seit 1644 auch in Gmünd ansässig waren. Die Gegenreformation mündete 1618 in den Drei-
ßigjährigen Krieg.
Gerade in der Zeit der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges vollzog sich in
Schwäbisch Gmünd der Wandel innerhalb der Wirtschafts Strukturen; es war die Zeit, in der
die Zahl der Goldschmiede kontinuierlich stieg. Vermutlich war gerade der kirchen-politi-
sche Umbruch, das Wiedererstarken der katholischen Kirche und die Festigung des katholi-
schen Glaubens in der Bevölkerung ein Grund für diese rasche Zunahme und der dadurch
bedingten sich erhöhenden Produktionsrate: Die Katholiken mußten in Zeiten glaubensmä-
ßiger Unsicherheiten und Irritationen mit heilsverkündenden Realien - Devotionalien - ver-
sorgt werden, um den Glauben auch durch Äußerlichkeiten zu festigen, beziehungsweise zu
binden. Doch Devotionalien wurden nicht allein zur Stärkung des Glaubens jedes einzelnen
Katholiken gebraucht, sondern auch als veräußerlichtes Zeichen für die Zugehörigkeit zur
„Rechtgläubigkeit“. Gerade das öffentliche Tragen der Rosenkränze in Gmünder Ratssitzun-
gen sollte nicht nur ein Ausdruck des Trägers sein für seine Konfessionszugehörigkeit, viel-
mehr auch Sinnbild für die Rechtgläubigkeit der gesamten Gmünder Bevölkerung, und dies
wollte man vor allem dem katholischen Kaiser demonstrieren. Durch die Gegenreformation
und die Stärkung des Katholizismus war die Wirtschaft Gmünds auf eine solide Basis ge-
stellt. Die verinnerlichte und veräußerlichte Frömmigkeit in der Bevölkerung verlangte nach
Zeichen in Form von Devotionalien. Der Broterwerb vieler Goldschmiede - die den
Wunsch der ,breiten Masse1 nach preisgünstigen Zeichen stillten - war gesichert, und der
,Markt7die Nachfrage verlangte damals geradezu nach einer Wachstumssteigerung im Ge-
werbe.
Die Goldschmiede hatten sich also, bedingt durch die Zeitunistände, überwiegend auf die
Herstellung von religiösen Massenprodukten spezialisiert, doch daneben gab es immer sol-
che, die sowohl die Bedürfnisse der städtischen Ober- und Mittelschicht an Gerät und
Schmuck als auch die der umliegenden kleinen Pfarreien an Kultgerät befriedigten. Auffal-
lend jedoch ist, daß aus der Zeit vor 1648 kaum eindeutig nach Gmünd zu lokalisierende
Silberobjekte überliefert sind. Die Vertreter der „Goldschmiedstradition“ erklärten das vor
allem mit Verlusten in Kriegszeiten. In den Wirren der Jahrhunderte, durch Kriege, Armut,
Pest und Unwissenheit ist bis auf wenige Ausnahmen der größte Teil Gmünder Silberarbei-
ten vernichtet worden oder verloren gegangen. Der Meister hat in erster Linie seine Er-
zeugnisse nach auswärts verkauft. Auch damals galt schon der Spruch vom „Propheten im
eigenen Land“, schrieb 1987 Fritz Eberhard in seinem Aufsatz über „Frühe Gmünder Gold-
schmiedearbeiten“.138 139 Damit folgte er den Spuren von Walter Klein, der 1918 meinte, daß
die Kriegszeit zumeist den in ihnen angelegten Metallwert umschmelzen ließ und kostbare
Arbeit und Zeugen hochentwickelter Kunst damit für immer verschwanden.™
Peter Scherer gehörte schon immer zu den schärfsten Kritikern dieser Theorie. Sofern sich
Gmünd seiner Handwerksgeschichte erinnert hat, ist es im Schatten Augsburgs geschehen.
Die Gmünder Krämerwaren hinter Monstranzen und Gebetbuchdeckeln zu verbergen, war
ein vergeblicher und nicht sehr ehrlicher Plan. Auch ist die Hoffnung leer geblieben, we-
138 Fritz EBERHARD: Frühe Gmünder Goldschmiedearbeiten, S. 144. In: einhorn Jahrbuch 1987, S. 126 bis 144.
139 KLEIN: Edelmetall-Gewerbe 1918, S. 4. Die gleiche Argumentation auch in KLEIN 1947, S. 27. Ebenso:
Carl Hellmut JÄGER: Tradition verpflichtet - Über die Bedeutung der Gmünder Edelmetallindustrie. In: ein-
horn 81, Juni 1967, S. 148 bis 150.
Von den schönen und wertvollen Stücken (. . .) sind nur wenige erhalten geblieben. Sie wurden zum Teil im
Dreißigjährigen und im Schmalkaldischen Krieg geraubt oder wurden als Notgroschen in Kriegs- und Not-
zeiten eingeschmolzen (S. 148).
35
ßigjährigen Krieg.
Gerade in der Zeit der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges vollzog sich in
Schwäbisch Gmünd der Wandel innerhalb der Wirtschafts Strukturen; es war die Zeit, in der
die Zahl der Goldschmiede kontinuierlich stieg. Vermutlich war gerade der kirchen-politi-
sche Umbruch, das Wiedererstarken der katholischen Kirche und die Festigung des katholi-
schen Glaubens in der Bevölkerung ein Grund für diese rasche Zunahme und der dadurch
bedingten sich erhöhenden Produktionsrate: Die Katholiken mußten in Zeiten glaubensmä-
ßiger Unsicherheiten und Irritationen mit heilsverkündenden Realien - Devotionalien - ver-
sorgt werden, um den Glauben auch durch Äußerlichkeiten zu festigen, beziehungsweise zu
binden. Doch Devotionalien wurden nicht allein zur Stärkung des Glaubens jedes einzelnen
Katholiken gebraucht, sondern auch als veräußerlichtes Zeichen für die Zugehörigkeit zur
„Rechtgläubigkeit“. Gerade das öffentliche Tragen der Rosenkränze in Gmünder Ratssitzun-
gen sollte nicht nur ein Ausdruck des Trägers sein für seine Konfessionszugehörigkeit, viel-
mehr auch Sinnbild für die Rechtgläubigkeit der gesamten Gmünder Bevölkerung, und dies
wollte man vor allem dem katholischen Kaiser demonstrieren. Durch die Gegenreformation
und die Stärkung des Katholizismus war die Wirtschaft Gmünds auf eine solide Basis ge-
stellt. Die verinnerlichte und veräußerlichte Frömmigkeit in der Bevölkerung verlangte nach
Zeichen in Form von Devotionalien. Der Broterwerb vieler Goldschmiede - die den
Wunsch der ,breiten Masse1 nach preisgünstigen Zeichen stillten - war gesichert, und der
,Markt7die Nachfrage verlangte damals geradezu nach einer Wachstumssteigerung im Ge-
werbe.
Die Goldschmiede hatten sich also, bedingt durch die Zeitunistände, überwiegend auf die
Herstellung von religiösen Massenprodukten spezialisiert, doch daneben gab es immer sol-
che, die sowohl die Bedürfnisse der städtischen Ober- und Mittelschicht an Gerät und
Schmuck als auch die der umliegenden kleinen Pfarreien an Kultgerät befriedigten. Auffal-
lend jedoch ist, daß aus der Zeit vor 1648 kaum eindeutig nach Gmünd zu lokalisierende
Silberobjekte überliefert sind. Die Vertreter der „Goldschmiedstradition“ erklärten das vor
allem mit Verlusten in Kriegszeiten. In den Wirren der Jahrhunderte, durch Kriege, Armut,
Pest und Unwissenheit ist bis auf wenige Ausnahmen der größte Teil Gmünder Silberarbei-
ten vernichtet worden oder verloren gegangen. Der Meister hat in erster Linie seine Er-
zeugnisse nach auswärts verkauft. Auch damals galt schon der Spruch vom „Propheten im
eigenen Land“, schrieb 1987 Fritz Eberhard in seinem Aufsatz über „Frühe Gmünder Gold-
schmiedearbeiten“.138 139 Damit folgte er den Spuren von Walter Klein, der 1918 meinte, daß
die Kriegszeit zumeist den in ihnen angelegten Metallwert umschmelzen ließ und kostbare
Arbeit und Zeugen hochentwickelter Kunst damit für immer verschwanden.™
Peter Scherer gehörte schon immer zu den schärfsten Kritikern dieser Theorie. Sofern sich
Gmünd seiner Handwerksgeschichte erinnert hat, ist es im Schatten Augsburgs geschehen.
Die Gmünder Krämerwaren hinter Monstranzen und Gebetbuchdeckeln zu verbergen, war
ein vergeblicher und nicht sehr ehrlicher Plan. Auch ist die Hoffnung leer geblieben, we-
138 Fritz EBERHARD: Frühe Gmünder Goldschmiedearbeiten, S. 144. In: einhorn Jahrbuch 1987, S. 126 bis 144.
139 KLEIN: Edelmetall-Gewerbe 1918, S. 4. Die gleiche Argumentation auch in KLEIN 1947, S. 27. Ebenso:
Carl Hellmut JÄGER: Tradition verpflichtet - Über die Bedeutung der Gmünder Edelmetallindustrie. In: ein-
horn 81, Juni 1967, S. 148 bis 150.
Von den schönen und wertvollen Stücken (. . .) sind nur wenige erhalten geblieben. Sie wurden zum Teil im
Dreißigjährigen und im Schmalkaldischen Krieg geraubt oder wurden als Notgroschen in Kriegs- und Not-
zeiten eingeschmolzen (S. 148).
35