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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0066

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Orientierende Vorbemerkung.

Der zweite Punische Krieg in Italien zerfällt in zwei deutlich
unterscheidbare Perioden. Die erste reicht von Hannibals erstem Auf-
treten daselbst bis zur Schlacht von Cannae, die zweite von da bis zu
Hannibals Abfahrt aus Italien.

Die erste Periode ist die der großen Schlachten, in welcher
beide Gegner sich in offenem Felde messen und jeder den anderen mit
Aufbietung aller Kräfte niederzuwerfen sucht. Wir können diese Periode
deshalb als die des Niederwerfungskrieges bezeichnen.

In der zweiten, weit längeren Periode versagen dagegen die Römer
die offene Feldschlacht und suchen Hannibal, dem sie nicht mehr so
entgegenzutreten wagen, niederzumanövrieren und durch allmähliche
Ermattung zu besiegen. Man kann daher diese Periode die des Er-
müdungskrieges nennen.

Diese beiden Bezeichnungen geben indessen nicht den aus-
schließlichen, sondern nur den vorwiegenden Charakter der beiden Ab-
schnitte wieder. Denn auch in der ersten Periode sind die Römer
schon auf kürzere Zeit zum System des Ermüdungskrieges überge-
gangen, als nach der Niederlage am Trasimenischen See der große
„Zauderer" Q. Fabius Maximus als Diktator Hannibal gegenüberstand.
Und ebenso ist in der zweiten Periode das System der Ermüdungs-
strategie nicht ganz konsequent festgehalten, da von kleineren Affären
abgesehen, besonders der Feldzug vom Metaurus im Jahre 207 wieder
durchaus den Charakter des Niederwerfungskrieges zeigt. Aber diese
Ausnahmen sind nicht so durchschlagend, daß sie den Charakter der
beiden Perioden zu verändern imstande wären.

Die kriegstheoretisch interessanteste Erscheinung in dieser Ent-
wicklung ist ohne Zweifel die, daß einer der größten Niederwerfungs-
strategen, die es je gegeben hat, darauf verzichten mußte, die Gegner
zu seinem System der Kriegsführung zu zwingen, daß er sich viel-
 
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