III. Würdigung der einzelnen Theile dieser Sammlung. 53
III, S. 16), die als offizielle Darstellung der Irrthiimer des
Priscillianismus zu gelten haben. Derselbe passt vorzüglich
in unsere Sammlung, die, wie wir am Sclusse zeigen werden,
in Spanien zur Bekämpfung des Priscillianismus und des
westgothischen Arianismus enstanden ist. Er wurde unter
dem Namen des Boetius überliefert, weil er in unserer
Handschrift ohne eigene Ueberschrift unmittelbar nach den
drei echten Tractaten des Boetius folgte und das ACTENUS
BOETIUS wegblieb. Codex Augiensis XVIII darf nämlich
bei Beurtlieilung der Opuscula sacra des Boetius eine ganz
hervorragende Stelle beanspruchen, weil er die früheste
Ueberlieferung derselben darstellt. Krieg führt ihn
allerdings erst an achter Stelle auf; der älteste ist bei ihm
Codex Ambrosianus N. 60. Sup. Allein herrschte schon
früher (Bonner Litteraturblatt 1870, S. 804) in der Da-
tierung dieses Manuscriptes keine Uebereinstimmung, so ist
der jetzige Vorstand der Ambrosiana der Ansichtx), dass
dasselbe dem zehnten Jahrhundert angehört. Augiensis XVIII
fällt aber sicher in die ersten Jahre des neunten Jahr-
hunderts. Peiper, der unseren Augiensis nicht kennt, setzt
den Monacensis lat. 18765 saec. X (aus Tegernsee) an
die Spitze. An sehr vielen Stellen konnte ich eine über-
raschende Uebereinstimmung zwischen diesem Manuscript
und dem Augiensis in charakteristischen Stellen consta-
tieren, so dass wahrscheinlich der Tegernseer Text eine
Abschrift aus dem unseren ist. So ist in unserer Vorlage EX
CONSOLATIONE zu lesen statt EX CONSUL; ganz der-
selbe Fehler findet sich in dem Monacensis. Allerdings steht
in diesem das „actenus Boetius“ nicht, aber der Tractat
De fide christiana ohne Ueberschrift macht hier ebenfalls
den Schluss. Wenn aber Augiensis XVIII die älteste
Ueberlieferung der theologischen Tractate des Boetius dar-
1) Vergleiche auch Reifferscheid, Die Ambrosianisehe Bibliothek
,in Mailand, Wiener Sitzungsberichte der philos, hist. Classe Bd. 67,
S. 484.
III, S. 16), die als offizielle Darstellung der Irrthiimer des
Priscillianismus zu gelten haben. Derselbe passt vorzüglich
in unsere Sammlung, die, wie wir am Sclusse zeigen werden,
in Spanien zur Bekämpfung des Priscillianismus und des
westgothischen Arianismus enstanden ist. Er wurde unter
dem Namen des Boetius überliefert, weil er in unserer
Handschrift ohne eigene Ueberschrift unmittelbar nach den
drei echten Tractaten des Boetius folgte und das ACTENUS
BOETIUS wegblieb. Codex Augiensis XVIII darf nämlich
bei Beurtlieilung der Opuscula sacra des Boetius eine ganz
hervorragende Stelle beanspruchen, weil er die früheste
Ueberlieferung derselben darstellt. Krieg führt ihn
allerdings erst an achter Stelle auf; der älteste ist bei ihm
Codex Ambrosianus N. 60. Sup. Allein herrschte schon
früher (Bonner Litteraturblatt 1870, S. 804) in der Da-
tierung dieses Manuscriptes keine Uebereinstimmung, so ist
der jetzige Vorstand der Ambrosiana der Ansichtx), dass
dasselbe dem zehnten Jahrhundert angehört. Augiensis XVIII
fällt aber sicher in die ersten Jahre des neunten Jahr-
hunderts. Peiper, der unseren Augiensis nicht kennt, setzt
den Monacensis lat. 18765 saec. X (aus Tegernsee) an
die Spitze. An sehr vielen Stellen konnte ich eine über-
raschende Uebereinstimmung zwischen diesem Manuscript
und dem Augiensis in charakteristischen Stellen consta-
tieren, so dass wahrscheinlich der Tegernseer Text eine
Abschrift aus dem unseren ist. So ist in unserer Vorlage EX
CONSOLATIONE zu lesen statt EX CONSUL; ganz der-
selbe Fehler findet sich in dem Monacensis. Allerdings steht
in diesem das „actenus Boetius“ nicht, aber der Tractat
De fide christiana ohne Ueberschrift macht hier ebenfalls
den Schluss. Wenn aber Augiensis XVIII die älteste
Ueberlieferung der theologischen Tractate des Boetius dar-
1) Vergleiche auch Reifferscheid, Die Ambrosianisehe Bibliothek
,in Mailand, Wiener Sitzungsberichte der philos, hist. Classe Bd. 67,
S. 484.