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Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.1230#0537

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Vierzehntes Kapitel.

Allgemeine Bemerkungen.
Die Kunst des romanischen Styles hatte sich um den Schluss
des zwölften und im Verlauf des dreizehnten Jahrhunderts zu einer
eigentümlichen Vollendung entwickelt; die Ueb erlieferungen aus
der Zeit des classischen Alterthums hatten sich mit der Anschauungs-
weise der christlich germanischen Welt zum schönsten Gleichmaasse
verschmolzen, und es waren in solcher Art wenigstens einzelne
Werke geschaffen, welche wohl geeignet scheinen durften, dem
neugestalteten Völkerlehen und seinen künstlerischen Bedürfnissen
fortan als feste und allgemein gültige Norm zu dienen. Dennoch
hatte diese anmuthige Blüthe der Kunst in ihrer Besonderheit keinen
Bestand. Es waren Richtungen und Bedürfnisse des Geistes vor-
handen, denen jene Mittelstrasse zwischen antiker Abgeschlossen-
heit und zwischen dem Streben der neuen Zeit nicht zu genügen
vermochte; sie waren vielleicht für den Augenblick zurückgehalten,
aber um so entschiedener und kräftiger brachen sie alsbald hervor
und führten, als den, ihnen angemessenen Ausdruck, einen wesent-
lich neuen und eägenthümlicheu Styl in die Kunst ein. Diese Er-
scheinung steht im engsten Zusammenhang mit den anderweitigen
historischen Verhältnissen; sie beruht auf jener freien und kräftigen
Entwickelung des volkstümlichen Sinnes, der, lang im Stillen
genährt oder gewaltsam niedergehalten, in derselben Periode sich
kräftig und entschieden bethätigte, und durch den ein vielgestal-
tiges, reiches.und mächtiges Burgerlhum ins Leben gerufen ward.
Der neue Styl der Kunst, welcher unmittelbar auf die vollen-
dete Entfaltung des romanischen folgte und zum Theil sogar gleich-
zeitig mit ihr hervortrat, ist am schicklichsten mit dem Namen des
germanischen Styles zu bezeichnen. Zwar gehört derselbe nicht
Kuglor, Kunstjeschichto. • 33





 
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