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Es ist nicht auszuschließen, daß die nahegelegenen
Nekropolen, deren wenige bislang geöffnete Hügel
nur hallstattzeitliche Funde freigegeben haben126),
auch bronzezeitliche Bestattungen enthalten. —
Ein ähnlich einseitiges Fundspektrum aus der
Bronzezeit ist im Bereich zwischen Lech und
Ammersee festzustellen, wo relativ viele Hort- und
Moorfunde ans Tageslicht gekommen sind (Taf.
175.176). Dies und die Seltenheit der heute in dieser
Region bekannten Grabhügel127) (Taf. 165) sind zu
einem Teil mutmaßlich auf die intensive Nutzung
des Bodens als Ackerland seit jeher und auf.die
damit verbundene frühzeitliche Einebnung und
Vernichtung der Grabstätten zurückzuführen, zu-
mal um 1890 allein im Landkreis Landsberg am
Lech rund ein Drittel mehr Land als jetzt unter dem
Pflug stand (vgl. die derzeitigen Fund- und Gelän-
denutzungsstatistiken für den Stadt- und Landkreis
Landsberg am Lech in Abb. 7.10.11).
Unter diesen Umständen vermag am ehesten die
Statistik der derzeitigen und vormaligen Gelände-
nutzung Aufschluß über die allgemeinen Erhal-
tungsbedingungen und Fundchancen prähistori-
scher Relikte zu geben. Die prozentuale Verteilung
der Bodennutzung im südwestlichen Oberbayern
(Abb. 8) zeigt heutzutage deutlich das Übergewicht
an Dauergrünland und Wald 128). Der Ackerboden
macht nur knapp 13 Prozent der Gesamtfläche aus.
Um die Erhaltung der obertägigen Geländedenk-
mäler scheint es hier somit nicht schlecht bestellt zu
sein, jedenfalls besser als vergleichsweise im gesam-
ten Oberbayern (22% Ackerland), in der Oberpfalz
(31%) und in Niederbayern (35%). Andererseits
schränkt dieser Umstand die Findemöglichkeiten
ein. Die Aufschlüsselung der Geländenutzung nach
den einzelnen Stadt- und Landkreisen129) (Abb. 10)
macht klar, daß vor allem im Landkreis Fürstenfeld-
bruck (38 % Ackerland) sowie in den Stadt- und
Landkreisen Landsberg am Lech (25 %) und
München (25 %)die besten Fundchancen bestehen.

In München und Fürstenfeldbruck werden diese
Möglichkeiten durch Bodeneingriffe bei Bauarbei-
ten und bei der Kies- und Torfgewinnung noch
zusätzlich vermehrt. Bei entsprechender Ausnut-
zung der Findemöglichkeiten schlägt sich das
Resultat in einer vermehrten Mengenverteilung
bestimmter Fundgattungen wie Flachgräber,
Moor- und Gewässerfunde, Horte, Siedlungen und
Einzelfunde nieder (Abb. 7.11 — die Vergleichswer-
te für den gesamten Arbeitsraum siehe Abb. 9). Von
den übrigen Landkreisen weisen Bad Tölz, Gar-
misch-Partenkirchen und Wolfratshausen ein
Fundspektrum auf, das den normalen, durch
Bodennutzung und natürliche Oberflächenstruktur
(Gebirge, Seen, Flüsse, Moore usw.) gegebenen
Voraussetzungen am augenscheinlichsten ent-
spricht. Im Gegensatz dazu ist dieses Bild in den
Landkreisen Schongau, Starnberg und Weilheim
(teilweise auch Fürstenfeldbruck) durch die oben
behandelten gezielten Forschungen in Hügelgrup-
pen und auf Höhenplätzen sowie durch privaten
Sammeleifer manchmal zwangsläufig erheblich
verfälscht.
Gewiß müssen Veränderungen der Bodennutzung
im Laufe der Zeiten berücksichtigt werden. Sieht
man von den modernen Ballungsräumen um
München mit ständigen Eingriffen in das Land-
schaftsbild ab, so ergeben sich auch für die
ländlichen Gegenden im Vergleich mit Zahlen aus
den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
mitunter bedeutende Unterschiede130). Besonders
der Flächenanteil des Ackerlandes ist seither in ganz
Oberbayern um fast ein Drittel zurückgegangen.
Beispielsweise hat sich im Landkreis Landsberg am
Lech dieser Anteil ebenfalls um etwa ein Drittel, in
Fürstenfeldbruck immerhin um ein Fünftel verrin-
gert. Der Bodengewinn betrifft vor allem das
Bauland, da die Flächenmaße von Dauergrünland
und Wald sich nur unerheblich vergrößerten oder
ungefähr gleichblieben. Im Landkreis Weilheim
beträgt jetzt der Anteil des Ackerbodens nur noch

126) Zu den Fundstellen G. Kossack 1959,245ff. — Neueste Übersichtskarte der obertägigen Geländedenkmäler dieser
Gegend in: Führer vor- und frühgesch. Denkm. 18 (1971) 259.

127) Kartierung der hallstattzeitlichen Grabhügel bei G. Kossack 1959 Taf. 149.

128) Vgl. Statistisches Jahrbuch für Bayern 1969, hrsg. Bayer. Statist. Landesamt (1969).

129) Alle Angaben stammen aus den Landkreisbeschreibungen (Unser Landkreis ...) der Schriftenreihe in
Zusammenarbeit mit der bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und den Landkreisen (1960
— 1970) sowie aus dem Statistischen Jahrbuch (siehe Anm. 128). Bei voneinander abweichenden Zahlen wurde der
Mittelwert angenommen.

130) Statistische Einzelheiten nach W. Götz, Geographisch-Historisches Handbuch von Bayern 1 (1895).

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