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24 III. Vie wichtigsten photochemischen Reaktionen
olle Umwandlungen, bei denen nur die Lichtcnergie wirksam ist, von
der Temperatur fast unabhängig sind. Eine hervorragende Rolle
spielen bei der Kohlensäureassimilation die Pflanzenfarbstoffe, ins-
besondere das Chlorophyll oder Blattgrün, indem diese die Absorp-
tion der für den Assimilationsprozeß wirksamen Strahlen vermitteln,
von den vielen Zwischenprodukten, über die die Umwandlung der
Kohlensäure zur Stärke geht, nimmt man als erstes das Formaldehyd
an, wenn auch der Beweis dafür keineswegs endgültig erbracht ist;
wir kpnnen uns diese Substanz so entstanden denken, daß in ihr an
Stelle der beiden Sauerstoffatome des Kohlendioxyds sich Wasser an-
gelagert hat. Der Vorgang läßt sich durch die Formel darstellen:
Kohlendioxyd Wasser Formaldehyd Sauerstoff
Line umkehrbare Lichtreaktion ist auch die durch das Licht be-
wirkte Zersetzung der meisten Silbersalze.
Lhlorsilber, eine Verbindung von I Atom Silber mit l Atom Chlor,
wird durch das Licht zerlegt, indem hierbei Chlor frei wird. Ulan kann
sich hiervon leicht überzeugen, wenn man etwas Lhlorsilber in ein ver-
schlossenes Glasröhrchen bringt, in dem gleichzeitig eine Substanz vor-
handen ist, die freies Lhlorgas chemisch nachweisen kann, z.B.einpapier-
streifchen, das mit Iodkaliumstärkelösung getränkt ist. Belichtet man
das Lhlorsilber durch Sonnen- oder elektrisches Bogenlicht, so wird das
Iodkaliumstärkepapier durch Bildung von Iodstärke blau gefärbt, eine
Reaktion, die den Nachweis auf freies Chlor liefert.
Bei der Belichtung färbt sich das Lhlorsilber, schließlich wird es
dunkelviolett. Ls liegen zwei verschiedene Ansichten zur Erklärung
dieser Erscheinung vor. Nach der ersten bildet sich metallisches Silber,
äußerst fein verteilt, in dem nicht zersetzten Lhlorsilber, nach der zweiten
entsteht halbchlorstlber, eine Silberverbindung mit Chlor, die nur
halb soviel Chlor wie das Lhlorsilber enthält. Für die Richtigkeit
jeder der beiden Ansichten können Gründe angeführt werden: die erste
wird auf Grund physikalischer Gesetzmäßigkeiten, die der Kolloidchemie
entnommen werden, wahrscheinlich gemacht, die zweite stützt sich auf
das chemische Verhalten der im Lichte entstandenen Substanz. Ins-
besondere ist hier entscheidend gewesen, daß es auch auf chemischem
Wege gelingt, Halbchlorsilber darzustellen, welches dieselben Eigen-
schaften besitzt wie die bei der Belichtung aus dem Lhlorsilber ent-
stehende dunkle Substanz (Unlöslichkeit in Salpetersäure, elektrochemi-
 
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