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EINLEITUNG.
ihrer eigenen Aussage von Claudius1) ableitete. Diese
setzte die Leichen mit allen Ehren auf dem hervorragend-
sten Hügel2) der Stadt in einem Sarge bei, wo sie noch
täglich nicht nur an den Bewohnern Roms, sondern auch
an den aus der ganzen Welt dahin kommenden Pilgern
zahlreiche Heilungswunder verrichten zum Ruhme Gottes
des Vaters und unseres Herrn Jesu Christi, welchem ge-
bühret alle Ehre, Hoheit und Herrlichkeit jetzt und
immerdar, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.u
Die vorstehende Bearbeitung der Geschichte Cyprians
und Justinas hat, wie bemerkt, bis auf die Gegenwart
herab namhaften Kennern Calderons als Quelle seines
Mágico prodigioso gegolten. Trotz aller Aehnlichkeit der-
selben mit diesem Drama lassen sich jedoch schon bei
flüchtiger Vergleichung manche nicht unwesentliche Ver-
schiedenheiten wahrnehmen. So ist nach Simeon Meta-
phrastes Cyprian einer jener zahlreichen Zauberer, die sich
zur Zeit des untergehenden Heidentums in den Gross-
städten des römischen Reiches umhertrieben, ihre Künste
für Geld ausübten und sich bei den Gebildeten keiner
sonderlichen Achtung erfreuten, nach Calderón dagegen
ein hochgebildeter und rastlos nach höherer Erkenntniss
strebender Philosoph, ein Gesinnungsgenosse jener von
ihm mit Vorliebe behandelten Heiden, die in ihrem edlen
Wahrheitsdrange dem Christentume schon so nahe stehen,
dass es nur eines geringfügigen äusseren Anlasses bedarf,
um ihre Bekehrung zum Durchbruch zu bringen.3) Nach
Simeon stellt Cyprian seine Kunst ausschliesslich in den
Dienst des von Justina verschmähten Aglaidas, ohne dass
sich bei ihm selbst eine Neigung zu ihr entwickelt, in
dem Drama dagegen wird der Beistand, den er den beiden
Nebenbuhlern Morus und Laelius leistet, für ihn Veranlas-
sung, in heftiger Leidenschaft für Justina zu erglühen.
Simeon lässt Cyprian ausschliesslich durch die ihm unter-
gebenen Geister Angriffe auf Justina richten, ihn vor
seiner Bekehrung in keinerlei persönliche Berührung mit
ihr kommen und führt beide erst zur Zeit der Christen-
verfolgung zusammen, als sie von dem römischen Statt-
1) S. S. 32. Anm. 2.
2) Lies Xócpto statt Xo'yM und puä statt xi\tl%.
3) S. die Erklärung zu'l, 81 ff.
EINLEITUNG.
ihrer eigenen Aussage von Claudius1) ableitete. Diese
setzte die Leichen mit allen Ehren auf dem hervorragend-
sten Hügel2) der Stadt in einem Sarge bei, wo sie noch
täglich nicht nur an den Bewohnern Roms, sondern auch
an den aus der ganzen Welt dahin kommenden Pilgern
zahlreiche Heilungswunder verrichten zum Ruhme Gottes
des Vaters und unseres Herrn Jesu Christi, welchem ge-
bühret alle Ehre, Hoheit und Herrlichkeit jetzt und
immerdar, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.u
Die vorstehende Bearbeitung der Geschichte Cyprians
und Justinas hat, wie bemerkt, bis auf die Gegenwart
herab namhaften Kennern Calderons als Quelle seines
Mágico prodigioso gegolten. Trotz aller Aehnlichkeit der-
selben mit diesem Drama lassen sich jedoch schon bei
flüchtiger Vergleichung manche nicht unwesentliche Ver-
schiedenheiten wahrnehmen. So ist nach Simeon Meta-
phrastes Cyprian einer jener zahlreichen Zauberer, die sich
zur Zeit des untergehenden Heidentums in den Gross-
städten des römischen Reiches umhertrieben, ihre Künste
für Geld ausübten und sich bei den Gebildeten keiner
sonderlichen Achtung erfreuten, nach Calderón dagegen
ein hochgebildeter und rastlos nach höherer Erkenntniss
strebender Philosoph, ein Gesinnungsgenosse jener von
ihm mit Vorliebe behandelten Heiden, die in ihrem edlen
Wahrheitsdrange dem Christentume schon so nahe stehen,
dass es nur eines geringfügigen äusseren Anlasses bedarf,
um ihre Bekehrung zum Durchbruch zu bringen.3) Nach
Simeon stellt Cyprian seine Kunst ausschliesslich in den
Dienst des von Justina verschmähten Aglaidas, ohne dass
sich bei ihm selbst eine Neigung zu ihr entwickelt, in
dem Drama dagegen wird der Beistand, den er den beiden
Nebenbuhlern Morus und Laelius leistet, für ihn Veranlas-
sung, in heftiger Leidenschaft für Justina zu erglühen.
Simeon lässt Cyprian ausschliesslich durch die ihm unter-
gebenen Geister Angriffe auf Justina richten, ihn vor
seiner Bekehrung in keinerlei persönliche Berührung mit
ihr kommen und führt beide erst zur Zeit der Christen-
verfolgung zusammen, als sie von dem römischen Statt-
1) S. S. 32. Anm. 2.
2) Lies Xócpto statt Xo'yM und puä statt xi\tl%.
3) S. die Erklärung zu'l, 81 ff.