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Künstle, Karl
Eine Bibliothek der Symbole und theologischer Tractate zur Bekämpfung des Priscillianismus und westgothischen Arianismus aus dem VI. Jahrhundert: ein Beitrag zur Geschichte der theologischen Litteratur in Spanien — Mainz: Kirchheim, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.48090#0015
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Vorrede.

IX

Wissenschaft, so auch in der Ueberlieferung der theo-
logischen Litteratur datiert vom Beginn der Scholastik.
Von dieser Zeit an entstehen die grossen Miscellancodices,
worin hauptsächlich jene patristischen Texte ausgewählt
sind, die für das Studium der Dogmatik von Bedeutung-
waren. Diese tragen gewissermassen ein internationales
Gepräge an sich, während die frühchristlichen Codices
in vielen Fällen noch deutlich erkennen lassen , ob ihre
erste Anlage in Italien oder in Afrika, in Spanien oder
Gallien erfolgte. Diese Thatsache ist meines Erachtens
zur Bestimmung der vielen pseudonymen Tractate, wie
sie insbesondere im sechsten Jahrhundert auftreten, von
Wichtigkeit. Eine genaue Beobachtung der ältesten
Manuscripte aus St. Gallen, Einsiedeln, Bobbio und Reiche-
nau hat mich zur Aufstellung dieser Grundsätze geführt.
Das unversehrteste Beispiel von Handschriften dieser
Art ist Codex Ang. XVIII, den wahrscheinlich schon
Pirmin, der Gründer von Reichenau, hierhin mitgebracht
hatte; ich schliesse dies daraus, dass sich in seinem
Scarapsus das Apostolicum genau in derselben Form
findet, wie wir sie sonst nur aus unserem Augiensis
kennen. Darnach dürfen wir in Augiensis XVIII den
eigentlichen Grundstock der einst so berühmten Reiche-
nauer Klosterbibliothek ansehen; jedenfalls ist er seinem
Inhalte nach ein wahres Kleinod, wie unsere Untersuchung
zegien wird.
Die Sammlung von Vaterunsererklärungen, die auf
fol. 1—13 r unserer Handschrift stehen, werde ich dem-
nächst besonders behandeln; auch die Regulae definitionum
des spanischen Bischofs Syagrius gedenke ich separat
zu edieren. Die Sententiae sanctorum, die ich unter
Nr. 5. der Texte abdrucken lasse, habe ich der Ueber-
sicht halber in Kapitel abgetheilt. In manchen Punkten
bedarf dieser Text noch der Korrectur an der Hand
anderer Ueberlieferungen, deren mir aber bis jetzt keine
 
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