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Der Libysche Söldnerkrieg.

mit den Truppen wegen Einschränkung' ihrer Forderungen zu unter-
handeln.

In der ganzen Kette von Fehlern und Mißgriffen, die sich die
karthagischen Machthaber in dieser Angelegenheit hatten zuschulden
kommen lassen, war die Wahl dieses Unterhändlers der allerschwerste.
Nicht nur daß Hanno, wie allgemein bekannt, der persönliche Feind
Hamilkars war; er hatte überdies kurz vorher einen durch die fort-
gesetzten Erpressungen hervorgerufenen Aufstand im Innern des Landes,
eben der Heimat des größten Teiles der Söldner, mit unerhörter Grau-
samkeit niedergeschlagen und hierbei die Stadt Hekatompylos zerstört,
was ihm zwar bei seinen Landsleuten den Beinamen des „Großen" und
den Nimbus eines erstklassigen Feldherrn, bei den unterworfenen
Stämmen und deren im panischen Solde stehenden Landeskindern jedoch
wenig Sympathien eingetragen hatte.

Damit war der offene Bruch gegeben. Es ist überflüssig, hier der
ausführlichen Schilderung des Polybios zu folgen, der das Scheitern
der Verhandlungen auf die Babylonische Sprachenverwirrung zurück-
führt, die in dem bunt zusammengewürfelten Korps geherrscht haben
soll; wäre dieselbe wirklich so arg gewesen, so wäre kaum in der
Folge jene Einheitlichkeit und Planmäßigkeit in allen Unternehmungen
möglich gewesen, die uns im ganzen Verlauf des Feldzuges immer
wieder begegnet. Der eigentliche Grund des Bruches war vielmehr,
daß die Truppen jetzt endlich die Gewißheit erlangt hatten, man
wolle sie um ihren wohlverdienten Lohn betrügen. Sie brachen,
20000 Mann stark, von Sicca auf und marschierten gegen Karthago.
Tunos. Bei Tunes (Tunis), ca. 20 Kilometer von der Hauptstadt, an der Basis
der Halbinsel von Karthago, setzten sie sich fest. Dies blieb denn auch
während der ganzen Dauer des Krieges ihr Hauptstützpunkt.
Der Bruch. Noch waren die Feindseligkeiten nicht eröffnet, und die Karthager,
welche in dem kritischen Augenblick über so gut wie keine Truppen
verfügten, die sie den Meuterern hätten entgegenstellen können, taten
jetzt ihr Möglichstes, den Sturm zu beschwören. Da die Söldner er-
klärten, nicht mit Hanno, sondern nur mit einem ihrer ehemaligen
Befehlshaber verhandeln zu wollen, und gegen Hamilkar wegen seines
plötzlichen Rücktrittes Mißtrauen hegten, so wurde Gisko zu ihnen
entsendet mit dem Auftrag, alle ihre Forderungen nach Möglichkeit
zu erfüllen. Und beinahe wäre es dem klugen und bei den Truppen
nicht unbeliebten General auch gelungen, die leidige Affäre endgültig
 
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