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Lhlorsilber 25
sches Verhalten gegen mit Salzsäure versetzte Lösung von Ralium-
bichromat u. a. m.).
Man darf nun aber nicht denken, daß bei der Belichtung das Lhlor-
silber vollständig in Silber oder Halbchlorsilber übergeht, vielmehr
hat man selbst nach monatelanger Belichtung nur einen Gewichts-
verlust von etwa 9°/g Chlor nachweisen können. Man erhält bei der
Belichtung eine Mischsubstanz oder, wie man es physikalisch nennt, eine
festekolloidaleLösung, bestehend ausLhlorsilbermitmehr oder weniger,
verschieden nach der zugestrahlten Lichtmenge, Silber oder Halbchlor-
silber. Für diese bei der Belichtung entstehende Mischsubstanz, die rosa
bis violett gefärbt ist, hat man den Namen „Photochlorid" eingeführt;
nach dem oben Gesagten ist es noch nicht einwandfrei enifchieden,
ob Halbchlorsilber die Ursache der Färbung ist, oder ob Silber, in kolloi-
dalem Zustand in dem unzersetzien Lhlorsilber verteilt, diese hervorruft.
wenn man Lhlorsilber in einer zugeschmolzenen Glasröhre dem
Lichte aussetzt, so schwärzt es sich, wie vorhin erörtert, und Chlor wird
frei; bringt man nun dies Röhrchen längere Zeit ins Dunkle, so ver-
schwindet mit der Dunkelfärbung des Lhlorsilbers auch das freie Chlor,
wir haben demnach hier eine sich im Dunkeln von selbst, d. h. ohne
Zuführung von fremder Lnergie, abspielende Reaktion vor uns, bei
der die im Licht entstandene chlorärmere Substanz sich mit Chlor zu
Lhlorsilber verbindet; nach dem früher Gesagten mutz bei einer der-
artigen Reaktion sich chemische Energie in eine andere Energieform
(hier in Wärme) verwandeln. Umgekehrt schließen wir daraus, datz
bei der Zersetzung des Lhlorsilbers Lnergie zugesührt sein mutz, und
datz diese Lnergie nichts anderes sein kann als die der absorbierten
Lichtstrahlen; die durch das Licht bewirkte Zersetzung des Lhlorsilbers
ist also eine vollkommen umkehrbare Reaktion.
Bei der Zersetzung oder, um den technischen Ausdruck zu gebrauchen,
der Dissoziation des Lhlorsilbers entweicht das sich entwickelnde Chlor
unter einem bestimmten Druck, der vissoziationsspannung. Wie ver-
suche von Guntz gezeigt haben, ist diese vissoziationsspannung je nach
der Intensität des bestrahlenden Lichtes veränderlich, bei hellstem
Sonnenlichte beträgt sie mehr als Atmosphärendruck. Ls besteht dem-
nach eine vollkommene Übereinstimmung zwischen der durch das Licht
bewirkten Zersetzung des Lhlorsilbers und der bei höherer Temperatur
erfolgenden Dissoziation des kohlensauren Ralkes, die oben beschrieben
wurde, hier haben wir zwei feste Körper, Lhlorsilber und Silber oder
 
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