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DIE ABENDLÄNDISCHEN MOSCHEEN

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erhaltene Beispiel dieser Art bietet die Kutubiya in Merräkesch: ein Turm
auf quadratischer Basis, mit einem kleineren, ebenfalls viereckigen Aufsatz,
beide mit Zinnenkranz, und als Bekrönung eine Stange mit drei verschieden
großen vergoldeten Kugeln (Taf. 25). Die Flächen sind durch kleine, einzelne
oder gepaarte Fenster in zierlichem Rahmenwerk unterbrochen, deren An-
ordnung übrigens nicht auf allen Seiten gleich ist, sondern den Windungen der
im Innern emporsteigenden
breiten Rampe folgt. Wenig
später als dieses Wahrzeichen
der marokkanischen Resi-
denz entstanden die ganz
ähnlichen, aber lebhafter ge-
musterten Minare der Mo-
scheen von Rabat und Se-
villa, die beide ihre Bekrö-
nung eingebüßt haben (Taf. 26
und 27). Die Überlieferung
bezeichnet alle drei Bauwerke
als Schöpfungen eines und
desselben Architekten, eines
Andalusiers namens Djäbir
(„Geber"), und sie stehen ein-
ander stilistisch so nahe, daß
kein Grund vorliegt, an dieser
Angabe zu zweifeln, zumal
sie auch einen gemeinsamen

Bauherrn in dem Almohaden , Abb. 4. Mezquita Bib al-Mardom, Toledo (980 n. Chr.)
Yaqüb el-Mansür aufweisen.
Die Ruine von Mansura (Taf. 58) zeigt hundert Jahre später denselben Turm-
typus, um ein stattliches Eingangstor bereichert, und alle^maurischen Moscheen
haben ihn dann in mehr oder weniger vereinfachter Form übernommen. In
Marokko hat er sich bis auf den heutigen Tag behauptet, während er sich
in Algerien und Tunesien während der Korsarenzeit, die im übrigen ver-
geblich bemüht war, die türkische Kuppelmoschee einzubürgern, [mancherlei
Stilisierungen gefallen lassen mußte (vgl. Taf. 101, 102).

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