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Bingen und Umgebung. 243

und durch den Soonwald an den Heimbach, wo dieſer in den Rhein
mündet, und dann wieder rheinaufwärts bis nach Bingen!?s.

Zu dieſen Angaben iſt zunächſt zu bemerken, daß es geſchloſſenen
Allodialbeſitz von dieſem Umfang im 8./9. Jahrhundert nicht gab. Aber
auch geſchloſſener Reichsbeſitz in dieſer Ausdehnung war in der Binger
Gegend nicht vorhanden. Dem König gehörten zwar die auf dem linken
Naheufer gelegenen Forſte, aber zwiſchen Nahe und Selz gab es Königs—
gut nur in Streulage mit Privatbeſitz. Die Grenzen, die die hl. Hilde—
hard für den angeblichen Beſitz Ruperts angibt, begegnen aber auch noch
weiterhin in der Ueberlieferung. In der ſchon erwähnten Urkunde
Kaiſer Ottos II. vom 14. Juni 983199 wird der erzbiſchöflichen Kirche
zu Mainz u. a. auch der Bann und der Bannpfennig im Gebiet der Stadt
Bingen und der zugehörigen Orte von der Brücke über die Selz bei
Ingelheim bis Heimbach und auf der anderen Rheinſeite von der Mün—
dung der Eliſa (Pfingſtbach) bei Oeſtrich im Rheingau bis Kaub ge—
ſchenkt. Es iſt nicht geſagt, wie weit ſich das Hinterland des Binger
Territoriums ausdehnte, aber da die angegebenen Grenzen mit den ent—
ſprechenden des angeblichen Territoriums Ruperts übereinſtimmen,
dürfen die nicht angegebenen nach dem Bericht der hl. Hildegard ergänzt
werden. Nur das rechtsrheiniſche Gebiet fehlt bei Hildegards Beſchrei—
bung. Innerhalb des Binger Territoriums lag auch, im Nahegau, der
Forſt, den Kaiſer Otto III. am 6. November 996 der erzbiſchöflichen
Kirche zu Mainz [Henkte!*°. Der anſtoßende Ingelheimer Wald mit
dem Dorf Daxweiler gehörte vielleicht ſchon damals zur Pfalz in Ingel—
heim und verblieb auch dabei. —

Der Zuſammenhang des Binger Territoriums iſt noch aus zwei
Weistümern von 1410 und 1552 zu erkennen. In dieſen Weistümern
werden die Dörfer der Umgebung aufgezählt, die zur Unterhaltung der
Mauern von Bingen und im Kriegsfall zur Verteidigung der Stadt
beizutragen hatten; dieſe Verpflichtung war öffentlich-rechtlicher Art
und ſtammte aus der fränkiſchen Zeit. Die Dorfbewohner genoſſen zur
Entſchädigung in Bingen wirtſchaftliche Vergünſtigungen. Die auf—
gezählten Dörfer liegen — mit Ausnahme der wenigen rechtsrheiniſchen

138 Val. dazu Fabricius, Nahegau, S. 26, Anm. 2.

139 DO. II 306. — Stimming, Mainzer MB. IL 1& Yn 2206
2 O Stmmine, Mar NO 26 — DO I 2
Fabricius, Nahegau, S. 270 u. Anm 2.

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