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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0290

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Der zweite Puuische Krieg' bis Cannae.

fernungen; eine Schlacht auf einem dafür passenden Hügelterrain
zwischen zweien dieser Lager, dazu in der Nähe eines Tales, in dem
sich Tausende von Reitern und Fußtruppen müssen verstecken können,
das alles sind wohl zusammengenommen Anforderungen, die sich auf
einem verhältnismäßig engbegrenzten Terrain nicht so leicht ein
zweites Mal wieder in ihrer Gesamtheit beisammen finden werden.

Ihre Erfüllung ist daher wohl hier als ein durchschlagender Be-
weis für die Richtigkeit der Lokalisierung anzusehen, und wir erhalten
somit statt der bisher verschwommenen Vorstellung der Kämpfe von
Gerunium ein klar umrissenes konkretes Bild, welches uns erst die
Möglichkeit gibt, diese Vorgänge vom militärischen Standpunkte aus
zu beurteilen.

3. Bedeutung der Kämpfe von Gerunium.

Es ist eine bisher wenig beachtete Episode des großen Krieges,
die uns hier vor Augen tritt, aber sie ist nach mehreren Seiten hin
ganz besonders interessant.
Der Positions- Erstens ist sie, wie erwähnt, das einzige Beispiel aus dem
tneg. ganzen Kriege, bei dem Hannibals Verfahren im Positionskriege an
einem konkreten Beispiele erkennbar wird. Der Positionskrieg hat in
Italien nach Cannae, als es mit den großen Feldschlachten vorbei war,
noch 12 Jahre lang gedauert, aber wir besitzen aus dieser ganzen Zeit
keinen einzigen ausführlichen und vertrauenswürdigen Bericht eines
solchen Feldzuges, da Polybios für diese Periode fast ganz verloren
und Livius ein zu wenig zuverlässiger Gewährsmann ist. So sind wir
also auf das Studium von Gerunium angewiesen, wenn wir uns von
der Art der Kämpfe, die die längste Zeit des ganzen Krieges in Italien
erfüllt haben, eine einigermaßen greifbare Vorstellung machen wollen.

Allerdings scheint diese Campagne für Hannibals Befähigung in
dieser Art der Kriegführung kein so glänzendes Zeugnis abzulegen,
wie man es nach seinen sonstigen Feldherrenfähigkeiten erwarten
sollte. Denn am Ende der ganzen Operationen von Gerunium
steht er genau da, wo er am Anfange gestanden hatte, nämlich in
seinem Lager dicht bei der Stadt. Seine beiden Vorstöße nach Casa
Purgatorio und Rione Malafede sind gescheitert, und selbst das so
glücklich eingeleitete Gefecht gegen Minucius ist zum Schlüsse durch
das Eingreifen des Fabius erfolglos geblieben. Und diese sich hier
zeigende geringere Befähigung Hannibals paßt ja auch scheinbar gut
 
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