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es eine Anmaßung, wenn sie sich nicht damit begnügt, die
Tätigkeit des Erzeugens der Objektswissenschaften zu re-
konstruieren, sondern darüber hinaus sich zumutet, selbst
die Prinzipien der Erzeugung der Erkenntnis konstruieren
zu können, anstatt sie methodisch als gegeben vorauszusetzen.
Mit dem Momente, wo die psychologische Ästhetik zugleich
konstruktiv sein will, verliert sie den Boden und wird psycho-
logistisch, unkritisch, weil sie die kritische als systematische
Ästhetik nicht voraussetzt. So behauptet Volkelt kurzweg:
„Die psychologische Methode trägt in der Ästhetik zugleich
einen normativen Charakter.“1)
Allerdings hat Volkelt Recht mit seiner Behauptung, daß
die spekulative Methode der Ästhetik aus Intuition, ja aus
Selbsttäuschung ihre Sätze und Normen entstehen läfst, allein
er übersieht dabei, daß von diesem Vorwurf die kritische
(transzendentale) Ästhetik gar nicht getroffen wird, da diese
keineswegs von Begriffen und Ideen ihren Ausgangspunkt
nimmt, vielmehr in nicht minder entschiedener Weise als die
psychologische den Anknüpfungspunkt an der Erfahrung zu
gewinnen sucht. Nur ist ihr dieser Anknüpfungspunkt als
Ausgangspunkt, das Faktum für die kritische Ästhetik, nicht
als subjektives (Gefühlstypen oder Bewußtseinstatsachen) schon
ausreichend, da nur die objektive Erfahrung ihr als maß-
gebend erscheint und diese in nichts anderem als in der ent-
sprechenden Wissenschaft selbst enthalten ist.
2. Das Problem der kritischen Ästhetik.
Kant wird mit Recht als der Begründer der kritischen
Ästhetik angesehen, da diese sich als Glied seines tran-
szendentalen Systems ihrer Tendenz nach als transzendental
und eo ipso als kritische erweisen mußte. Allerdings ist es
Kant nicht gelungen, diese auch im transzendentalen Stile
durchzuführen. Zunächst, weil er in der Ästhetik denselben
methodischen Mißgriff begangen hat wie in der Ethik, auf
welchen Cohen hingewiesen hat.2) Dieser besteht bekanntlich
’) J. Volkelt, Ästhetik des Tragischen, S. 8.
2) Vgl. H. Cohen, Ethik des reinen Willens, S. 215.
es eine Anmaßung, wenn sie sich nicht damit begnügt, die
Tätigkeit des Erzeugens der Objektswissenschaften zu re-
konstruieren, sondern darüber hinaus sich zumutet, selbst
die Prinzipien der Erzeugung der Erkenntnis konstruieren
zu können, anstatt sie methodisch als gegeben vorauszusetzen.
Mit dem Momente, wo die psychologische Ästhetik zugleich
konstruktiv sein will, verliert sie den Boden und wird psycho-
logistisch, unkritisch, weil sie die kritische als systematische
Ästhetik nicht voraussetzt. So behauptet Volkelt kurzweg:
„Die psychologische Methode trägt in der Ästhetik zugleich
einen normativen Charakter.“1)
Allerdings hat Volkelt Recht mit seiner Behauptung, daß
die spekulative Methode der Ästhetik aus Intuition, ja aus
Selbsttäuschung ihre Sätze und Normen entstehen läfst, allein
er übersieht dabei, daß von diesem Vorwurf die kritische
(transzendentale) Ästhetik gar nicht getroffen wird, da diese
keineswegs von Begriffen und Ideen ihren Ausgangspunkt
nimmt, vielmehr in nicht minder entschiedener Weise als die
psychologische den Anknüpfungspunkt an der Erfahrung zu
gewinnen sucht. Nur ist ihr dieser Anknüpfungspunkt als
Ausgangspunkt, das Faktum für die kritische Ästhetik, nicht
als subjektives (Gefühlstypen oder Bewußtseinstatsachen) schon
ausreichend, da nur die objektive Erfahrung ihr als maß-
gebend erscheint und diese in nichts anderem als in der ent-
sprechenden Wissenschaft selbst enthalten ist.
2. Das Problem der kritischen Ästhetik.
Kant wird mit Recht als der Begründer der kritischen
Ästhetik angesehen, da diese sich als Glied seines tran-
szendentalen Systems ihrer Tendenz nach als transzendental
und eo ipso als kritische erweisen mußte. Allerdings ist es
Kant nicht gelungen, diese auch im transzendentalen Stile
durchzuführen. Zunächst, weil er in der Ästhetik denselben
methodischen Mißgriff begangen hat wie in der Ethik, auf
welchen Cohen hingewiesen hat.2) Dieser besteht bekanntlich
’) J. Volkelt, Ästhetik des Tragischen, S. 8.
2) Vgl. H. Cohen, Ethik des reinen Willens, S. 215.