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Krauth, Theodor [Editor]; Meyer, Franz Sales Bernhard [Editor]
Die Bau- und Kunstzimmerei: mit besonderer Berücksichtigung der äusseren Form (Band 1): Text — Leipzig, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.15159#0312
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vollständig und sind mehr Verzierung als zum Lichteialafs. Auch dieses Kapellchen ist durch
Grundrifs, Vorder- und Seitenansicht, sowie durch die perspektivische Zeichnung der Textfigur 282
genügend erläutert und die betreffenden Abmessungen lassen sich an dem beigegebenen Mafsstabe
abgreifen. Das Brüstungsgeländer kann vorn eine Thüre erhalten oder geschlossen sein, wobei es
dann überstiegen werden mufs, wenn es gelegentlich im Innern etwas zu thun giebt.

Die Tafel 99 bringt eine etwas veränderte Form. Der Grundrifs ist ein der Tiefe nach
gelegtes Rechteck. Die Kapelle hat 2 Fenster und eine Thür. Vor der letzteren befindet sich ein
Vorplatz mit Brüstungsgeländer und vorgebautem, schwebendem Fachwerk, geziert durch ausge-
sägte Füllungen. Das Satteldach ist auf der hinteren Seite abgewalmt. Ueber dem Gebälke des
Vorplatzes erhebt sich ein Dachreiter, der durch 2 Paare scherenartig sich kreuzender Strebepfosten

getragen wird, eine Konstruktion, die bis jetzt nicht
erwähnt wurde. Am Aeufseren der Kapelle finden
sich beiderseits unter dem Schutze des überspringen-
den Daches einfache Sitzbänke angebracht; denn
schliefslich verschlägt es auch nichts, wenn am Saume
der geweihten Stätte eine arme Holzleserin ihre
Bürde absetzt oder ein Liebespaar sich ewige Treue
schwört.

Etwas gröfser und reicher ist die Kapelle der
Tafel 100. Der Grundrifs ist ein quergelegtes Rechteck.
(Taf. 100 a.) Zu beiden Stirnseiten befinden sich Fenster
und vorn mitten ist ein breiter Eingang offen gelassen.
Vor demselben liegt die Treppe mit Vorplatz. Ueber
letzteren ist ein durch Pfosten gestütztes Vordach an-
geordnet. Das Hauptdach ist links und rechts nach
Art des Schwarzwaldhauses abgewalmt und die Dach-
mitte schmückt ein pyramidenartig verjüngter Dach-
reiter. Soweit die Konstruktion nicht schon aus den
Darstellungen a bis d der Tafel 100 ersichtlich ist,
wird sie klar veranschaulicht durch die isometrische
Zeichnung, welche die Textfigur 283 giebt. Der Mafs-
stab der Tafel 100 gilt für diese Skizze, sowie für die
Fig. 282. dortigen Vorder- und Seitenansichten, während die

Zu Tafel 98 gehörig. Abbildungen Tafel 100 a und d nur halb so grofs

wiedergegeben sind.

2. Gartenhäuser.

Als Gartenhäuser oder Gartenhäuschen bezeichnet man kleine, meist offene Bauten auf
quadratischem, rechteckigem oder auch vieleckigem Grundrifs, die in Gärten und Parkanlagen er-
richtet werden, um zur guten Jahreszeit zum Ausruhen, zur geselligen Unterhaltung etc. zu dienen.
Die zeltartig gedeckten, gröfseren Bauten dieser Art benennt man auch mit dem französischen
Wort „Pavillon" oder mit dem türkischen „Kiosk". In der letzteren Form sind gewöhnlich die
Tribünen für Musikaufführung auf öffentlichen Plätzen gehalten, wo dann von einem Gartenhaus
nicht wohl die Rede sein kann. Ein Gleiches gilt für Aussichtshäuschen auf Bergspitzen, an
 
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