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Künstle, Karl
Eine Bibliothek der Symbole und theologischer Tractate zur Bekämpfung des Priscillianismus und westgothischen Arianismus aus dem VI. Jahrhundert: ein Beitrag zur Geschichte der theologischen Litteratur in Spanien — Mainz: Kirchheim, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.48090#0116
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98 III. Würdigung der einzelnen Theile dieser Sammlung.
Nummern 78 und 79 gewidmet sind. Es wird hier die
Frage besprochen, was Christus als unserem Haupt und uns
als seinen Gliedern eigenthümlich ist. Diese Partie scheint
aus einer Homilie entnommen zu. sein, da Nr. 78 schliesst:
Verumtamen fratres, exhibete vos dignum corpus tali capiti,
denn die menschliche Natur wurde in Christus erhöht
(Nr. 79). Den Schluss des XI. Kapitels macht die Frage,
wie das Wort des Apostels zu verstehen sei, die Juden
hätten „dominum maiestatis“ nicht gekreuzigt, wenn sie
ihn gekannt hätten. Es wird gezeigt, dass man den Aus-
druck „crucifigere dominum maiestatis“ gebrauchen könne,
denn „quicquid deitatis est, habet filius hominis, et quic-
quid humanitatis est, habet dominus maiestatis“.
Im XII. Kapitel fordert der Magister seinen Schüler
auf, Vorstehendes oft zu lesen und sich durch fortschreitende
theologische Bildung in die Lage zu setzen, selbständig aus
den Schätzen der Väter zu schöpfen. Die „sancta rusticitas“
ist unter Umständen auch ein Gut; aber sie wird für die
Kirche zum Schaden, wenn die Gegner des katholischen
Glaubens keinen Widerstand finden.
Der Hauptsache nach ist unsere Blüthenlese also ein
Auszug aus dem seit Chifflet mit Unrecht unter dem Namen
des Vigilius von Thapsus gehenden Werk De trinitate und
dem pseudoaugustinischen Tractat Adversus Judaeos, Paganos
etc. Das erstere benutzt schon unser Anonymus als eine
Schrift des hl. Athanasius. Es geht dies deutlich daraus
hervor, dass die erste Belegstelle, die er im cap. X aus-
drücklich unter dem Namen des Athanasius anführt, sich im
elften Buche des oft genannten Tractates, P. 1. a. a. 0.
S. 302, vorfindet. Damit ist unser Compilator- ganz im
Einklang mit den frühmittelalterlichen Anschauungen über
dieses Werk, das vor Chifflet niemand dem Vigilius vin-
dicierte.
Eines näheren Hinweises bedarf noch Kapitel X, wo die
 
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