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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0152
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Der Apenninübergang. 1. Der Weg.

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2. Was den Einwand betrifft, daß Hannibal zur Vermeidung- des Gangbarkeit des
Sumpfmarsches auf dem Kamme oder den Abhängen des nahen Gebirges Geblrges-
hätte marschieren können, so ist das bei der Natur gerade dieses
Gebirgslandes vollkommen ausgeschlossen. Denn, was zunächst einen
Marsch oben auf dem Kamme betrifft, so hat dies Gebirge überhaupt
keinen einheitlichen Kamm, sondern ist von 3 tief einschneidenden
Tälern durchquert, welche senkrecht zur Marschrichtung liegen: näm-
lich von den Tälern des Bisenzio, der Marina und Marinella. Das Auf
und Ab dieses Weges abgesehen von allen anderen Hindernissen eines
weglosen Gebirges genügt schon allein, den Gedanken an eine Kamm-
wanderung unmöglich zu machen1).

Ebensowenig konnte man aber auf halber oder viertel Höhe gehen.
Denn hier hätte man außer den genannten 3 Tälern noch alle die
großen und kleinen Tälchen zu überschreiten oder zu umgehen gehabt,
welche diese zerrissenen Hänge durchfurchen. Das mußte sich als
noch schwieriger herausstellen, als die Kammwanderung.2)

Es gab eben über alle diese Wasserläufe, die man ja natürlich
auch in der Ebene zu kreuzen hatte, wahrscheinlich nur jenen einen
Weg, den eben Hannibal einschlug und den wir uns am Rande der
Ebene hinlaufend wohl als einen rohen Damm mit Wasserdurchlässen
vorzustellen haben werden. Damit hängt dann zusammen, daß man
diesen Weg überhaupt nicht verlassen konnte, ohne in das tiefere

1) Um die Kammlinie dieses Gebirgsstockes zu erreichen, was mir unter Um-
gehung- der tief eingeschnittenen Täler des Tidone Bulicata und des Tidone Agna
delle Conche möglich gewesen wäre, wäre zunächst eine Steigung von fast 1000 Metern
(Pistoia 65 Meter, Monte Vitella 1035 Meter) zu überwinden gewesen. Dann hätte
man ins Bisenziotal etwa bei La Briglia wieder bis auf 115 Meter hinuntergemußt;
dann wäre der Col Valibona mit 608 Metern zu übersteigen und darauf die Talsohle
des Tidone Marina mit weuiger als 100 Metern zu erreichen gewesen. Uber Torre
(287 Meter) wäre es dann ins Tal der Marinella (ca. 100 Meter) hinabgegangen und
endlich wäre der Monte Morello (mit 934 Meter) zu nehmen gewesen. Das ergibt
sich wohl ohne Weiteres als zu schwierig für eine Armee. Übrigens ist eine Kamm-
wanderung auf einem Gebirge von dieser Höhe zu dieser Jahreszeit für größere
Armeekörper an und für sich eine Unmöglichkeit.

2) Die bedeutendsten der hier abfließenden" Bäche sind die folgenden: Tidone
Bure, Bulicata, Agna delle Conche, Bagnolo, Bardena, Bisenzio, Marina, Marinella,
Bach von Campi, Lambra, Terzolle, Mugione. Die Ubersteigung aller der
Bergrücken zwischen diesen 12 Tälern mußte unendlich ermüdend sein. Eine
direkte Wegverbindung besteht selbst heute nicht in transversaler Richtung, viel
weniger in alter Zeit, alle Verbindungen gehen von der Ebene aus die Täler hinauf,
wie das ganz natürlich ist.

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