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Kossack, Georg; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Gräberfelder der Hallstattzeit an Main und fränkischer Saale: nach Grabungen von G. Jacob-Friesen, Chr. Pescheck, K. Schwarz und N. Walke (†) in Bastheim, Grosseibstadt und Kitzingen-Etwashausen — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 24: Kallmuenz/​Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.70666#0148
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zu rechnen sei. Diese etwas sonderbare Vorstellung
hängt natürlich weitgehend von der Datierung
des Kunstgewerbes ab, wie es in den älteren Kur-
ganen des Kuban- und unteren Dnjeprgebiets
entwickelt ist (Kelermes, Melgunov), obwohl sich
an Hand neuerer Funde skythischen Tierstils im
urartäischen und manäischen Kulturbereich auch
ältere Daten vertreten ließen124. Dafür gibt es
noch Anhaltspunkte anderer Art. Gehört ein Kur-
gan wie der von Starsa Mogila bei Aksjutincy
(Poltava-Gruppe, Holzkammer 8.50: 5.70 m) dem
6. Jhdt. an125, muß das bei dem Kammergrab
von Glevacha bei Vasilkov nicht ebenso der Fall
sein (Kiever Gruppe, Kammer 8,20 : 5 m)126. Denn
ausgeplündert wie viele andere, hat es Keramik
erbracht, unter der ein Hochhalsgefäß mit Gold-
blechapplikationen chronologischen Zwecken dien-
lich scheint. Es gehört in jene Gruppe schwarzer,
geglätteter Ware, die seit langem bei der Dis-
kussion der Beziehungen zwischen Hallstatt und
Südrußland eine vielleicht überschätzte Rolle
spielt127. Obwohl ähnliche, wenngleich entwickel-
tere Gefäße in Skythien noch während des
6. Jhdts. gebräuchlich waren128, wird ihre nahe
Verwandtschaft mit ostalpiner und mitteldanu-

bischer Hallstattkeramik, die schwerlich nach der
Wende zum 6. Jahrh. noch hergestellt wurde129,
in diesem Falle ein früheres Datum nahelegen,
wenn man nicht eine Konvergenzerscheinung in
so frappierender Übereinstimmung von Form und
Zier erblicken will. Dem 7. Jhdt. gehört jeden-
falls jene etwas ältere Ware mit inkrustiertem
Schnittornament (Leiterbänder, schraffierte Drei-
ecke, kreuzschraffierte Bänder und Rhomben,
Knopfhenkel) vom Typus Belsk-Konstantinovka
an, die in Siedlungen und Gräbern, auch Tumuli
mit Holzeinbauten, aus Podolien, Bessarabien, der
Kiever Umgebung und dem Bezirk Poltava in
großen Mengen bekannt geworden ist130 und die
gelegentlich mit Zaumzeug aus dem frühskythischen
oder noch „thrako-kimmerischen“ Formenkreis
zusammengeht. So weit zurück wird man das
Kammergrab unter Hügelschüttung mit ziemlicher
Sicherheit verfolgen können, freilich ohne jede
Differenzierung inVarianten, ohne nähere Kennt-
nis bautechnischer Eigentümlichkeiten.
Ob es ältere Vorkommen gibt, hängt von der
Datierung vorskythischer Kulturgruppen zwischen
Don und Dnjepr ab (Öernoleskultur zwischen
mittlerem Dnjepr und Bug, Sabatinovkakultur

124) Knochenleiste von Karmir-Blur: B. Piotrovskij, Karmir Blur 3 (1955) 17 Abb. 9. Vogelköpfe: A. A. Jessen,
Voprosji Skifo-Sarmatskoj Archeologii (1952) 115 Abb. 3, dazu 114 Abb. 2 (Kelermes). V. A. Illinska, Ar-
cheologija (Kiev) 20, 1966, 58 ff. 62 f. Abb. 1—2. — Eine ähnliche plastische Augenumrahmung an den
Enden der tierköpfigen Knebel von Starsa Mogila, Archeologija (Kiev) 5, 1951, 205 u. Taf. 4, 3. 4. 6. 7. 9.
V. A. Illinskaja, Skify dneprovskogo lesostepnogo Levoberezja (1968) Taf. 4. Zu diesem Thema ferner
noch dies., Sov. Arch. 1965, 1, 86 ff., bes. 98 f. mit Abb. 10.
125) V. A. Illinskaja, Archeologija (Kiev) 5, 1951, 196 ff. Dies., Skify (1968) 24 ff. mit Taf. 1—4. Dazu schon
M. Rostowzef a. a. O. 458 mit älterer Lit. Zu den Psalien s. o. Anm. 124.
126) O. I. Terenozkin, Archeologija (Kiev) 9, 1954, 87 ff.; 20, 1966, 81 Abb. 13 (Illinska). Gefäß auch abgebil-
det in: Narisi starodavnoj istorij Ukrainskoj RSR (1959) 182.
127) Zuletzt F. Hancar, Mitt. Anthr. Ges. 73177, 1947, 152 ff.; bes. 158 ff. A. A. Jessen a. a. O. 117 Abb. 6.
128) Sumejko (Poltava-Gruppe) in: M. Ebert, Reallexikon 13, 95, mit Taf. 39 A d. V. A. Illinskaja, Skify (1968)
43 ff.
129) Neues Material: Csönge, Kom. Vas, Holzkammer, Arch. Ertesitö 82, 1955, 205 ff. u. B. Stjernquist, Med-
delanden Lund 1962/63, 136 ff. — Martijanec, Bez. Varazdin, Steinkammergrab, K. Vinski-Gasparini,
Vjesnik Zagreb Ser. 3, 2, 1961, 39 ff. mit Taf. 4, 1.2; 5; 6. — Nove Kosariskä, Bez. Bratislava, Hgl. 6,
Kammergrab, M. Pichlerovä, Nove Kosariskä (1969) Taf. 15.
130) A. Spicyn, Bobrinskoj-Festschr. (1911) 155 ff. (Nemirov). — A. Potapov, Eurasia Sept. Antiqua 4, 1929,
162 ff. (Belsk). — Izv. Imp. Arch. Komm. 1901, 30 ff. Otcet Imp. Arch. Komm. 1901 (1903) 99 ff. (Kon-
stantinovka). — MIA 64, 1958, 78 Abb. 24 (Solonceny, Moldau). — Zur ganzen Gruppe („Zabotin-
Etappe“) V. A. Illinska, Archeologija (Kiev) 20, 1966, 58 ff., bes. 78 ff. mit Abb. 12. — A. Vulpe, Dacia 9,
1965, 105 ff., bes. 129 ff., hat die Bedeutung der rumänischen Basarabi-Gruppe für die Zeitstellung der
südrussischen Funde erkannt und damit die Möglichkeit geschaffen, das herkömmliche Chronologiegerüst
vor- und frühskythischer Materialien zu verändern. Zu den Beziehungen der Basarabi-Keramik nach We-
sten jetzt V. Dumitrescu, Dacia 12, 1968, 177 ff., bes. 236 ff. — Jüngere Keramik der gleichen Gattung:
Kurgane von Ryzanovka, Bez. Öerkassy, MIA 130, 1965 (Kisilev-Festschr.) 211 ff. (A. Terenozkin). Zu
der Nekropole bereits M. Rostowzeff a. a. O. unter Ryzanov. — Mala Ofirna, Bez. Kiev, Archeologija
(Kiev) 21, 1968, 163 ff. (E. O. Petrovskaja). Gruft 5,4 : 4,3 m, Eisenwaffen, u. a. Axt und Ärmchenbeil.
Zaumzeug, Armring mit Schlangenkopfenden.

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