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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0237

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Callicula. 1. Allgemeine Situation und Quellenberichte. 215

1. Allgemeine Situation und Quellenberichte.

Nach einer längeren Ruhepause in Picenum hatte sich Hannibal \.
an der Küste des Adriatischen Meeres entlang in Bewegung gesetzt <?/<2V\
und war bis in das nördliche Apulien gekommen. Er hatte sein *yS%\
Standlager erst in der Gegend von Luceria, dann bei Vibinum, dem
heutigen Bovino, von wo aus er die Gegend abfouragierte und ver-
wüstete, als ihm der Diktator Q. Fabius Maximus mit 4 Legionen
(S. 212), also einem etwa gleich starken Heere entgegentrat und bei
Aecae, dem heutigen Troia, 9 Kilometer von ihm entfernt, gleichfalls
ein Lager bezog (Polyb. III 88, Liv. XXII 12).

Hannibal bot sofort die Schlacht an, die aber abgelehnt wurde.
Die Situation war ähnlich wie an der Trebia vor der Ankunft des
Sempronius. Denn dadurch, daß der Krieg zum Stehen kam und ein
entscheidender Schlag ausblieb, wurden hier die Italiker ebenso wie
früher die Gallier gehindert, sich für Hannibal zu erklären. Hannibal
war in Italien ohne Verpflegungs- und ohne Recrutierungsbasis. Er
stand gewissermaßen in der Luft. Er mußte von der Hand in den
Mund leben, und sein Heer schmolz bei längerer Fortsetzung dieses
Systems hin, ohne sich ergänzen zu können. So blieb ihm nichts
übrig, als in einem fortwährenden Bewegungskriege wenigstens die
Mittel für den Unterhalt seiner Truppen zu gewinnen, indem er von
einem abfouragierten Landstrich zum anderen weiterzog und durch
eine dabei geübte, möglichst gründliche Verwüstung des Landes zu-
gleich die Römer zu einer Schlacht und ihre Bundesgenossen zum Ab-
fall mürbe zu machen suchte.

Am wirksamsten konnte das Ziel einer Schlacht natürlich er- Zuj; uach

Cumpamen.

reicht werden, wenn solche Gegenden heimgesucht wurden, in denen
römische Bürger selbst angesiedelt waren, und da seine bisherigen
Bemühungen ohne Erfolg geblieben waren, so beschloß er zu diesem
Mittel zu greifen.

Er überschritt also zum dritten Mal in diesem Jahre den Apennin
und zog nach Campanien, und zwar in das nördliche Drittel des Landes,
welches von dem unteren Lauf des Volturno im Süden, von dem
Massico und der Rocca Monfina im Nordwesten und dem Gebirgslande ^
von Pietramelara und Cajazzo im Nordosten begrenzt wird1). In

1) Pol. III 90. Liv: XXII 13.
 
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