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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0192
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170

Der zweite Punische Krieg bis Cannae.

Zunächst liegt keines dieser Täler am See, und das ist doch wohl
das erste Erfordernis, welches nach der Beschreibung- des Polybios
ein Tal erfüllen muß (s. oben S. 153 A. 1). Zweitens aber wäre die
Auswahl dieser Täler für den Überfall vom militärischen Standpunkte
aus geradezu unverständlich.

Welchen Grund sollte Hannibal gehabt haben, die vorzügliche
Position von Montecolognola zu verlassen, die ihm alles in viel voll-
kommenerer Weise bot, als irgend eine der vorgeschlagenen? Die Länge
des Tales von Torriceila und des Strandpasses mit ihren 10 Kilometern
genügten ja für seine Zwecke vollständig: er hatte hier schon die
ganze feindliche Armee in der Falle; weshalb also noch weiter zurück-
gehen und den großen Vorteil der Übersichtlichkeit des Ganzen auf-
opfern? Denn keine der vorgeschlagenen Positionen gewährt die
Möglichkeit, Tal und Strandpaß wie von Montecolognola aus zu gleicher
Zeit zu überblicken. Mit dem Überlassen der Paßhöhe von Montecolognola
an die Römer wäre denselben ferner ein beherrschender Punkt auf ihrer
Durchzugslinie eingeräumt worden, der sowohl für die schon ins jen-
seitige Tal hinabgestiegenen als auch für die noch zurückgebliebenen
ein sehr gefährlicher Sammelpunkt werden und den ganzen Plan ver-
eiteln konnte, während der Vorteil der wirklichen Stellung Hannibals
ja gerade zum größten Teil mit darin lag, daß überall er und nirgends
der Feind die Höhen hatte.

Wie soll man sich endlich bei diesen Annahmen die Schließung
des Defilees von hinten durch die Eeiterei denken? Sie müßte etwa
am Monte Ruffiano erfolgt sein. Aber zu welchem Zweck in der
Mitte des Defilees statt am Anfange?

Das alles hat keinen Sinn.

Und nicht besser steht es, wenn man diese verschiedenen Hypothesen
an der Hand der Karte im einzelnen prüft.

Bei Tilley haben wir ein Tal von etwa 4 Kilometer Länge und
2—3 Kilometer Breite mit einem vollkommen ebenen Eingange von
über 2 Kilometer Breite an der Nord-Ost-Seite zwischen Magione und
Monte Sperello. Der Südausgang liegt auch nur 20 Meter über der
Talsohle, die rechte Talseite, welche mit nur 7—8000 Mann besetzt
war (s. oben S. 157), ist von San Savino bis Montecolognola über
5 Kilometer lang, die linke, die 30000 Mann hatte (S. 158), mißt bis
Monte Sperello nur 3 Kilometer und hat dann die erwähnte große
Lücke bis Magione. Von ßowoi vip^loi y.al owsyüg kann hier auch
 
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