pretiert werden könnten539) (siehe auch S. 137). In
der Regel liegen die bekannten Urnenfriedhöfe in
einiger Entfernung von der nächsten bronzezeitli-
chen Hügelnekropole, manchmal beträgt der Ab-
stand sogar 6,5 bis 7 km540).
Für die Materialien der späten Bronzezeit ergeben
sich keine chronologisch zu wertenden Kontakte
mit den Urnenfriedhöfen um München. Bestimmte
D-Typen wie Nadeln mit gekerbtem Vasenkopf
sowie Formen und Zierweisen der Keramik sind
einfach langlebig und dauern in den Urnenfeldern
fort (vgl. Abb. 15). Schon wegen dieses Sachverhal-
tes kann man der Meinung R. Dehns keinesfalls
zustimmen, der für Bz D und seine älteste Unterstu-
fe Ha Ala der Münchener Urnenfelder eine
„zeitweilige Gleichzeitigkeit" annimmt541). Er läßt
vor allem außer Betracht, daß bestimmte Formen
aus seinen Ha A 1 a-Urnengräbern, wie verzierte
und unverzierte Gürtelhaken mit langer Zunge,
Griffdornmesser und kleine zweckenartige Blech-
buckel, niemals in den Gräbern der späten Bronze-
zeit auftauchen542). Neben dieser einseitigen Fund-
auswahl zugunsten einer vermeintlichen Gleich-
zeitigkeit muß man auch Dehns Argument des
zeitlichen Kontaktes am Beispiel von Radanhän-
gern in Riegsee und München Ha A 1 b (und
Nordtirol Gruppe II) entgegentreten. Soweit er-
kennbar, unterscheiden sich die Radanhänger der
Münchener543) und Nordtiroler544) Urnenfelder in
Form und Trageweise (bis 15 Stück pro Grab)
beträchtlich von den komplizierten Radanhängern
der späten Bronzezeit (paarweises Vorkommen —
siehe S. 129).
Ob nun die Unterschiede in Grabbrauch und
Formenschatz einen mehr oder weniger scharfen
Bruch andeuten oder ob sich in den typologischen
Verbindungen vielleicht doch gewisse zeitliche
Überschneidungen widerspiegeln, läßt sich am
bislang bekannten Material jedenfalls nicht mit
letzter Sicherheit entscheiden. So oder so erscheint
es wenig angebracht, die Urnenfelderzeit in Ober-
bayern mit der Stufe Bz D beginnen zu lassen, wie
das Konzept von H. Müller-Karpe es vorsieht545).
Bei den Bemühungen um einen kennzeichnenden
Terminus, der den kulturellen Verhältnissen in jener
Gegend zu dieser Zeit gerecht werden soll, verdient
der Abbruch oder Fortbestand von altersher
praktizierter Sitten und Verhaltensregeln eine stär-
kere Berücksichtigung als die typologische Ent-
wicklung materieller Güter. Somit besteht kein
begründeter Anlaß, die Fundkomplexe der Stufe Bz
D in Südbayern trotz gewisser Verbindungen zur
reinen Urnenfelderzeit — Beziehungen, die an der
Nahtstelle zweier kulturhistorischer Abschnitte
immer zu erwarten sind — aus dem großen Verband
bronzezeitlicher Kulturentwicklung herauszulösen
und sie in Verkennung lokaler Eigentümlichkeiten
mit archäologisch nur mangelhaft belegten Argu-
menten der neuen Periode aufzupfropfen. Letzten
Endes ist auch die Urnenfelderzeit hierzulande wie
in den Nachbarregionen als Fortsetzung der bron-
zezeitlichen Zivilisation zu verstehen.
Die Tabelle (Beilage) zeigt klar, daß eine konti-
nuierliche Entwicklung zumindest in der
mittleren und späten Bronzezeit bei ausreichender
Fundzahl auch im eng begrenzten Bearbeitungsge-
biet nachzuweisen ist. Unregelmäßigkeiten wie
beispielsweise die relativ geringe Anzahl der B-
539) So aber hauptsächlich H. Müller-Karpe 1959 (1) 145f. unter anderem am Beispiel bronzezeitlicher Streufunde aus
dem Bereich des Urnenfriedhofs von Maisach-Gernlinden (29.30). — Zum örtlichen Verhältnis in Grünwald vgl.P.
Reinecke 1943, 112f. — Im Fränkischen dagegen scheint bei einigen Gräberfeldern Kontinuität zwischen der
„Frühstufe" (= Bz D ) und der „Mittelstufe" ( = HaA — B1) der Urnenfelderzeit zu bestehen, vgl. H.Hennig 1970,
36 und H.G.Rau, Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Aschaffenburg-Strietwald.Materialh. bayer. Vorgesch.
26 (1972) 18 ff.
540) z. B. Unterpfaffenhofen und Unterhaching - vgl. H. Müller-Karpe 1957 Kartenbeil, und F. Wagner 1958
Kartenbeil..
541) R. Dehn 1972, 48 ff.
542) Zu den fraglichen Gräbern vgl. die Tabelle a.a.O. 44 mit den Fundabbildungen bei H. Müller-Karpe 1957.
543) Siehe H. Müller-Karpe 1957 Taf. 6,10-14; 10 B 6; 24 E 4; 37,20-23; 40 A 3-5.
544) Vgl. K.H. Wagner 1943 Taf. 34,16 und A. Kasseroler, Das Urnenfeld von Volders. Schlern-Schr. 204 (1959) Taf.
41,212.
545) H. Müller-Karpe 1957,9ff. ; 1959 (1) 141 ff. 182 ff. und in : Jahresber. Inst. Vorgesch. Univ. Frankfurt a. M.1972,
7 ff.; ebd. 1974, 7ff.; dazu kiritisch W.A.v. Brunn ebd. 1974, 19 ff. — Vgl. hierzu kurz auch W. Torbrügge, Die
Hallstattzeit in der Oberpfalz II. Materialh. bayer. Vorgesch. 20 (1965) 18 Anm. 12.
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der Regel liegen die bekannten Urnenfriedhöfe in
einiger Entfernung von der nächsten bronzezeitli-
chen Hügelnekropole, manchmal beträgt der Ab-
stand sogar 6,5 bis 7 km540).
Für die Materialien der späten Bronzezeit ergeben
sich keine chronologisch zu wertenden Kontakte
mit den Urnenfriedhöfen um München. Bestimmte
D-Typen wie Nadeln mit gekerbtem Vasenkopf
sowie Formen und Zierweisen der Keramik sind
einfach langlebig und dauern in den Urnenfeldern
fort (vgl. Abb. 15). Schon wegen dieses Sachverhal-
tes kann man der Meinung R. Dehns keinesfalls
zustimmen, der für Bz D und seine älteste Unterstu-
fe Ha Ala der Münchener Urnenfelder eine
„zeitweilige Gleichzeitigkeit" annimmt541). Er läßt
vor allem außer Betracht, daß bestimmte Formen
aus seinen Ha A 1 a-Urnengräbern, wie verzierte
und unverzierte Gürtelhaken mit langer Zunge,
Griffdornmesser und kleine zweckenartige Blech-
buckel, niemals in den Gräbern der späten Bronze-
zeit auftauchen542). Neben dieser einseitigen Fund-
auswahl zugunsten einer vermeintlichen Gleich-
zeitigkeit muß man auch Dehns Argument des
zeitlichen Kontaktes am Beispiel von Radanhän-
gern in Riegsee und München Ha A 1 b (und
Nordtirol Gruppe II) entgegentreten. Soweit er-
kennbar, unterscheiden sich die Radanhänger der
Münchener543) und Nordtiroler544) Urnenfelder in
Form und Trageweise (bis 15 Stück pro Grab)
beträchtlich von den komplizierten Radanhängern
der späten Bronzezeit (paarweises Vorkommen —
siehe S. 129).
Ob nun die Unterschiede in Grabbrauch und
Formenschatz einen mehr oder weniger scharfen
Bruch andeuten oder ob sich in den typologischen
Verbindungen vielleicht doch gewisse zeitliche
Überschneidungen widerspiegeln, läßt sich am
bislang bekannten Material jedenfalls nicht mit
letzter Sicherheit entscheiden. So oder so erscheint
es wenig angebracht, die Urnenfelderzeit in Ober-
bayern mit der Stufe Bz D beginnen zu lassen, wie
das Konzept von H. Müller-Karpe es vorsieht545).
Bei den Bemühungen um einen kennzeichnenden
Terminus, der den kulturellen Verhältnissen in jener
Gegend zu dieser Zeit gerecht werden soll, verdient
der Abbruch oder Fortbestand von altersher
praktizierter Sitten und Verhaltensregeln eine stär-
kere Berücksichtigung als die typologische Ent-
wicklung materieller Güter. Somit besteht kein
begründeter Anlaß, die Fundkomplexe der Stufe Bz
D in Südbayern trotz gewisser Verbindungen zur
reinen Urnenfelderzeit — Beziehungen, die an der
Nahtstelle zweier kulturhistorischer Abschnitte
immer zu erwarten sind — aus dem großen Verband
bronzezeitlicher Kulturentwicklung herauszulösen
und sie in Verkennung lokaler Eigentümlichkeiten
mit archäologisch nur mangelhaft belegten Argu-
menten der neuen Periode aufzupfropfen. Letzten
Endes ist auch die Urnenfelderzeit hierzulande wie
in den Nachbarregionen als Fortsetzung der bron-
zezeitlichen Zivilisation zu verstehen.
Die Tabelle (Beilage) zeigt klar, daß eine konti-
nuierliche Entwicklung zumindest in der
mittleren und späten Bronzezeit bei ausreichender
Fundzahl auch im eng begrenzten Bearbeitungsge-
biet nachzuweisen ist. Unregelmäßigkeiten wie
beispielsweise die relativ geringe Anzahl der B-
539) So aber hauptsächlich H. Müller-Karpe 1959 (1) 145f. unter anderem am Beispiel bronzezeitlicher Streufunde aus
dem Bereich des Urnenfriedhofs von Maisach-Gernlinden (29.30). — Zum örtlichen Verhältnis in Grünwald vgl.P.
Reinecke 1943, 112f. — Im Fränkischen dagegen scheint bei einigen Gräberfeldern Kontinuität zwischen der
„Frühstufe" (= Bz D ) und der „Mittelstufe" ( = HaA — B1) der Urnenfelderzeit zu bestehen, vgl. H.Hennig 1970,
36 und H.G.Rau, Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Aschaffenburg-Strietwald.Materialh. bayer. Vorgesch.
26 (1972) 18 ff.
540) z. B. Unterpfaffenhofen und Unterhaching - vgl. H. Müller-Karpe 1957 Kartenbeil, und F. Wagner 1958
Kartenbeil..
541) R. Dehn 1972, 48 ff.
542) Zu den fraglichen Gräbern vgl. die Tabelle a.a.O. 44 mit den Fundabbildungen bei H. Müller-Karpe 1957.
543) Siehe H. Müller-Karpe 1957 Taf. 6,10-14; 10 B 6; 24 E 4; 37,20-23; 40 A 3-5.
544) Vgl. K.H. Wagner 1943 Taf. 34,16 und A. Kasseroler, Das Urnenfeld von Volders. Schlern-Schr. 204 (1959) Taf.
41,212.
545) H. Müller-Karpe 1957,9ff. ; 1959 (1) 141 ff. 182 ff. und in : Jahresber. Inst. Vorgesch. Univ. Frankfurt a. M.1972,
7 ff.; ebd. 1974, 7ff.; dazu kiritisch W.A.v. Brunn ebd. 1974, 19 ff. — Vgl. hierzu kurz auch W. Torbrügge, Die
Hallstattzeit in der Oberpfalz II. Materialh. bayer. Vorgesch. 20 (1965) 18 Anm. 12.
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