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Der zweite Punische Krieg' bis Caunae.
Umweges über die letzten Ausläufer der nächsten Höhe
umgehbar gewesen. Wenn Hannibal trotzdem sich zum Marsch
durch das Wasser entschloß, so erhellt daraus, daß er die hier sich
bietenden Schwierigkeiten für geringer achtete als die des Umweges,
als da sind: Passieren hochangeschwollener Giessbäche, steiler, wegloser
Stellen, Urwald u. dgl.; lauter Dinge, die ganz unberechenbare
Verzögerungen herbeizuführen imstande sind. Er war in der Lage
eines Spaziergängers, der seinen Weg durch eine breite flache Pfütze
gesperrt findet und vor der Alternative steht, entweder mit einigen
beherzten Schritten durchzudringen oder auf einem zeitraubenden Um-
weg das Hindernis zu umgehen. Es entsprach Hannibals Temperament
und wohl auch seinem wohlberechneten, auf die Überraschung des
Gegners abzielenden Plan, den kürzeren Weg gerade durchs Wasser
zu wählen. In einem einzigen Zuge, in 24 stündigem Marsch pro
Mann, warf er die Armee hinüber; dann allerdings war nach dieser
Anstrengung eine ausgiebige Rast ein unbedingtes Gebot, und diese
wird uns gleichfalls von der Quelle verbürgt.
Wenden wir nun das so gewonnene Bild auf die aus anderen
Gründen als wahrscheinlich erkannte Marschlinie über Pistoia-
Fiesole an, so ergibt sich tatsächlich ein ca. 30 km langer Marsch
durch das Inundationsgebiet, der auf die oben beschriebene Weise
zurückgelegt wurde, und die darauf folgende Rast des gesammelten
Heeres bei Fiesole, worüber uns die Quellen gleichfalls berichten."
Ich habe zu dieser Auseinandersetzung nur weniges hinzuzufügen.
.Marschdauer 1. Der Wortlaut der Stellen bei Polybios und Livius legt zwar
die Auffassung näher, daß jeder einzelne Mann 4 Tage und 3 Nächte
durch das Wasser gegangen sei1). Wollten wir das aber wirklich an-
nehmen und dementsprechend das Sumpfterrain selbst auf das Doppelte
der Länge, nämlich auf 60 km erstrecken, so würde dann eine Kolonne
von der anzunehmenden Ausdehnung nicht 4 sondern 8 Tage gebraucht
haben, um das Sumpfgebiet ganz zu überwinden. Ich glaube, man
kann nicht zweifeln, daß unsere Quellen diese noch viel wunderbarer
erscheinende Tatsache dann auch in dieser Form registriert haben
würden.
1) Pol. III 79, 8 : nävres fiev oiv exaxoTzd&ovi', y.ai uä/aora Siel rrjv ctyQvn-
vlav cos &v i^rfs rjutoas rerraoas y.ai roats vvxras avve%tös dt vd'aros tioiovuevol
rrjv noQF.lav. Liv. XXII 2, 7: maximeque ominum vigiliae conficiebant per quadri-
duum iam et tres noctes toleratae.
Der zweite Punische Krieg' bis Caunae.
Umweges über die letzten Ausläufer der nächsten Höhe
umgehbar gewesen. Wenn Hannibal trotzdem sich zum Marsch
durch das Wasser entschloß, so erhellt daraus, daß er die hier sich
bietenden Schwierigkeiten für geringer achtete als die des Umweges,
als da sind: Passieren hochangeschwollener Giessbäche, steiler, wegloser
Stellen, Urwald u. dgl.; lauter Dinge, die ganz unberechenbare
Verzögerungen herbeizuführen imstande sind. Er war in der Lage
eines Spaziergängers, der seinen Weg durch eine breite flache Pfütze
gesperrt findet und vor der Alternative steht, entweder mit einigen
beherzten Schritten durchzudringen oder auf einem zeitraubenden Um-
weg das Hindernis zu umgehen. Es entsprach Hannibals Temperament
und wohl auch seinem wohlberechneten, auf die Überraschung des
Gegners abzielenden Plan, den kürzeren Weg gerade durchs Wasser
zu wählen. In einem einzigen Zuge, in 24 stündigem Marsch pro
Mann, warf er die Armee hinüber; dann allerdings war nach dieser
Anstrengung eine ausgiebige Rast ein unbedingtes Gebot, und diese
wird uns gleichfalls von der Quelle verbürgt.
Wenden wir nun das so gewonnene Bild auf die aus anderen
Gründen als wahrscheinlich erkannte Marschlinie über Pistoia-
Fiesole an, so ergibt sich tatsächlich ein ca. 30 km langer Marsch
durch das Inundationsgebiet, der auf die oben beschriebene Weise
zurückgelegt wurde, und die darauf folgende Rast des gesammelten
Heeres bei Fiesole, worüber uns die Quellen gleichfalls berichten."
Ich habe zu dieser Auseinandersetzung nur weniges hinzuzufügen.
.Marschdauer 1. Der Wortlaut der Stellen bei Polybios und Livius legt zwar
die Auffassung näher, daß jeder einzelne Mann 4 Tage und 3 Nächte
durch das Wasser gegangen sei1). Wollten wir das aber wirklich an-
nehmen und dementsprechend das Sumpfterrain selbst auf das Doppelte
der Länge, nämlich auf 60 km erstrecken, so würde dann eine Kolonne
von der anzunehmenden Ausdehnung nicht 4 sondern 8 Tage gebraucht
haben, um das Sumpfgebiet ganz zu überwinden. Ich glaube, man
kann nicht zweifeln, daß unsere Quellen diese noch viel wunderbarer
erscheinende Tatsache dann auch in dieser Form registriert haben
würden.
1) Pol. III 79, 8 : nävres fiev oiv exaxoTzd&ovi', y.ai uä/aora Siel rrjv ctyQvn-
vlav cos &v i^rfs rjutoas rerraoas y.ai roats vvxras avve%tös dt vd'aros tioiovuevol
rrjv noQF.lav. Liv. XXII 2, 7: maximeque ominum vigiliae conficiebant per quadri-
duum iam et tres noctes toleratae.