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Koldewey, Robert; Puchstein, Otto
Die griechischen Tempel in Unteritalien und Sicilien: Text — Berlin, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5536#0005
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VORWORT

Da Robert Koldewey, der Hauptverfasser des hier dargebotenen Beitrags zur Kenntnis der griechischen Tempel in Unter-
| italien und Sicilien, schon seit Beginn des Druckes als Leiter der neuerdings unternommenen Ausgrabungen in Babylon
weilt, ist mir die Aufgabe zugefallen, das Vorwort zu schreiben und zu sagen, welchen Anteil ein jeder von uns an der
Arbeit gehabt hat und wem wir für deren freundliche Förderung zu Dank verpflichtet sind.

Die mit den Personalien vertrauten Faehgenossen werden auf den ersten Blick erkennen, dass die sämtlichen Zeichnungen
im Texte und auf den Tafeln ganz und gar und von dem Texte die Beschreibung der einzelnen Monumente in den wesentlichen
Teilen das "Werk von Koldewey sind.

Ich selbst bin nur insofern daran beteiligt, als ich das ganze Unternehmen, die griechische Architektur des Westens neu
zu untersuchen, von der ersten Reise an bis zur Vollendung des Druckes geplant und betrieben und, wie ich mit Befriedigung sagen
darf, auch glücklich durchgesetzt habe: bei der Ausführung habe ich aufserdem, soweit es meine Einsicht und Anlage zuliefs,
Koldewey unterstützt und mit ihm von Anfang bis zu Ende zusammengearbeitet.

An Ort und Stelle gemeinsam untersucht haben wir die Ruinen auf zwei wegen der erfolgreichen und einträchtigen Arbeit
höchst genussvollen Reisen, zunächst 6 Monate vom Januar bis Anfang Juli 1.892 und dann 131 /-_> Monate von Mitte October 1893 bis
Ende Januar 1894.

Unser wissenschaftliches Arbeitsprogramm war bei Antritt der ersten Reise sehr groi's, aber angesichts der verschiedenen
Ruinen und ihrer bisherigen Publicationen beschränkten wir es bald auf die mit unseren Kräften erfüllbaren Aufgaben der Unter-
suchung des griechischen Tempelbaues. Wir machten uns daher vor allen Dingen an die genaue und den heutigen Anforderungen
genügende Aufnahme der Tempelgrundrisse, unterliefsen jedoch die zwar wünschenswerte, aber sehr zeitraubende Herstellung
von Fall- und Sturzplänen der Trümmerfelder. Dom Aufbau der Tempel die gleiche Sorgfalt wie den Grundrissen zuzuwenden,
Werkstück für Werkstück zu untersuchen und das Urteil gleichsam auf einen vollständigen Katalog aller Reste zu begründen,
überstieg sowohl da, wo die Bauten noch aufrecht stehen, als aiich da, wo sie eingestürzt sind und ihre schönen Glieder zu be-
quemerer Besichtigung auf den Boden gestreckt haben, unsere Zeit und unsere Mittel. Wir sind fast niemals in der Lage gewesen,
einen Block wenden oder halb verdeckte Teile freilegen oder sonst eine Arbeit vornehmen zu lassen, die die Untersuchung über
den jedesmal von uns angetroffenen Zustand hinaus hätte fördern können, doch haben wir uns in jedem einzelnen Falle möglichst
gründlich über den Aufbau orientiert und dessen Elemente so vollständig beigebracht (wo nichts bemerkt ist, nach Koldeweys
eigenen Aufnahmen), dass der Leser nur selten genötigt sein wird, dafür andere Publicationen einzusehen. Unsere und ältere
Mitteilungen zu ergänzen, würde namentlich den italienischen Fachgenossen mit den gröfseren, ihnen im eigenen Lande zu Gebote
stehenden Mitteln sehr leicht fallen; es ist überall noch unendlich viel zu erledigen.

Unsere Weise, die Ruinen zu betrachten, sind wir dann von Anfang an bestrebt gewesen, auf die sämtlichen griechischen
Tempel in Unteritalien und Sicilien auszudehnen, damit wir eine gröfsere Basis für die Einzeluntersuchung gewönnen und tiefer in
das Wesen des gesamten westgriechischen Tempelbaues einzudringen vermöchten.

Die ganze erste Reise war der Beschaffung des Materials für die graphische Darstellung der Tempel gewidmet, dem Messen
(mittelst der einfachsten Instrumente), wobei ich Koldewey nach Kräften half, und dem Zeichnen, das Koldewey selbstverständlich
nach der Natur an Ort und Stelle ausführte.

Damit der wissenschaftliche Erfolg unserer Arbeit nicht, wie es in der Archäologie nur allzu häutig geschieht, durch neue
an uns von aufsen herantretende Unternehmungen beeinträchtigt Avürde, kamen wir nach der Reise überein, dass sich Koldewey
sofort daran setzte, seine Aufnahmen ins Reine zu zeichnen und druckfertig zu machen.
 
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