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Kraus, Franz Xaver; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg [Hrsg.]; Friedrich [Gefeierte Pers.]
Festprogramm seiner Königlichen Hoheit Großherzog Friedrich zur Feier des siebzigsten Geburtstages dargebracht — Freiburg i. B., Leipzig: Mohr, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.49386#0022
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C. Krieg, F. G. Wanker.

dieses Amt nicht an. Denn als die öflerreichische Regierung im Jahr 1783 die
Generalseminarien ins Leben rief, wurde der junge Geistliche ob seiner hervor-
ragenden Eigenschaften als erster Subrektor des am 3. Oktober errichteten Freiburger
Generalseminars berufen.
In den Jahren 1779—85 unterzog sielt Wanker nach damaliger Sitte jeweils in
einem Fache den strengen Prüfungen, welche sich, von den Hauptfächern abgesehen,
auch auf biblische Hermeneutik, die semitischen Sprachen, Patrologie und theologische
Litteraturgeschichte bezogen. In allen Fächern wurde Wanker »unanimi calculo«, als
behänden (Noten wurden damals keine erteilt) und zum baccalaureus und
licentiatus erklärt. Zum doctor theologiae ward er erst am 28. Oktober 1788,
nachdem er am 8. Oktober seine akademische Antrittsrede gehalten hatte, feierlich
verkündet.
2. Subrektor im Generalfeminar.
Als Wanker als erster Subrektor in die neue Anflalt eintrat, war der genannte
Nikolaus Will deren Rektor, zweiter Subrektor dagegen Joseph Schinzinger, der
später an Stelle Dannenmayrs den Lehrstuhl der Kirchengeschichte übernahm, den er
bis 4. Mai 1824, im ganzen 37 Jahre, inne hatte, so dass die beiden Freiburger Bürgers-
söhne, Wanker und Schinzinger, 41 Jahre nebeneinander als Lehrer und Erzieher wirkten.
Die Aufgabe, welche Wanker in dem neuen Seminare zufiel, war eine überaus
schwierige, aber auch wichtige und verantwortungsvolle. Die Regierung legte denn
auch das gröbste Gewicht darauf, für das neue Unternehmen fähige und taugliche
Männer zu treffen, um es nicht im Entliehen schon zu gefährden. In Freiburg war
sie glücklich in ihrer Wahl, weniger an einigen andern der neuen Institute.
Nicht bloss die Leitung des Unterrichts, sondern zugleich die Erziehung der jungen
Akademiker, die sich für den priesterlichen Beruf vorbereiteten, lag den Subrektoren ob.
Dazu war Erfahrung nötig. Indes der fünfundzwanzigjährige Wanker rechtfertigte
das in ihn gesetzte Vertrauen vollständig, Universität und Regierung hatten sich in
dem jungen Manne nicht getäuscht. Sein reiches Wißen auf den verschiedensten
Gebieten, wie sein fürsorgliches Wohlwollen, verbunden mit pädagogischem Takte,
ersetzten die mangelnde Erfahrung. Feinfühlend und besonnen, wie er war, hatte
Wanker die Individualität eines jeden Studierenden schnell erkannt und verstand es,
in das eigenartige Leben eines jeden eindringend, die gute Anlage und Richtung zu
kräftigen, Schlimmeren Neigungen zu wehren, so dass nach langen Jahren noch
mancher Zögling mit aufrichtigem Danke Wankers gutem Einssüße Anerkennung zollte.
An dem Generalseminar, einer Schöpfung Kaiser Josephs II., war Wanker der
rechte Mann. Beseelt von edler und wohlwollender Gesinnung, begeistert für alles
Gute und von idealer und ernster Richtung und Lebensauffassung, geprüft in der
Schule des Lebens, soweit ein junger Mann in seinem Alter es zu sein vermag, von
gediegenen Grundsätzen und gesetztem Charakter, war er der geeignete Erzieher und
der Mann, etwaigen Tendenzen, wie sie an anderen Generalseminarien zu Tage traten,
entgegenzuwirken. Wankers Zeitgenossen und Schüler Spenden ihm und seinem
Wirken in dem neuen Institute das höchste Lob.
Solcher Generalseminarien wurden fünf grössere, nämlich zu Wien, Peß, Frei-
burg, Pavia und Löwen, und fünf kleinere zu Graz, Olmütz, Prag, Innsbruck und
Luxemburg errichtet.

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