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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0342
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Cannae. 2. Der taktische Verlauf der Schlacht.

317

Flanke der Römer zu stehen i) Es war nicht so gar viel Zusammen-
schieben von römischer Seite dazu nötig. Mehr als 170 Meter betrug
die Länge der Afrikaner auf jedem Flügel bei einer 16 Mann tiefen
Aufstellung nicht (s. S. 325), und die Intervalle der überragenden
römischen Legionen waren mehr als genügend, diese Differenz zu
decken; betrugen sie doch auf jeder Seite nach unserer gleich näher
zu besprechenden Annahme etwa 240 Meter.

Die Gallier und Spanier waren bisher, zäh kämpfend und nur Schritt
um Schritt mit dem Gesicht nach dem Feinde zu langsam weichend, zu-
rückgedrängt worden2). Dies Zurückweichen hatte Hannibal vorher-
gesehen und in seine Rechnung eingestellt, wie Polybios uns ausdrücklich
berichtet3). Und hier erkennen wir eine zweite Absicht, die Hannibal
mit der Vorschiebung seines Zentrums verfolgte und erreichte.

Dies bei der römischen Ubermacht unvermeidliche Zurückweichen des
karthagischen Zentrums war, wenn dabei Haltung und Ordnung so gut
wie möglich bewahrt werden und es nicht in eine Flucht ausarten sollte,
natürlich sehr schwierig auszuführen. Es war deshalb hier unter die
denkbar günstigsten Bedingungen gestellt. Ein Zurückweichen von der
Grundform der geraden Linie aus zu einem nach hinten eingebuchteten
Bogen, mußte die Phalanx verlängern, ihren Zusammenhalt lösen. Dies
Zurückweichen dagegen brachte die Truppen näher aneinander heran
und vermehrte so ihre Widerstandskraft, wenigstens so lange, bis die ur-
sprüngliche Stellung auf der geraden Linie wieder erreicht war. Den-
selben Vorteil bot die Stellung in moralischer Hinsicht für die Auf-
fassung der Truppe: gegenüber der ursprünglichen Schlachtlinie war
dieses ganze Gefecht nur ein Gefecht um das Vorterrain. Mit dem
Zurückgehen auf die erste Linie war eigentlich noch nichts verloren.
So wurde eine verhältnismäßig lange Dauer des Kampfes ohne Terrain-

1) Pol. III 115, 8: enöuevoi . . ol Pioualoi xai ovvrgiyovres eni rd ueoa . . . ovto>>
eni nohv ngoeneoor, (Sot' e| exaregov rov uegovs xard ras ix rdv nAaylcov Iniya-

veias rovs Aißvas avrwv yevia&ai. Mau vergleiche die Ubersetzuug der ausführlichen
Schilderung dieser ganzen Vorgänge Pol. III 115,6—9, die hierher in extenso zu setzen
zu lang wäre, im Anhange. ■— Den Angriff der Römer auf das karthagische Zentrum
auch von der Seite hat vielleicht Livius XXII 47,5 mit den Worten gegeben: Romaui
diu ac saepe (=in wiederholten Stößen) conisi, obliqua fronte acieque densa im-
pulere hostium cuneum , . . a cetera prominentem acie. Über die Wertung des Livius
und die Bedeutung dieser Stelle s, Beilage III.

2) Über diese Bewegung s. Beilage II, 2: Das Zurückweichen in der Schlacht.

3) 111115,11: avveßrj xard rrjv Avvißov ngövotav ueaovS dnolrjcfd'fjiai
rovs Pojf/a(ovs vnö rwv Aißvcovr xard rrjv eni roiis Ke/.rovs nagdnriootv.
 
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