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Der zweite Punische Krieg in Afrika.

mit allen Truppen nach den großen Feldern zu gehen und die Haupt-
stadt ungedeckt zu lassen, während Scipio bei Utika stand und nicht
nur ihm alle Verbindungen mit Karthago abschneiden, sondern auch
die von dem Gros der Truppen entblößte Stadt ernstlich bedrohen
konnte. Und auch Syphax dürfte sich vom Lagerüberfall noch nicht
völlig erholt haben. Schließlich deutet der Umstand, daß Scipio bis
auf die großen Felder entgegenging, darauf hin, daß es seine Absicht
war, den Feind zu erdrücken, bevor dieser die begonnene Konzen-
trierung durchgeführt hätte; sonst hätte er ja warten können, bis
jener in seinen Bereich kam. Wir können somit annehmen, daß am
Tage der Schlacht erst verhältnismäßig schwache Truppen der
Karthager und Kumider zu den Keltiberern gestoßen waren, so daß
diese tatsächlich nicht nur den Kern, sondern überhaupt die Hauptkraft
des Heeres bildeten, trotzdem sie nicht stärker waren als 4000 Mann.
Die Gesamtzahl dürfte daher 10 000 Mann kaum überschritten haben,
und die Quellenangabe von 30000 Mann ist ein Irrtum. — Und auch
Scipio hat wohl zu dieser Expedition nicht die ganze Armee, sondern
nur ein stärkeres Korps, vielleicht 1 oder 2 Legionen, jedenfalls aber
das Gros der Kavallerie mitgenommen. So erklärt es sich, daß er die
ganze mitgebrachte Legionsinfanterie zur Zermalmung der keltiberischen
Kerntruppen verwenden, die karthagisch-numidischen Anhängsel jedoch
in ihrer Gänze seiner überlegenen Reiterei überlassen konnte. —
Jedenfalls ist diese „Schlacht" nicht als eine Hauptschlacht, sondern
nur als der Abschluß einer sekundären Operation aufzufassen.

Der bisher einzige detaillierte Lokalisierungsversuch Tissots
(I 556) stimmt wesentlich mit dem unsrigen überein. Seine Orts-
namen („Dakhla des Oulad bou Salem", „Djendouba") finden sich noch
auf neueren Karten. Scipios Lager verlegt er auf die „hauteurs occi-
dentales du plateau de Badja" (Beja?), das der Gegner „sur le versant
des montagnes qui dominant la partie nord-ouest de la Dakhla". Er
folgt hier Livius, nach dem beide Parteien zur Schlacht in die Ebene
hinabsteigen. Dies stimmt nicht mit Polybios, nach dessen Distanz-
angabe die Verbündeten in der Ebene lagern mußten; an die Hügel
im Norden derselben ist nicht zu denken, weil sie dann ihre ein-
zige Verbindungs- und Rückzugslinie preisgegeben hätten. Livius
hat einfach auch diese an sich geringe Abweichung aus subjektiver
Oberflächlichkeit hinzugefügt.
 
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