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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1860 (Nr. 179-190)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1806#0014
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Amlliche Mi'lthcilungeu.

Zweihnndert ncunnndzwanzigstcs Protoeoll

d eS

Crntral-Dombau-Vereins-Vorslan-rs.

Brrhantelt zu Keln im groKe» RathhauSsaale am 27. April Ik60,
RatmittagS 4 Nhr.

Lnwesend rie Herres: RolSbausen, Borsitzender; Schsritz-Löhnis,
v. Haass I. Breuer, Etsen, Merlo, Chr. Herriger. Berkagen,
Zwirner. Pntz, Kreuser, Seydlitz. BerghauS, DuMont, Nlden-
hoven, Eduarv Oppenheim; 0. Bose», Prolocovführer.

Sntschuldigt dis Herren: Esser II, A. Retchensperqer, Koggen,
Franck. GroSman, Schaurtr, Haugh, Bartman, s. Wittgenstein,
Heuser, Scheper, Bocker.

Jn Berhinreruog des Präsidenien übernimmt Herr Rolshausen
den Boriitz und eröffoet die Si?vng durch Mittheilung deS Gaben-Berzeich-
niffes. Demgcmäß stnd s-it der 1-tzten Borstands-Sltzimg eiagegangen:

rhlr.Sgr.Pf.

t) AuS dem hi.sigen Pfarrbezirk St. Maria im Capitol. 100 26 —
2) Beimächtniß deS tm vorige« Zahre hier verstvrbenen

FräaleinS Thense Echneider.100 — —

Z) Bon der Aachericr unb Münchener szeuer BersicherungS-

Gescstschaft an PrämiemAnlheilen fur daS Jahr 1859 300 — —

4) Lou der Kölnischen Feuer.VeisichsrungS-Gesellschaft
„Tolonia":

») ais außcrvrd nllicher Deitrag . 2000 — —
d) ->ls -vromien Antheile sür daS

1. Quartal .... 137 — —

b) Vom akademischen Dombau-Berein zu Freiburg

6) Lus der Elemeniaischule zu Lauk .

7) Bon HalfS Vereinen

8) Bon auswäriigen Mirgliederri.

9) Ln Zinsen.

10) Aus dem hiefigen katholischen Gpmnafium

2137

50

2

2v3

8

1

28

24

16

20

20

Summa /968 12 1

Der Gesellschast „Tolonia" sprkcht der Borstand hier öffcnulch im Pro-
tocoll den wärmflen Dank aus für die schöne Gabe, wodurch dteselbe wieder-
holt ihre eifrtge Theiloahme am Domdau bewiesen hat.

Darauf Iies't der Borsitzende den Enlwurf der Einladung ror, wo-
durch dte beoorstehende Haupt und Wahl Versammlung öffentltch angekündtgt
werden soll. Derselbe wird sofort vom Borstande genehmigt.

Der Dombaumeister macht darauf ausmsrksam. daß in diesem Dau-
jahre ganz außerordentliche Gelddedürsnisse für den Dombau fich herausstellen,
da die Dachconstruction glrichzeittg mit der übrigen Bauihätigkett vorge-
nommeu werden müffe. Er ersucht daher den Beretn um möglichste Anstren
gung für Erböhung und Beschleunigung der Geldbelträge. Hieran kriüpft der
Baumetster etve Nottz über deu Nnterschicd der Pretse. wte fich derselbe her-
au stelle zwischen dem fiüheren Lnichlage der Holzconstrocrion LeS DaSes
und der letztgen Ersenconstruction. Ladet muß aus dte wesentliche Bertheue-
rung der Materialien RScksicht genomnren werden, die seit der Zeit jener
früheren Anschläge ctngetreten tst. D-maemäß beträgt Ler Anichlag der
Holrconstkuciion vom Jahre 1838 29.738 Thlr. Heute würde >n Folge der
gestisgcnen Pretse drS Holzee rc. daS Ganze 30 bts 36 pTt. höher stehen,
also 34- bts 35,000 Thalec betrsgen. Dis ganze E.senconfiruction. incl. der
Etndeckung deS Daches, beträgt dagegen det Zmkbedeckung 34,295 Thaler.
Eine Anwendung der Bleidedeckuag würbe eincn Mehrdetrag von 13,807
Thaler sordern. Ueder die Frage, ob Ztak oder Blet angewandt werden soll.
it b!s heuie noch nicht entschteden. Mit dcm Lache verbunden erscheint der
Bau deS etsernen Dachlhurmcs. der etnen Kokeoditrsg voa 25,000 Thalern
sür Eisenconstcuction, 4119 Thaler für die Sindickavg und für dte nothigen
Ornamente 1900 Thaler fordert. Der Baumctfler schlägt bet diesen großeu
Erforderniffen vor, oaß der Vorflsnd einen Aufruf a» daS Publicum erlaffen
msge, um außerordentltche Betträge fur dtese unumgünglich nöthigen außer-
ordentltchen Lostcn dcS gegeriwärtigeu BanjaLreS zu erlangen.

Der Bsrsttzende eiklärt, daß 10,000 Thaler lnr den Bau augeublick
lich zur Versügunq ständcn. Er ersucht d:n Vorstand um Ueberwelsung dteser
Summe. Der Voischlsg zu etaem Auftufe zu außerorbentlichen Leiträgen
musse zuerst tm Nuüschusse in Berathung gezogen werden, um die geeignete»
Wege hiesür zu ermiiteln.

Pütz macht karz darauf aufmerkssm, daß eS angemesssn und voa Erfolg
sein dürlte, wevn bet Gelegenheit deS bevorstehenden Conctls drs hrer gegen-
wärtigen Bischöfe um eine Defürwortung der Dombaa-Collecte in ihren
Dtözesen ersucht wärden.

Kreuser sprtcht über die Ornsmente, welche auf der Dachfläche nach
dem Getste deS Dowbaues ur,d der alten Z tt r.otbwendig wären. Die Dar
stellung dieseS außerordentlichen Werfts mosse dem Vslke tn geetgneier Werse
vorgehalten werden, um dasselbe dadurch r» antmiren, daß es eiae außer-
ordeniltche Anstrengung sür dleseo Daurhetl übernehme.

Aldenhoven vcrlangt eine auß rordentliche Sitznng sür dcn Zweck
der Belprechung dieser außervrd-ntttchen Mtitel, und zwar wahrend der An
wesenheit der Bischöfe, die das Concll bcsuchen.

Der Borstand genetmigt die Uederweisung der vorhandenen Summe
von 10- bis 12,0li0 Tbalern an die Bauthärigkeit und deschließt die Veran-
staltuvg jener außerordentlichen Sitzung.

Borgeleseu, genehmigt, unterschrteben —, „

<Gez) RolShausen. — H- M. Schmttz. —I 3- Merlo.— W. Breuer.
F. S. Eiten. — Edr. Herrtger. — Zwtrner. — Verhagen.
— Haas«. — W. Pütz. - Kreuser. — Seydlttz — Berg-
haus — DuMont. — I. Aldenhoven. — Ed. Oppenheim.
— 0. 8 osen, Protocollfnhrer.

2VL. Gaben-Verzeich«!ß.

Jm Mouat Npril c. sind eingegangen:

1) Au- der Collecte im Psarrbezirk St. Marta im Casitol

2) Voa der Kölnische» Fener-Beisicheruugs.Teselli'chaft
„Tvlsuia":

s) als außerordentlicher Beitrag

d) als Prämien-Lntdeile sur das I. Quartal .

3) Lon ler Aachener und Müachener Feuer-Versicherunas-
Gesellschaft an Prämien Ar.theilen sür daS Jahr 1859

4) Vermächtniß von dem hier verfiorb-nen F:äul, Therese
Schneider ....

5) Bsm HülfS Vereine zu Coblenz

6)

7)

8)
S)

Jmmerath .

» » Zülich .

» » Eugen

» » HetuSberg:

a) aus dem Dekanste Heinsberg

b) » » » Waffecberg .

10) Dsn der -ochwürdigen Eciflllchkcit teS Dekanstes
Gelder» ......

11) Vom akadrmischen Dombau-Berein zu Freiburg

12) LuS der Ober-Sccunca ^ deS hiesigen katholischen
Gymnasiums .....

13) NuS der Elemcntar-Kchüle zu Lank

14) Von Herrn Kaufmann Zlegler tn Hovestadt

15) Bon Herrn Neue« tn Höntnzen

16) Von Serrn Apotheker Belrmann !n Osnabrück

17) Bon Henn Rotar Kochs in Straelen

18) An Ztnsen.

19) Geschenk voa einem Ungenanuten .

20) Teschenk au« Herford ....

Thlr.

100

2000

137

300

100

132

23

75

18

15

11

13

50

Sgr.Pf.

26 —

2 —
10 —
12 I

1b —

20

25

20 10
13 —
16 -

Summa
laut

2V96

10 1
2- 10

Hierzu die Etnnahme vom I.Jan. bis u!t. März, c.

20 l. Gaben-Berzeichntß (cft Nr. 181 d. Bl.) mit . . 11422

Einnahrns vom I. Ianuar bis 30. April c. . . 14418 42 11

«öln, den 30. Nprtl 1860.

Der VerwaltungS-AuSschuß
deS C entral-Dombau-V ereins.

Von Paris nach Marseille.

Von Prisac.

SIS

Unser Aufenthalt in Lyon ist für dicsmal nur auf wenigc Stunden be-
rechnet, unb diese sind bald hin. Ja, wir können die Stadt nicht einmal auS
der Vogelperspective von Notre Dame ds Foucviercs betrachten. ES geht da-
her wciter auf der Eisenbahn nach Vienne hin. Man hat diese Stadr auf
jenem Wege in noch nicht zwei Siunden erreicht, nachdem man fünf Mittel-
Stationen passirt, die von keinem besonderen Jntercffs sind.

Bienne hat eine alte Gcschichte und ist eine höchst merkwürdige Stadt,
mit bedeulenden Bauwerken. Zu diesen gehört namentlich der Tcmpel des
Augustus uno der Livia, so wie das sogenannte Grab des Pilatus. der hier
in Ungnaven gestorben. KS ist dieseS ein pycamidaiischeS Bauweik, weiches
eine Arcabenstellung zum Sockel hat. Schwerlich hat jedoch dieseS Monument
js eincm Pilatus, dem die Furcht voc dem Kaiser und dem Voike, wie
so Vielen seines Gleichen, die Gunst und Gnade derftlben nicht bewahren
konnte, ;um Gcabmal geoieni. Wic haben dasür ksinerlei Beweiss vorliegen.
Wir hallen uns daher bloß an den Namen, woinit dieseS Monument ge-
wöhnlich bezeichnet wird, baS unS in Bezug auf ein andcrcL in unftren
Rheingegenden, nämiich auf jeneS der Secundiner in Jgel bei Trier, auf eine
eigene Conjecluc fühct. Das genamrie Mouument zu Vienne heißt namlich
auch plsn <te I'siguille (Nadelriß. Spitzsäule, ObeliSk). wie man auch in
Aegypten die ObeliSken, nicht unähnlich der Focm bes DenkmaleS von Vienne,
Nadeln, nennt. Man hat sich vielsach gcstcitten über den Ramen Jgel. Eigel,
und diesen Namen auch mit scsui!» in Vecbindung gebracht, obgieich der
Adler bei dsm igsl'schen Monument noch keineSweges erwieftn ist. Wir hätten
also hier eine einfachere Eckiärung. in Betresf deren ich jedoch mit den Phi-
lologen oder Woriliebhabern nicht rechien will.

Der alte Dom von Vienne ist ein Werk von großartigen Formen. Das
Portal mit ftinem Zodiakus, den beiden maffenhaften Thürmen auS der aller-
dings vorgerückten Zeit deS Spitzbogen-Systemcs, ftinem schönen Aufgange
ist ein prächtigeS Denkmal kirchlichec Kunst. Dem Portale liegt ein sogenann-
tc-S Paradi-S (psrvis, psrrisio oder Parvisch, wie cS in Aachen heißt) von
22 Stuftn vorhec. Die mitteialterlichen Kirchen hatten meistenS ein soge-
nannlcS Paradies, das gewöhnlich voc dem Haupteingange im Westen ge-
legen; eS sind mir aber auch Fälle bekannt. wo es an einer anderen Seite,
nämlich im Norden, lag. Diesem AuSdrucke lag eniwedcr eine symbolische
Beziehung zu Grunde, oder auch. weil man hier gerade die Bildniffe auS der
SchöpfungS-Geschichie, wag wiederum mit jener symbolischen Beziehung in
Verbindung stand, angebracht hatte.

Wenn man nun den Weg von Lhon und Vienne nach Marftille zu
Schiff auf der Rhone macht, sieht man hier eine Menge von reizenden Städt-
chen und malerischen Bergschlöffern links und rechiS am Ufer. Auch mancheS
pikante Kirchengebäude kommt auf jener Strecke zum Vorscheine. Zch erinne^
mich namenllich noch der Kicche von St. Esprit. Von Brücken aber, die auch
hier, wie an so vielen Octen, eine besondere Geschichte haben, welche in das
 
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