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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1882 (Nr. 323-326)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2003#0008
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Kaiseriicheir und Königlicheu Majestüt glorreich nneder aufgerichtet ist,
jetzt gelangt auch der deutsche Dom unter den Augen Euerer Majestät, deS
ersten deurschen Kaisers aus dein Hause der Hohenzollern, zu seiner
Lollendung.

Der gütige Gott, welcher Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät,
rvelcher uns allen es gegeben hat, den heutigen unvergeßlichen Tag zu
erleben, möge Eurer Majeftüt teures Leben zum Legen der Lölker Deutsch-
lands noch lange Jahre erhalten!

Das deutsche Reich ader, festgegründet wie der Heldenbau dieses
Tomes, möge bestehen bis an das Ende der Tage!"

Als diese Rede beendet war, hielt der Präsident des Central-Dombau-
Bereins, Herr Consul Oswald Schmitz, die folgende Ansprache:

„Allerdurchlauchtigster! Großmächtigster Kaiser und König!

Allergnädigster Kaiser, König und Herr!

Ueberwältigt von den freudigsten Gefühlen, die in diesem, in der Ge-
schichte unseres Domcs einzig dastehenden Augenblicke unser Aller Herzen
durchdringen und die Augen Älller jmit Thrünen der Wonne und des
Dankes erfüllen, kann ich kaum Worte finden, densclben einen der heu-
tigen erhabenen Feier rvürdigen Ausdruck zu verleihen. Ew. Kaiserliche
and Königliche Majestät wollen jedoch in der allgemeinen großen Begeiste-
rung, die hier auf dem Festplatz, m der Stadt Köln unv im deutschen
Laterlande herrscht, den Äusdruck des wärmsten und innigsten Dankes,
ver unbegrenzten Liebe und der tiefften Lerehrnng gnädigst entgegenzu-
nehmen geruhen, welche dem crhabenen Schirmherrn des Central-Dombau-
Vereins sämtliche Vereinsgenossen, alle Bürger dieser Stadt und alle
deutschen Brüder darzubringen sich verpflichtet fühlen. Der heutige Fest-
und Freudentag mit diesem so lange und heiß crsehnten Augenblick, in
welchem wir, um den vollendeten Doni versammelt, Ew. Kaiserlichen und
Königlichen Majestät freudig entgegenjauchzen, wird als ein hoher Ehren-
tag stets in Aller Herzen sortleben, als wichtiger und schöner Gedenktag
in der Weltgeschichte ewig eingezeichnet bleiben.

Wer unter uns erinnert sich nicht heute der denkwürdigen, bedeutungs-
oollen Worte, die vor 38 Jahren — es war am 4. September4842 —
Ew. Kaiserlich und Königlichen Majestüt in Gott ruhender, hochseliger
Bruder König Friedrich Wilhelm IV. gesprochen, deren inhaltschwere Be-
deutung in Aller Seelen unauslöschlich eingegraben steht, Worte, die wie
Hammerschläge an jedes Herz pochten, wie Blitze in jeder Brust zündeten.
Es waren eine neue, eine schöne Zeit verkündende prophetische Worte:
denn was damals kaum geahnt, kaum gehosst werden konnte, das steht
heute schon im Glanze der Bollendung vor unsern wonnetrunkenen Augen.
Mühevoll war die Arbeit, schwierig das Werk und dornenvoll der ein-
zuschlagende Pfad; aber unter dem schönen Wahlspruche des Central-
Dombau-Vereins: „Eintracht und Ausdauer" wurden alle Schwierigkeiten
beseitigt, alle Mühen überwünden.

Aber auch Gott der Allmächtige lieh sichtbar dem großen Werke seinen
Segen. Er erhielt uns im Uebsrmaß die Gunst und das Wohlwollen
unserer hohen Protectoren, des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV.
und Ew. Kaiserlich Königlichen Majestüt zu fortdauernden reichen Gaben;
er gewann uns das freigebige Herz Jhrer Majestüt unserer durchlauchtigen
Kaiserin zur mächtigen Unterstützung unserer Bestrebungen; er sicherte
uns die Huld so vieler edlen Prinzen und Prinzessinnen des Kaiserlichen
Hauses und der Fürsten und Fürstinnen in unserm deutschen Vaterlande;
er öffnete uns die Hände Aller, auf daß die deutschen Brüder von den
Alpen bis zur Nordsee, voni Memel bis zum Rheinstrome, ja selbst jene
in feruen Landen, bis weit jenseits des Weltmeeres, uns ihre reichen
Liebesgaben darreichten zuni Fortbau und zur Bollendung dieses herrlichsten
Gotteshauses. So ist denn unser Dom, dieses schöne Bermächtnis unserer
Vorfahren, dieses crhabene Meisterwerk gotischer Baukunst, ein großes
Gemeingut des ganzen deutschen Bolkes geworden. Fürst und Unterthan,
Clerus und Laie, Hoch und Nieder, ckleich und Arm, Alle haben an seinem
Fortbau geholfen, zu seiner Bollendung beigetragen. Und so ragen denn
jetzt diese Steinriesen der hehren Gottesburg, ihre Spitzen friedlich in den
grünen Wellen des Nheinftronies wiederspiegelnd, mächtig und ehrwürdig
über Stadt und Land in den blauen Aether hinein.

Dieses großartige, erhabene, uunmehr vollendete Gotteshaus, jahr-
hundertelang dem Berfall und der Zerstörung preisgegeben, wurde nach
der Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft und nach Wieder-
erlangung deutschen Wesens und des Gefühles deutscher Zusammengchörig-
kcit das Symbol eines großen deutschen Baterlandes. Angesichts der
Verwirklichung dieses so sehnsüchtig erhofften, nunmehr erreichten Zieles
fühlen wir uns begeisterungsvoll von der offenbaren Gottesfügung er-
griffen im Hinblick auf die wahrhaft deutsche Gesinnung und Thatkraft
Ew. Kaiserlichen und Königlichen Nlajestät, unterstützt von den hochherzigen
Fürsten Deutschlands.

Zur Erinnerung an den heutigen, auf ewige Zeiten denkwürdigen Ehren-
tag hat der Borstand des Central-Dombau-Bereins beschlossen, eine Me-
daille ausprägen zu laffen, deren Fertigstellung nicht hat erzielt werden
können; jedoch wird der Borstand nach deren Bollendung Ew. Kaiserliche

Majestät und unsere huldreiche Landesmutter, Jhre Majestät die Kaiserin,
ganz unterthänigft zu bitten wagen, dieselbe huldreichst entgegen nehmen
zu wollen.

Damit die Einzelheiten der Geschichte unseres Domes und seines
Baues nicht verloren gehen, sondern auch künstigen Geschlechtern aufbe-
wahrt bleiben, beauftragte der Vorstand des Central-Dombau-Dereins
das leider vor wenigen Monaten verstorbene Vorstands-Mitglied, den
stüdtischen Archivar Herrn Dr. Ennen, das vorhandene urkundliche Ma-
terial in einer Festschrift zusamnienzustellen. Der Vorstand erlaubt sich
nun heute, Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestäten durch ineine Ver-
mittelung diese Festschrift ganz ehrerbietigst und gehorsamst zu überreichen,
und lcbt der freudigen Hoffnung, daß Ew. Kaiserliche und Königliche
Majestäten in dieser Darbringung ein kleines Zeichen des unterthänigsten
Dankes zu erblicken geruhen mögen, der bis zum letzten Atemzuge unser
Aller Herzen erfüllen wird.

Möge Gott der Allerhöchste, gleichwie er dieses von uns zu seiner
Ehre erbaute, feingegliederte, festgefügte Bauwerk immerdar in seinen
gnädigen Schutz nehmen wird, auch unser gesamles deutsches Vaterland
stets befchirmen unter dem gerechten und starken Scepter Ew. Kaiserlichen
und Königlichen Majeftät und des ganzen Hohenzollernschen Hauses.
Möge er eS beschützen bis weit in die fernsten Zeiten! Möge der All-
müchtige und Allgütige Ew. Majestät an der Seite unserer innigst ge-
liebten Kaiserrn noch lange Jahre erhalten zu Ew. Majestät eigencm
Glück und zum Ruhm und zur Ehre unseres ganzen deutschen Bater-
landes!"

Während dieser Rede überreichte der Präsident;des Central-Dombau-
Vereins, Herr Consul Oswald Schniitz, den Majestäten je ein Exemplar
der prachtvoll gebundenen, von deni verstorbenen Stadtarchivar Dr. Ennen
verfaßten Festschrift, eine Geschichte des Domes und des Dombau-
Vereines enthaltend, die huldreich dankend entgegen genommen wurder

Hierauf erbat sich der Herr Dombaumeister, nachdem die vollzogcne
Urkunde mittlerweile auf den südlichen Domturm geschafft und in den
Knauf der Kreuzblume niedergelegt war, die Erlaubnis zum Versetzen des
letzten Steines mit folgenden Worten:

„Hoch über den Lüften, über dem vollendeten Dome schwebt heuts
derselbe königliche Aar, aus deffen Fängen auf Allerhöchsten Befehl jener
erste Stein zum Fortbau herabgesenkt wurde, ein Zeuge des ewig denk-
würdigen Tages vor 38 Jahren, an dem der hochselige König Friedrich
Wilhelm IV. Deutschlands Fürsten und Völker aufrief zum vereinten
Wirken an dem großen nationalen Werke. Bereit, den letzten Stein zum
Kölner Dom zu senken, der die Urkunde einschließen soll, harren die Dom-
werkleute des Allerhöchsten Befehles Eurer Kaiserlichen und Königlichen
Majestät, den allerunterthänigst zu erbitten ich wage."

Äls dieser erteilt wurde, erschienen auf den beiden Türmen des
Domes die Kaiser- und Königsstandarte. Die auf der Spitze der süd-
lichen Kreuzblume befindlichen Arbeiter hatten unter einer dort ange-
brachten Laubkrone dem Schlußstein die Kapsel eingesügt. Diese cnthielt
außer der Urkunde über die Vollendung des Domes die Ansprache des
Dombaumeisters zu Anfang und zu Ende der Feier; eine Urkunde über
die Wirksamkeit sder deutschen Landes-Vereine unter dem Roten Kreuze
als das erste thatsächliche Ergebnis der deutschen Einigung von Jhrer
Majestät der Kaiserin Augusta, die dem Dombau stets ein werkthätiges
Jntereffe zugewandt hatte, eingesandt; ferner die von Dr. Ennen verfaßte
Festschrift; die im Jahre 1880 geprägten preußischen Münzen nebst einem
preußischen Thaler von 1842; eine Bronze-Medaille, die Bildniffe
Sr. Alajestät des Kaisers Wilhelm und des hochseligen Königs tragend,
geprägt zum 4. September 1867, dem Jubelfeste des 25jährigen Wirkens
des Central-Dombauvereins; endlich eine Bronze-Medaille mit den Bild-
niffen Jhrer Majestät des Kaisers rind der Kaiserin und dem Denkmal
des Königs Friedrich Wilhelm III. auf dem Heumarkte, geprügt 1878.

Als der Schlußstein eingesügt wurde, erscholl Geschützdonner, in den
sich das Geläute der Glocken, darunter jenes der Kaiserglocke mischte.
Laut brauste das Lied: „Nun danket alle Gott" durch die Lüfte. Ein
Gefühl der Freude, des Stolzes, der Begeisterung bemächtigte sich aller
Anwesenden. Vollendet war jetzt, was seit 1248 begonnen wurde; erfüllt
der Traum und die Sehnsucht unserer Dichter und Patrioten; ausgebaut
das große Werk, d.is wie kcineS in unseren Gauen den Ituhm des deut-
schen.Geistes, des gemeinsamen Wirkens und Schaffens zur Erreichung cines
edlen, gottgefälligen Zreles verkündete; vollendet war der Kölncr Don
unter dem Beisein und unter der Anwesenheit des Vollenders der deutscher
Einheit, des Protectors des Dombau-Vereins, seiner erhabenen Gemahlin
der Kaiserin Augusta, vieler Mitglieder des Kaiserhauses, deutscher Fürster
und der Bertreter der deutschen Städte. Es rvar ein ewig denkwürdiger
Moment, für alle Teilnehmer unvergeßlich und wohl ivert, in die An-
nalen des deutschen Reiches eingetragen zu werden. Jn der Geschichte
der deutschen Kunst iiimnit der 15. October 1880 für allc Zeiten eine
glänzende Stelle ein.

(Schluß folgt.)

Berantwortlicher Herausgeber: I. I. Nelles in Koln.

Commissions-Berlag nud Druck von M. DuMont-Schauberg. sExpeditiop der Kölnischen Zeitnng.,
 
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