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Paulus; Kreutzer, Johann Jakob
Paulus des Silentariers Beschreibung der Hagia Sophia oder des Tempels der göttlichen Weisheit — Leipzig, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.31323#0028
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müdendem Gesange sangen. Als aber der wsige Strahl der
Morgenröthe den Schleier der Finsterniß aufhob und sich am
Hinnnel ausbreitete, da versammelte sich das ganze Volk, und
kamen herbei alle Jnhaber vvn Würden, folgend dem Befehle
des mächtigen Königs und Lhristo, dem Könige, Geschenke
zum Danke bringend, und sangen mit flehender Stimme hei-
lige Lieder, weiße Fackeln anzündend und in den Händen
haltend. Zuletzt kam der Bischof, der zugleich den heiligen
Gesang anführte, der gepriesene Bischof, den der Herrscher
Ausoniens würdig des Tempels befunden. Jeder Weg in
Rom, so breit er war, war zu enge. Denn alles Volk wollte
zur heiligen Schwelle, um sein Dankopfer zu bringen, nnd
glaubte die ewigen Hallen des Himmels selbst zu betreten.

(V. 350—397.) Oeffnet mir die Thore, ihr Priester!
Oeffnet meiner Rede die göttliche Wohnung, und füget eure
Bitte zu meinen Worten! Denn wer die Stufen des Altars
berührt, muß auf euch sein Auge richten.

Gegen Morgen ^) vffnen sich drei halbrunde Vertiefungen,
und über den grade aufstrebenden Mauern oben erhebt sich
ein Theil einer geviertheilten Sphäre, wie über deni drei-
büscheligen Kopfe und dem Rücken der Pfau seinen viel-
Lugigen Schweif ausbreitet ^). Muscheln ^') nennen mit einem
Kunstausdrucke die kundigen Männer diese Gewölbe ^'); ob
von der Gestalt einer Meermuschel, oder von der Kunst der
Arbeit^), werden sie am beßten wissen. Die mittlere Ver-
tiefnng umfaßt den heiligen Altar^) und die uncherlau-
senden Sitze der Priester; und zwar sind von diesen die
untersten auf dem Boden befindlichen, wo sie sich dem Mittel-
punkte nähern, zusammengezogen; die sich aber darüber er-
heben, dehnen sich mählig weiter aus bis zu dem filbernen
Throne, nnd erheben sich in immer größern Kreisen immer
 
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