn für
daS ewig Schöne, dec Sinn süc die Kunst vsrloren geht. Aber waS ist denn
am Ende die Zeit und zeitgemäß? Die Zeit sind doch wohl nur die Menschen
und die in ihnen lebenden Jdeen. Wenn nun aberHunderte von Zünglingen,
wenn ein größer Theil dec studirenden Jugend des deutschen VaterlanveS, dis
doch auch Anspruch machen kann, zur Zeit zu gehören, wenn diese Jugend
etwas emstlich erstcebt und will, dann ist dieftg Streben doch auch ein zeit-
gemäßes. Oder will man für jene Anficht die Zeitgemäßheit ansprechen und
unS dieft Zeitgemäßheit absprechen, weil jsne Anficht vielleicht in der Majo-
rität ist? Dann möchte ich die so Redenden darauf hinweisen. daß ja die
Wahrheit oft nicht auf Seite dec Majorität, sondern bei der Minoriiät zu
finden ist, und fle ist, denke ich, auch auf unftrer Seite. Wo aber bie Wahr-
heit cinmal Wurzel gefaßt hai, da bricht sie sich Bahn. da ist ihr der cnd-
liche EieI gewiß Andere äußerten: „„Wenn man Bencäge sammelt zu Denk-
mälern fur Schiller und Söths. werdm wir nicht ermangeln, einem solchen
Beceine beizulceten.«" Warum denn bloß sür Schiller und Eölhe? Ja, daS
flnd Korhphäen der Literatur. Ehre, dem Ehre gebührt; wir wissen solche
Verdienste fthr zu schätzen und müssen fie über alleS hochachten. Aber waS
haUen denn jene vom kölner Dom? Run, daS ist ein aileS Scbäude, welches

schon vielc Tausende verschlungsn hat und vielleicht doch nicht fertig wlrd.
Da haben wir die Philosophie dieftr Kceunve der Kunst und Wifftnschaft.
Kie wollen ihre KunMsbe zeigen und sie Kunst befördern, indem fie sen
Männern, die einem Zweige der Kunst, der deutschm Litecatnc neusn Auf-
schwung gabsn, in ihrec Phantafis ein Denkmal fttzen, währsnd sir dem
Werke, daS den Kunfifinn weckt und nährt, daS Künstler jeser Art beschäf-
tigt, daS in seiner Vollensung fist alls jchönsn Künste zuc Harmonie und
Einheit verbindet, ihcs Theiinahme vsrsagen, weil eS biShsc ducch die Unzunst
der Znt nicht ftrtiz gewocdsn ist Fü-wahr, diese uns alle, wslchr mit öec-
actigen Einreden unftrem stceben entgegentreten, verkennen den eigentlichen
Z.veck deS akademischen Dombau-Bsceins. Denn bei der Gcündung deSselseA
war und konnte eS nicht die Haup'assicht sein, daß dec Student, dessen
Wechftl zumeist eben nur so weit reicht, um ihm ftins eigene Substfien; zn
fichscn, grope Gsldspssr bringe, sonsern dec Hauptgestchtsvunct war, ist unv
muß oer ftin, durch die Ecweckung und Belebang jsnes GnsteS d-r Opftr-
willigkeit, der Hinaebung, der Bsgeisterung füc alleS wahrhast Schöns und
Esle in weiteren Kceiftn zu wirken uno wo mözlich in allen Claffen der
Seftllschaft di« Liede füc den alten deulschen Wunderdom anzufachen und zil
einer werkthätigen zu machen. Jn dieftm Sinns faßten die Studirenden, die
vor unS dieft Hochschule besuchten, den Z-veck unftrcS VereinS auf, und von
diesem Keiste belebt, leisteten ste Bed-utenseS; ste sckannien, daß oie Dombau-
Sache, nach allsn Seiten hin detrachtet, in engster Beziehung zu dsr eigeni-
lichen Ausgabe deS studicendm JüngiingS fishe, daß vis Theilnahme an ver-
selben füc ihn heilige Pflicht, Gteichgüitigkeit aber und Vernachlässtgung
Schande unv ein tcauriger BewsiS ftin würden füc ven Mangel einsS daS
Wahre, Kute und Schöne mit Begeistecung auifaffmden SinnsS; denn ste
sahen in dem kölnec Dome die dcei Jveen vec Reiigion, deS VaterlandeS und
bec Kunst mit einander vsreinigt, jens Jseen, die erhaben sür jeven Menschrn,
oon dem höchsten J-iteceffe aber füc den sino, der fich die Eclernuiig und
Pfiege der Wisftnschaftsn zur Hauptlebensaufgabe gsstellt hat. Die Wisftn-
schaft stsht ja im Dienste dsr Religion, auf ihrem Boven mnß sie empor-
sprosssn, wenn sie fruchibar uns h'ilsam ftin soll; da muß ste ihcen AuS-
s gangSpunct, da ihr Endziel haben. Die Wiffenschafi steht fernsr im Dienste deS
i VaterlandeS. Jhm zu nütz'n, die Kenntmß deS Wahcen unv G iten zu sör-
! dsrn unv baS Äemeinwoyl nach Kcästen zu heben, das ist die Psticht deffen,
s dec ihr ftin Leben gewidmet har Die W sftnschajt ist sooann vsrschwistert
s mit ber Knnst; beivs umschlingt ein gsmsinsamsS Band, beide verfolgen einen
! vecwandten Ziveck.

„Jn der That, bei dsr Vollendung deS kölner DomeS handelt es stch
! nicht um ein gewöhnlicheS Kunstweik, nicht um ein Denkmal, für icdische
Zwecke bestimmt; n-in, es gi!t HöheceS, eS gitt, einen Tempel Gottss, eine
s Wohnstätte deS Twigen zu vauen; es gilt, einen wüsdigen AuSvcuck zu geben
s dem christlich-gläubigsn Sinns gcgenübec dsm Unglauben, dsc frommsn Be-
> geisterung gegenübsr der religiösen Ecschlagung uno Gleichgültigkeit Dsr
! Gsist, dem üer kötner Dom ftin Daftin vervanki, ist ja eben jenec Oeist veS
! frommen HlaubenS, dec in den kcaftvollen Jahrhunvectsn dec mittlsren Zeit
AüeS delebte und ducchdcang, der Kunst uns Wlff nschaft -eseelte und hsitkgte,

! der nsden dem köiner üome fast in allen Länvecn Eucopa'S christliche Pcacht-
i buuten schus, die uns heute noch mil Slaunen und Bewunderung ersüllen.

(Schluß folgt.j

Jn F. C. Eisen's Königl. Hof-Buch- und Kunsthandlung m Koln
(Friedrtch-Lilhelmstraße Rr. 2— und Domhof Rr. 13—) stnv neu erschiene»
und zu haben, so wre durch alle Buchhanvlungen zu beziehen r

Neueste Beschreibung

des

Doules zu Kölu,

mrt Benutzung der Quellenwerke und des Archivs des Central-
Dombau-Vereins, so wienach eigener Anschaurmg zusammen-
gestellt von F. C. Eisen.

Zweite vermehrtc Auflage. Geh. PreiS 12 Sgr.

>«uvo!!o Vosorlpliov

äs Is

viltllAll'Lle M tolvM

ä'apres los sourees lristvriffuss ot los srcliives äs l'sssooistion

eontrn!« pour l'eöllloulion <l» kompls, sinsi gue ä'nprös les

vtisorvgtions <lo l'aukeur, k'. 6. Lison.

Irsckuetion l»ite fi'spres Is 2me äfiitioo allemsnfi«. Lr. krix I kr. 50 6eot.

Die Kvlnische Zeitung vom l<). Juli, der Kölnische Anzeiger vom g. Zuli,
so wie das Düfieldorier Journal vom (9- September 1856, enthallsn em-
psehlende Beurtheilungrn der ersten Auflage dieses bei Befichtigxng deS kölner
DomeS unentbehrlrchen Fuhrers.

Veranlworllicher HerauSgeber: I. Z. RelleS in Köln.
LommisfionS Verlag deS VerlegerS der Köln. Ztg.: Zos. DuMont in Köln.
Druck von M. DnMont-Schauberg in Köln.
 
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