und Caspar Haas, die ein Fuhrwerk engagierten, das ihre Ware zur Straßburger Messe trans-
portieren sollte (Abb. I).1424 Dominikus Debler berichtete zum Beispiel in seiner „Chronica“
über den 1801 verstorbenen Bonaventura Bornas, der ursprünglich gelernter Goldschmied
und später als Handelsmann tätig war, daß dieser kurzzeitig als Frankfurter Fuhrmann gear-
beitet habe - er übernahm Fuhren zur Frankfurter Messe.1425
Der Verlauf einer Geschäftsreise beziehungsweise die Wahl der Route war häufig nicht al-
lein bestimmt von der terminlichen Gebundenheit von Messen, Märkten und Wallfahrten,
sondern auch von politischen Gegebenheiten und Einbindungen ebenso wie von geographi-
schen Verhältnissen. So reisten viele Goldschmiede und Handelsleute über Walldürn nach
Frankfurt/Main, um die Pilger der Pfingstwallfahrt mit Devotionalien zu versorgen.1426 Von
dort ging es meist weiter nach Miltenberg am Main, wo zur Weiterreise Frachtschiffe be-
nutzt wurden.1427 Besuchten die Handeltreibenden zuerst die Messe in Mainz, bestiegen sie
dort zur Weiterreise nach Frankfurt/Main das sogenannte „Mainzer Marktschiff1.1428
Die übliche Route von Gmünd nach Frankfurt/Main verlief zunächst durch Ellwanger Ge-
biet bis nach Gaildorf, zum Limpurger Territorium gehörend, und weiter nach Schwäbisch
Hall,1429durch Hohenloher Gebiet, streifte die nördlichsten Zipfel der Grafschaft Löwenstein
und des Herzogtums Württemberg, bis nach Durchquerung zahlreicher weiterer, kleinerer
und größerer Herrschaftgebiete Mainz und Frankfurt erreicht wurden. Kam es zu Spannun-
gen oder politischen Disharmonien zwischen der Gmünder Obrigkeit und der eines zu
durchreisenden Gebietes, so mußten die Händler häufig weite Umwege in Kauf nehmen, um
das betreffende Gebiet zu umgehen. Im Jahre 1703 schienen zum Beispiel Konflikte zwi-
schen den Gmündern und dem Grafen von Löwenstein eine Durchquerung des Löwenstei-
ner Territoriums unmöglich gemacht zu haben, und die reisenden Goldschmiede, die die
Frankfurter Messe besuchen wollten, fragen beim Gmünder Rat an, ob unclt wie sie weegen
des Herren Graffens zue Löwenstein sicher nacher Frankhfurth kommen möchten. Be-
scheide Sie möchten durch Würdtenberg raißen, unclt mit einem Memoriali einkommen,
clarmit mann sie weegen des Zolles unclt umb dessen ringerung dahir reconnendieren (sich
erkenntlich zeigen; frz. „reconnaissance“) möge.1430 Dies bedeutete ein erheblicher Umweg
über Schorndorf, Winnenden und Heilbronn. Daran ist aber auch abzulesen, daß nicht allein
schlechte Verkehrs Verbindungen oder Straßenverhältnisse den Güterverkehr behinderten,
sondern auch die Zölle, die beim Durchqueren der Territorien, aber auch bei Einfuhr in ein
Absatzgebiet oder in eine Stadt, entrichtet werden mußten. Zum Beispiel durfte die Reichs-
stadt Gmünd seit 1547 von Handelsreisenden, die ihr Territorium bei Lorch, Böbingen oder
Mögglingen betraten, von einem geladenen Waagen vier Heller, und einem Karren zween
Heller (. . .) zue Zoll, und weeggelt nehmen, und wenn diesselben in das Stadtgebiet kamen,
so mußten sie zusätzlich am Stadttor für einen geladenen Waagen Khauffmanns güetter vier
1424 (Sta Gd) RP 1737 bis 38, 18. Dezember 1738, S. 173.
1425 (Sta Gd) D. DEBLER: Chronica Bd. 5/2, S. 686 bis 692. Lebensgeschichte des am 19. Februar 1801 verstor-
benen Handelsmannes Bonaventura Bornas.
1426 (Sta Gd) RP 1702 bis 07, 9. Mai 1703, S. 109.
1427 (Sta Gd) RP 1702/1704 bis 07/1716 bis 23, 11. Februar 1721, S. 75 bis 76 a.
1428 (Sta LB) Bestand 178 Bü 121 (S. 803), 4. Januar 1793.
1429 (Sta Gd) D. DEBLER: Chronica Bd. 5/1, S. 1709. Im September 1709 wurden den reisenden Goldschmieden
auf ihrem Weg nach Frankfurt/Main bei Schwäbisch Hall von den „Württembergischen“ ihre Waren konfis-
ziert.
1430 (Sta Gd) RP 1702 bis 07, 10. Februar 1703, S. 90.
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portieren sollte (Abb. I).1424 Dominikus Debler berichtete zum Beispiel in seiner „Chronica“
über den 1801 verstorbenen Bonaventura Bornas, der ursprünglich gelernter Goldschmied
und später als Handelsmann tätig war, daß dieser kurzzeitig als Frankfurter Fuhrmann gear-
beitet habe - er übernahm Fuhren zur Frankfurter Messe.1425
Der Verlauf einer Geschäftsreise beziehungsweise die Wahl der Route war häufig nicht al-
lein bestimmt von der terminlichen Gebundenheit von Messen, Märkten und Wallfahrten,
sondern auch von politischen Gegebenheiten und Einbindungen ebenso wie von geographi-
schen Verhältnissen. So reisten viele Goldschmiede und Handelsleute über Walldürn nach
Frankfurt/Main, um die Pilger der Pfingstwallfahrt mit Devotionalien zu versorgen.1426 Von
dort ging es meist weiter nach Miltenberg am Main, wo zur Weiterreise Frachtschiffe be-
nutzt wurden.1427 Besuchten die Handeltreibenden zuerst die Messe in Mainz, bestiegen sie
dort zur Weiterreise nach Frankfurt/Main das sogenannte „Mainzer Marktschiff1.1428
Die übliche Route von Gmünd nach Frankfurt/Main verlief zunächst durch Ellwanger Ge-
biet bis nach Gaildorf, zum Limpurger Territorium gehörend, und weiter nach Schwäbisch
Hall,1429durch Hohenloher Gebiet, streifte die nördlichsten Zipfel der Grafschaft Löwenstein
und des Herzogtums Württemberg, bis nach Durchquerung zahlreicher weiterer, kleinerer
und größerer Herrschaftgebiete Mainz und Frankfurt erreicht wurden. Kam es zu Spannun-
gen oder politischen Disharmonien zwischen der Gmünder Obrigkeit und der eines zu
durchreisenden Gebietes, so mußten die Händler häufig weite Umwege in Kauf nehmen, um
das betreffende Gebiet zu umgehen. Im Jahre 1703 schienen zum Beispiel Konflikte zwi-
schen den Gmündern und dem Grafen von Löwenstein eine Durchquerung des Löwenstei-
ner Territoriums unmöglich gemacht zu haben, und die reisenden Goldschmiede, die die
Frankfurter Messe besuchen wollten, fragen beim Gmünder Rat an, ob unclt wie sie weegen
des Herren Graffens zue Löwenstein sicher nacher Frankhfurth kommen möchten. Be-
scheide Sie möchten durch Würdtenberg raißen, unclt mit einem Memoriali einkommen,
clarmit mann sie weegen des Zolles unclt umb dessen ringerung dahir reconnendieren (sich
erkenntlich zeigen; frz. „reconnaissance“) möge.1430 Dies bedeutete ein erheblicher Umweg
über Schorndorf, Winnenden und Heilbronn. Daran ist aber auch abzulesen, daß nicht allein
schlechte Verkehrs Verbindungen oder Straßenverhältnisse den Güterverkehr behinderten,
sondern auch die Zölle, die beim Durchqueren der Territorien, aber auch bei Einfuhr in ein
Absatzgebiet oder in eine Stadt, entrichtet werden mußten. Zum Beispiel durfte die Reichs-
stadt Gmünd seit 1547 von Handelsreisenden, die ihr Territorium bei Lorch, Böbingen oder
Mögglingen betraten, von einem geladenen Waagen vier Heller, und einem Karren zween
Heller (. . .) zue Zoll, und weeggelt nehmen, und wenn diesselben in das Stadtgebiet kamen,
so mußten sie zusätzlich am Stadttor für einen geladenen Waagen Khauffmanns güetter vier
1424 (Sta Gd) RP 1737 bis 38, 18. Dezember 1738, S. 173.
1425 (Sta Gd) D. DEBLER: Chronica Bd. 5/2, S. 686 bis 692. Lebensgeschichte des am 19. Februar 1801 verstor-
benen Handelsmannes Bonaventura Bornas.
1426 (Sta Gd) RP 1702 bis 07, 9. Mai 1703, S. 109.
1427 (Sta Gd) RP 1702/1704 bis 07/1716 bis 23, 11. Februar 1721, S. 75 bis 76 a.
1428 (Sta LB) Bestand 178 Bü 121 (S. 803), 4. Januar 1793.
1429 (Sta Gd) D. DEBLER: Chronica Bd. 5/1, S. 1709. Im September 1709 wurden den reisenden Goldschmieden
auf ihrem Weg nach Frankfurt/Main bei Schwäbisch Hall von den „Württembergischen“ ihre Waren konfis-
ziert.
1430 (Sta Gd) RP 1702 bis 07, 10. Februar 1703, S. 90.
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