Narraggara. 2. Abweichende Ansichten.
627
die neue Stadt so glänzend überflügelt worden war1)? Der Name
„Zama minor" findet sich in den Quellen überhaupt nicht2).
Wir haben also dann drei Zama: das alte numidische ZamaRegia -
Seba Biar; ein spätrömisches Zama major = Jama; endlich ein drittes,
historisch niemals hervorgetretenes Zama = S' Abd el Djedidi, dessen
Namen wir einzig aus einer dort gefundenen Inschrift kennen.
Die in der Tabula verzeichnete Straße führte nach unserer Hypo-
these über Zama Regia, obwohl dieser Ort zur Zeit der Abfassung
der Tabula als solcher bedeutungslos gewesen sein muß; es ist aber
zweifellos ein wichtiger Straßenknotenpunkt geblieben3), und für eine
Verlegung des alten Straßenzuges lag umsoweniger ein Grund vor, als
er ohnehin die von Natur aus günstigste Trace innehatte. Das auf
steiler Bergeshöhe gelegene neue Zama konnte ohne Schwierigkeit
durch eine kurze Abzweigung mit der am Fuße des Berges vorbei-
führenden Hauptstraße in Verbindung gebracht werden.
Damit wäre die „Zamafrage" erledigt und zugleich mit höchster
Wahrscheinlichkeit konstatiert, daß jenes Zama, vor dessen Mauern
Hannibal vor der Entscheidungsschlacht die letzte längere Bast hielt,
auf dem Boden des heutigen Seba Biar gestanden hat.
Über das Schlachtfeld selbst brauchte man eigentlich keine Worte Schlachtfelder
zu verlieren, da, wie nachgewiesen, die Schlacht nicht bei Zama, son-be' es &ma
dern bei Narraggara geschlagen wurde; übrigens hat auch kein einziger
Anhänger der West-Zama-Theorie eine genauere Fixierung des Schlacht-
feldes versucht. Zu erwähnen wäre nur noch die Ansicht Mommsens,
der, trotzdem er den polybianischen Bericht zugrunde legt, dennoch
1) Das Zdua itd&iv des Ptolomaeos bezieht sich zweifellos auf Jama, wie die
Erwähnung einer starken Quelle beweist; bei Seba Biar gibt es keine Quelle, sondern
nur einen kleinen Oued und viel Grundwasser, was das Brunnengraben begünstigt. —
Pareti (No. 43 p. 21) glaubt, eine Stadt wie Zama regia hätte es sich nie gefallen
lassen, daß eine andere gleichen Namens sich „maior" nennt, und hält deshalb Jama
nur für einen im Machtbereiche von Zama maior = Zama regia = Seba Biar gelegenen
Ort; nach unseren obigen Ausführungen ist es jedoch sehr gut möglich, daß die alte
Königsstadt sich diese Herabsetzung wohl gefallen lassen mußte. — Nach Cagnat
(Comptes rendues de l'acad. etc. 1894, S. 43) bedeutete der Zuname ..Regia" überhaupt
nur, dali der Ort im Gebiete des ehemaligen Königreiches Numidien — im Gegensatze
zum ehemals karthagischen Gebiet — gelegen habe; vgl. Hippo Regius, Bulla Regia etc.
2) Vgl. Mommsen (No. 19) p. 145 (37).
3) Auf diese Wichtigkeit scheinen auch die von uns gefundenen byzantinischen
Reste hinzudeuten; wahrscheinlich befand sich zur Zeit der oströmischen Herrschaft
auf der die ehemalige Stadt und damit den Straßenknotenpunkt dominierenden An-
höhe ein byzantinisches Port.
627
die neue Stadt so glänzend überflügelt worden war1)? Der Name
„Zama minor" findet sich in den Quellen überhaupt nicht2).
Wir haben also dann drei Zama: das alte numidische ZamaRegia -
Seba Biar; ein spätrömisches Zama major = Jama; endlich ein drittes,
historisch niemals hervorgetretenes Zama = S' Abd el Djedidi, dessen
Namen wir einzig aus einer dort gefundenen Inschrift kennen.
Die in der Tabula verzeichnete Straße führte nach unserer Hypo-
these über Zama Regia, obwohl dieser Ort zur Zeit der Abfassung
der Tabula als solcher bedeutungslos gewesen sein muß; es ist aber
zweifellos ein wichtiger Straßenknotenpunkt geblieben3), und für eine
Verlegung des alten Straßenzuges lag umsoweniger ein Grund vor, als
er ohnehin die von Natur aus günstigste Trace innehatte. Das auf
steiler Bergeshöhe gelegene neue Zama konnte ohne Schwierigkeit
durch eine kurze Abzweigung mit der am Fuße des Berges vorbei-
führenden Hauptstraße in Verbindung gebracht werden.
Damit wäre die „Zamafrage" erledigt und zugleich mit höchster
Wahrscheinlichkeit konstatiert, daß jenes Zama, vor dessen Mauern
Hannibal vor der Entscheidungsschlacht die letzte längere Bast hielt,
auf dem Boden des heutigen Seba Biar gestanden hat.
Über das Schlachtfeld selbst brauchte man eigentlich keine Worte Schlachtfelder
zu verlieren, da, wie nachgewiesen, die Schlacht nicht bei Zama, son-be' es &ma
dern bei Narraggara geschlagen wurde; übrigens hat auch kein einziger
Anhänger der West-Zama-Theorie eine genauere Fixierung des Schlacht-
feldes versucht. Zu erwähnen wäre nur noch die Ansicht Mommsens,
der, trotzdem er den polybianischen Bericht zugrunde legt, dennoch
1) Das Zdua itd&iv des Ptolomaeos bezieht sich zweifellos auf Jama, wie die
Erwähnung einer starken Quelle beweist; bei Seba Biar gibt es keine Quelle, sondern
nur einen kleinen Oued und viel Grundwasser, was das Brunnengraben begünstigt. —
Pareti (No. 43 p. 21) glaubt, eine Stadt wie Zama regia hätte es sich nie gefallen
lassen, daß eine andere gleichen Namens sich „maior" nennt, und hält deshalb Jama
nur für einen im Machtbereiche von Zama maior = Zama regia = Seba Biar gelegenen
Ort; nach unseren obigen Ausführungen ist es jedoch sehr gut möglich, daß die alte
Königsstadt sich diese Herabsetzung wohl gefallen lassen mußte. — Nach Cagnat
(Comptes rendues de l'acad. etc. 1894, S. 43) bedeutete der Zuname ..Regia" überhaupt
nur, dali der Ort im Gebiete des ehemaligen Königreiches Numidien — im Gegensatze
zum ehemals karthagischen Gebiet — gelegen habe; vgl. Hippo Regius, Bulla Regia etc.
2) Vgl. Mommsen (No. 19) p. 145 (37).
3) Auf diese Wichtigkeit scheinen auch die von uns gefundenen byzantinischen
Reste hinzudeuten; wahrscheinlich befand sich zur Zeit der oströmischen Herrschaft
auf der die ehemalige Stadt und damit den Straßenknotenpunkt dominierenden An-
höhe ein byzantinisches Port.