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Künstle, Karl
Eine Bibliothek der Symbole und theologischer Tractate zur Bekämpfung des Priscillianismus und westgothischen Arianismus aus dem VI. Jahrhundert: ein Beitrag zur Geschichte der theologischen Litteratur in Spanien — Mainz: Kirchheim, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.48090#0072
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54 III. Würdigung der einzelnen Theile dieser Sammlung.
stellt, so verdient „actenus Boetius“ mehr Beachtung, als
man ihm bisher schenkte. Wie kommt aber der Abschreiber
dazu, diese Notiz unmittelbar vor De fide christiana zu
setzen? Bestand etwa schon zu seiner Zeit eine Streitfrage
über 'den boetianischen Ursprung dieses Textes ? Keines-
wegs; er hat jene Worte in Majuskel nur der Deutlichkeit
wegen eingefügt. Denn da Tractat III ohne Explicit en-
digte, und De fide ohne Ueberschrift sich anschloss, so war
Gefahr vorhanden, dass beide Texte ineinander flössen. Und
das wollte Reginbert oder schon seine Vorlage durch „acte-
nus Boetius“ vermeiden. Hätte man diese Worte in die
späteren Abschriften übernommen, so wäre De fide niemals
dem Boetius zugeschrieben worden. Aber die Frage, ob
der Tractat De fide catholica in der That priscillianistische
Irrlehren bekämpfe, bedarf noch der näheren Untersuchung.
Als Zeit der Entstehung ist c. 500 anzunehmen', denn die
jüngsten Häresiarchen, die der Anonymus bekämpft, sind
Nestorius und Eutyches (Peiper p. 183). Zwar geht ei’ über
diese kurz hinweg, und es ist ihm hauptsächlich um die
Bekämpfung des Arianismus, des Sabellianismus und Mani-
chäismus zu thun. In keinem Lande war aber am Ende
des fünften und im Beginne des sechsten Jahrhunderts die
Bestreitung dieser Secten actueller als gerade in Spanien.
Den Ausgangspunkt unseres Tractates bildet die funda-
mentale Wahrheit von der Cöntinuität des alten und neuen
Bundes. Wenn der Name Christi auch erst im neuen Bund
aller Welt kund gemacht wurde, so war er doch im alten
nicht unbekannt. Die göttliche Substanz des Vaters, des
iSohneS und des heiligen Geistes besteht von Ewigkeit.
Dazu ist an den Canon VIII der sogenannten Synode von
Toledo vom Jahre 447 zu erinnern : Si quis dixerit vel credi-
derit, alterum deum esse priscae legis, alterum evangeliorum,
anathema sit. Auch sonst wird in ganz auffallender Weise
die Ebenbürtigkeit des alten und neuen Testamentes betont:
Haec autem ut credantur, vetus ac nova informat instructio.
 
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