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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0078

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Trebia: 2. Der wahre Hergang der Operationen vor der Schlacht. 57

Angesicht des feindlichen Lagers den Fluß überschritten? Bei einem
so gefährlichen und kühnen Manöver wäre in unseren Berichten die
Tatsache des Überganges sicher nicht ausgelassen. Denn nicht weniger
als viermal ist sonst vor dieser Schlacht von Übergängen über den
Fluß die Eede, und zwar unter militärisch viel gleichgültigeren Um-
ständen. Sogar die bloße Tatsache, daß der Fluß zwischen den Lagern
fließt, wird in analogen Berichten bei Polybios gewöhnlich gewissenhaft
angegeben.1)

Auch der Eekonstruktionsversuch Grundys ist also unannehmbar
und damit die letzte Möglichkeit geschwunden, die Schlacht auf das
rechte, östliche Ufer des Flusses zu verlegen2).

Wir werden daher jetzt den Versuch machen müssen, uns vorzu-
stellen, wie die Bewegungen der beiden Heere ausgesehen haben, wenn
wir uns die Schlacht auf dem entgegengesetzten, linken Ufer geschlagen
denken, und ob die militärischen Bedingungen und die maßgebenden
Quellennachrichten zu dieser Annahme besser passen. Es wird sich dabei
im Gegensatz zu den bisher betrachteten künstlichen Bewegungen eine
außerordentliche Einfachheit und Natürlichkeit der Operationen er-
geben, die dem gewonnenen Resultate gewiß nur zur Empfehlung
dienen kann.

2. Der wahre Hergang der Operationen.

Als Scipio sich an die Spitze der in Norditalien stehenden Truppen
gestellt hatte, um Hannibal hier entgegenzutreten, ging er in der
Gegend vonPlacentia, höchstwahrscheinlich bei der Stadt selber über den
Po, marschierte am Nordufer dieses Flusses hin bis zumTicinus und über-
schritt auch diesen Fluß auf einer von ihm hergestellten Brücke etwa
in der Gegend des heutigen Pavia. Nachdem er dann von hier aus
noch zwrei Tagemärsche in westlicher oder nordwestlicher Richtung

1) So ist z.B. erwähnt, daß die römische Reiterei über die Trebia ging, um
den Galliern zu Hilfe zu kommen (Pol. III 69, 9), und daß die Numider über den
Fluß gingen, um am römischen Lager zu plänkeln (Pol. III 71, 10); beides sind mili-
tärisch indifferente Vorgänge und gar nicht zu vergleichen mit dem Übergang der
ganzen Armee beim Aufmarsche zur Schlacht sous la barbe de l'ennemi.

2) Auch das für das zweite römische Lager bei dieser Hypothese in Anspruch
genommene Gelände bei Rivaita paßt wenig für ein römisches Lager. Rivaita selber
liegt auf einem zu kleinen Plateau mit steil nach Ost, Nord und West abfallenden
Abstürzen und ebenso ist das Gelände westlich davon zu kupiert für ein römisches
Lager.
 
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