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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1860 (Nr. 179-190)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1806#0025
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Zar Deckuna der im Jahrs 1859 auf Bereivs Rechnuag verwandken
Domdas-Kosten fiud aus Beretnsmitteln 33,00.0 Thlr. Sr. Äminenz dem
Herr» Tardinsl and ErMschof Johannes vo., Geiffel alS Geschenl überwiefeo
worden.

SlS Kezenstand jür daS zur Eiinnerllog an die diesjährige Havpt Ver-
^awmlung unter die Bereins-Mitglieder zu vertheilende Gedenkzeichea ift durch
Borstandsbeschluß vom 27. Dccember 1859 wiederum eine Sdbtldung der
Südseite bes Domes oebst Stredepfeilern, Dach und Mittelthmm gewählt
worden, mit dereu Vertheilung noch im Laufe diese« Jahres vorgegaogen
werde» soll.

Winn wir diese Ergebniffe unsereS Bereinsjahres unter den obwaltenderi
Umständen befriedigend nennen dürfeo, so müssen dieselbcs jedeofalls in
dcm nun begtnnendeo neuen Bauabschnttte wessntlich übertrvffen werden.
Wir sagen: fie müssen übertroffen werden, denn das ist heute nun etrmal
eine unabweisbare Rothwendigkeit geworden. Aus dem Berichte des Dsm-
baumeisters ist es bekannt, daß sür diescS Jahr ungewöhuliche Mittel durch-
aus erforderltch find. Die Etndeckung des berettS aufgesetzten eisernen Dach-
stuhle« kann währeod dis Fortgaoges der übrigen Bauthätigkeit unmöglich
verschoben wciden, wenn ntcht daö Bauwerk sowohl, wie das Etsenwerk vom
Wetterfchaden wesentlich leiden soll.

Aus den Fouds für den regelwäßigcn Fortgang der Steinarbeiten ließe
fich die zar Sindeckung nöthige Summe aber our mit einem nie zu veraat-
wortenden Uebelstande herauöziehen. Der Baumetker geräth nämlich, wenn
er die BedachuogSkosten am Fsrtgange der Steinmetzarbeiten absparen wollte,
nicht nur sür jeßt mit der Steinmitzarbeit in wesentlichen Rückstand, und
kann sein Bersprechen, binnen zwei Jahren die Kirche, mit AuSschluß der
beiden Hauxtthürme, zu vollenben, nicht lösen. sondein muß alsdann einen
großen Theil seiner mühevoll herangebildeten Steinmrtzen außer Arbeit setzeu,
so daß dtese fich daon tn alle Welt zerstreuen. Wie sollte wohl jemals wie-
der diese vortreffliche Schule, die fich aus langjähriger Nöhe hervorbtldite,
an den Dom zurückgebracht werden, weno daS Dach vollendet tst und der
Eteiobau weiterhin so vtele Kräfte verlangt? Reue und außerordentliche
Mittel müffen also sür die Bestreitung dteser augenblicklich notbwendigen
Kssten der Eindcckung deS DacheS und MittelthurunS, so wie dcr Orna-
mentirung der letztereo, die znsammin eine Summe von über 36,000 Thlr.
erfordern, geschaftt werden.

Oft schon find wir im Laufe der Jahre in die Lage gekommen, die
BereinS-Genoffen und Dombau-Freunde um ihre besondere Mithülfe anzu-
sprecheu, und nie ist unser Ruf vergedeoS gewesen. Auch heute rechnen wir
mit Zuverstcht auf dte außerordenlliche Unterstützung aller Dombau-Freunde.
Der Borstand wird stch voü Bertrauen in einem Aufrufe an dieseldeu wen-
den; er wird ihncn die kage und die augenblicklichen Dedürfniffe des Bau-
werkeS offen dsrlegen und jhnen sagen, daß er auf ihre Liebe und Theil-
nahme, die eivzigen Quellen seineS Reichthums, rechne. Er wird eine außer-
ordentliche Collecte ankündigen; cr wird in Rundschreiben Ler Dombau-Sache
neuc Anhänger zu verschaffen luchcn; er wird allen Gönnern und Freunden
mtt der Bitte um besondere Spend-o nahe treten, uud er hegt dte innige
Neberzeugung, daß die allgemcine Opferwilligkeit seines Erwartungen eut-
sprechen wtrd.

So erwarten wir Hülfe in dem Tntlchluffe der BercinS-Mitglicder und
Dombau-Freunde, sör dieseS Jahr alle Kräfte und allen Einfluß für den
glücklichen AuSgang dcs großen Tempelbaues doppslt anzustreogeo, damit
die außerordentliche Ccllecte etnen reicken Ertrag gewähre und dadurch den-
noch die regelmäßigen Mittel deS BereinS nicht geschmälert werden. Wir
erwsrten, daß die dieSjährtgen Eollecten den alten gutsn Willen für das
herrliche Bauwerk sowohl durch eine sorgfältige, persovliche Abhaltung der-
selben in allen Bereinen, alS auch durch reichliche Speoden bewähren, uod
daß uachhaltige Erneuerung des alten EiferS sowohl die außerordentlichen
Gaben als den Ertrag der regelmäßigen Beiträge steigern und betden Col-
lecten ihre Resultate fichern wtrd. Tottvertrauev, PatrioiismuS und Licbe
zur Kunst haben in ihrer einträchtigen und auSdauernden Bereinigung uns
nun der Bsllendung des großsn Wcrkes so nahe gebracht, die früher nur
wie ein fast sadelhafter Wunsch erschien. Wir werden daher nicht von der
nöthigen Anstrengung ablsffen, ds nun die erfie Höhe so nahe erreicht ist.
D!e serv haogenden llngewttrer der Zeit svllcn uns oicht in thatloses Zsgen
vrrsetzen, sondern vielmehr dte Hast uuv Eile fördern, mit der wir nach einer
um so rascheren Bollendung des Bsnwerkes streben müffen, so lange des
Himwels Gnnst uns noch vor droheuden Lerhäsgoissen schützt.

Während der Berlesung des vorstshenden BerichteS wird dte Versamm-
lung durch das Erscheiuea der Frsu Prinzessln Karl Köoiglicher Hoheit
bei Veranlaffung Jhrer Besichrigung deS Gürzenich-Gedäudes erfi eut. Der
Prästdeut bewMommt die hshe Dame, indem er es als eine gänstige
Lorbedeutung bezeichnet, daß der Bsrsammlung heute die Ehre und das Glöck
zu Thetl werde, ein Mrtglied der Königllchen Familie, welcher der kölner
Dombau so Vieles verdaake, ehrerbietigst begrüßen zu dörfen. Rachdem die
hshe Frau stch mit großem Jntereffe für den Dombau auSgesprochen, scheidet
fie mtt den freundltchsten Wünscheu sür das Fortwirken des Vereins von der
Bersammlung.

Hterauf nimmt der Dombaumeister Herr Geh. Reg.-Rath Zwirnsr das
Wort und erstattet folgenden Baubericht:

M». Baubericht

über den Dombau zu Äöln.

Jndem Sie, verehrte Bereinsgenoffen, daS sechSte Triennium Jhrer Wirk-
samkctt felerkich abschließen, «od Sich heute wtederum zur weiteren that-
kräfttgen Förderung des DombaseS hter veretnigen, trete auch
ich frohen Muthes Zhnen frenndltch entgegen, um Jhre Aufmerksamkeit aus
dte bisherigen und noch bevor-ehenden Leifiuogen mit eintgen Worten hiu-
zulenken.

Nachdem ich vor 27 Jahren, den 14. August 1833, die mühevollen Her-
stelluugSarbeitcn sm Hochchor übernommen und zur Volleudung geföhrt, auch
inzwtschen dte Baupläne und Kostenauschlsge zum Ausbau des Domes aufge-
stellt hatte, wurde dnrch die Gnade Seiuer Majestät deS KöntgS mir die
selbststSndigeLeiiong dieseS weit hinslls gehenden großartigen KunsthaueS
übertragen, so wte auch andererscitS nach K. 9 deS Domban-VereinS-StatutS
die Berweoduug der BeretusfoubS, iu Gemäßhett der Allerhöchst
festgestellten Baupläne, meincr Lettung «nd Lnordnung anvertraut.

Mt sreudiger Begeisterung beganri tch nun am Tage der feisrlichen
Grundstcinlegung am Südportal, am 4. September 1842, die große Lebeus-
Aufgabo, mit einer verhLltnißmLßig klcinen Zahl sou gut geschulten WerÄeu-
ten, welche während dcS RefiaurationsbaueS ihre Kunstgeschicktichkeit erlaogt
hatten und ste i» der tägltch sich erweiternden Dombauhütte unier den
jüngsren Werkicllten verbretteteo, so daß durch die gesammie, stetig unterhal-
tene Thättgkeit, unter dem gnädtgen Beistsnde Gottcs, der Bau glücklich ge-
fördert worden ist.

Scho» bsi Zhrer ersten GeneralBeisammlung !m Mai 1845 hatte ich
Vas Glück, Sie unter den neuen Gewölben dsr Geitenschiffe zu begrüßen,
welche Lber den zerstrkutsn Gewslbepfeilern «nd andercn Mauerresten, nach
deren muhsamer Jnstandfetzung, geschlagen und mit den äußeren Nmfaffrmgs-
mauein so weit anfgebsut waren, daß auch die Bcdachungen über den neüsn
Gewölden ausgelegt werden koiintcn. Das in serner westltchen Hälste auf
iine Tiefe von 40 Fuß gsnz neu faudamentirte Südxorta! war bereits mit
seinen reich gegliederten und mit sogeuannt-en Schwalbennestern geschmäckten
Eingangshallen ve-sehen worden, während das Rordportal nnr bis zur Höhe
drr FeiiZerbrüfiungen aufgeführt war.

Drei Iahre sväter bei der zwetten General-Bersammluug wsre» beide
Portale, so wie die UmfsssungSmauern Les Lang- und Querschiffs b:s zur
Höhe Les RothdacheS, mtt dtesem selbst ausgebaut, so daß am 14. Zugust
1848, am Jubiläum der vor 600 Jahren Siait gehabten erste» Gruvd-
fietnlegung deS Domes, dte wettcn Hallen des Langhauses dem GotteS-
dienst gewcthet werd-n konnten. Dikfts bedeutungsvolle Fest steht gewiß noH
in Jhrer Eiinnerung, und war die« der erste wichtige Abschuitt der
ueueren Dombau-Thättgkeit, errungen durch die unsäzlichsten Mühm
und Anstrengungsn! — Denn der zerrüttete Zufland der alten unzussmmenhan-
genden Bantheile bot unendliche technische Schwierigkeiten dar, und noch
größere lagin tn der weiten Kluft deS rieflgen Bauwerks, so daß ich oft an
seincm welteren Gelingen zu zweifeln begann und die Richtvollendung deS
großen Werkes, an dem die Kraft unftrer Vorfahrsn geschettert war, deförH-
tete. Daz« traten nun die traurigen, politischen Zustände de« Jahres 1848
wodurch die VereinSbeiträge nur spärlich einkamen. Am 15. October, bem
Geburtötagr unftres Lllsrgnädigken Königs und Pretectors, war ich nahe
daran, dea sämmtlichen Domarbcitern kündigen zu mössen; denn die Geld-
mittel waren so weit erscköpft, daß fie kaum noH ausreichien, nm die Löh-
nnngea während vorschriftSmäßiqer vierzehntägigerKündigungsfrist zu bestceiten,
und auf Vereinsbeiträge war kaum mehr zu rcchnen. Umnögltch aber konnte
ich sn jsncm Frcudentage Trauer unter meinen wacksrr. Werkleuten verbrei-
ten, welche unter allsn äußeren Strömungen ;ener aufgeregten Ze!t stets 'mit
fieudtger Hingebung in mustsrhaftester Ordnung, nur sür die Dombausache
vcgeistert, fortwirkten. Die traurige Lsge, in der stch die Dombauhütte ds«
fand, enthüllte ich Lgher einem metaer hochverehrten Freunde und Gömrer,
deffen edle und erfolgreiche Bestrebungen für die Förderung deS Dombaues
inmitten des BereinsvorstandeS nachbaltig ssrtdauern, und deffen sofortiger
kräftiger Berwendung eS damals gelang, bet des KönigS Majestät einen au-
ßerordentlichcn Zuschuß von 12,000 Thlr. zu erwirken.

Uugestöit konnte nun dle Domdauthätigksit unterhalten werden, und es
war diis von hoher Bedeutung. Denn eben waren ja die wettcnHallen des
Langschiffes «nter dem Rsthdachs in wördigerer Weise für den Gottesdienst
hergestellt worden, als es jemals während der srüherenJahrhunderte der Fall war.
Dem Bedürfniß schien vorläufig genügt zu ftin, mrd wenn einmal der Sau
eingestellt worden, wäre es i» den bedrängten Zeitverhältnissen zu sörchtea
gewefe», ihn wieder ruhen zu laffen. Dieft Gesahr war nun glücklich um-
gangen; auch dts Staaiszuschösse sür das Jahr 1849 waren rechtzeitig öber-
wiesen worden, usd so konnte die Bauthätigkeit fortgefttzt werden, obgleich
in etwas beschrsnkter Weife, weil die Bereinsssmmlungen LieftS Iahres, ge-
gen alle anderen, de» niedrigsten Ertrag brachten.

Det der dritten General-Versammlung 1851 gelcmg cs nicht, einen
zuftrmmenhangenden Abschnitt herbeizuführen; die zahlrcichen reich prvfilirten
Pfeiler der Umfaffungsmauern Kanden nur bis zu den Lnfärigen der Spitz-
bogeu ausgeböht, jedoch waren die beiden Portale am südltchm und nördli-
chen Querschiff nahe bis zum Dachgefims emporgestiegen.

Jn überraschender Weift traten dagegen bei der vierten General-
Bersammlung im Frühjahre 1854 in hehrer Pracht die sämmtltchen Umfaffangs-
mauern mtt thren reichen Fsnßermaßwerken und Wimbergen, nedst Fialen
und Galerieen vollendst bervor, und die kunstvollen Portalgiedel reichien biS
etwa zur Mitte des Daches. Ei» so wichtiger Nbschluß des Baues dnrfte
ntcht so unbemerkt vorübergehen. Der 3. October 1855, der Tag Ser Grund-
steinlegung zur festen Nbetnbrücks zwischcn Köln und Deutz, hatte uns d«S
Glück gebracht, Seioe Msjestät auch am Dome zu sehen, und da inzwischc»
der Giebcl oes Südportals bis zu seiner Spitzs aufgebaut war, uud eben die
Kreuzblume ausgefttzt werden solltc, so erfolgte nun diese kühse Operation
im Anblick Seiner Majestät des Königs Protectors in feierltcher Weise, um
dadurch der Vollendung der sämmtlichen aufrechten Ringmauern des Lang-
hauseS, wodurch die weite Kluft zwtschen dem Thurme und dem Hochchore ausge-
füllt worden, eine höhere Weihe zu verleihen und das Datum in die Dom-
baugeschichte einzutragen. Rachdem die darüber ausgenommene Uikun'se Aller-
höchk voüzogen und von vielen hohen Lnweftnden unterschrteben worden wnr,
wurde fle unter dem freudigen Jubelrufe der zahlreich versammelten Dombau-
Freunde durch eisen schnell fleigenden Adler dinnen wenigen Secundeu »ach
der 226 Fuß über dem Doden fich erbebenden Lnospe der Kreuzblume getra-
gen und dort eingeseakt. Doch, ach! bei diesem zusälligen Domdau-Feste war
es daS letzte Mal, daß wtr die Freuds hatten, uuserem hetßgeliebten Ksnlge
und Protecior unseren Dan! darzubrtngen för die gsädtge Unterstötzung des
Dombaues, so wie Seinersetts die lebhafte Freude aussprcchen zu hören über
de» großartigen Abschnitt der ncuen Bauthätigkeit, zu deren noch rascherer
Fordermig auf neue Mittil Bedacht genommen werden sollte.

Gelang auch Letzteres durch die Fögung Les Schicksals »icht, so schritt
doch uuter dsr Aegide Seiner Königlichen Hoheit dcs Prinz-Regeuien der
Bau kräfiig fort. Bei der fünften General-Bersammtung waren bereitS
aus sllen Seiten deS DomeS die Gtrebepfelftr merklich emporgesttegeu, und
Sie erdlickten gleichzeitig die Haupt-EingangShslle im Südportal mit den
retchen Bildwerken geschmückt, welche wir der Munificeuz Seiner Königlichen
Hoheit zu verdanken habe».

Und heute bei der sechSten General-Versammlung erhebt fich vor Jhre«
Anblick, zum dauernden Schotze des Kirchengebäudes gegen elemestare Ereig-
ntffe, eine seste Dachconstruction voo Schmiedeeisea über dem weiten Lavg«
 
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