Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1842

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1230#0808

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
\

Neunzehntes Kapitel.
Hie bUfcntc Jinnfl in *«r $wt\U\i tyalftt *i*e$ fedj^eljntcn
Jlttljrljun^rts.

§. 1. Allgemeine Bemerkungen.
Die hohe Ausbildung des künstlerischen Styles und der künst-
lerischen Darstellungsweise, welche durch die grossen italieni-
schen Meister der früheren Zeit des sechszehnten Jahrhunderts
gewonnen war, ward in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
im weitesten Kreise umhergetragen, den verschiedenen, der künst-
lerischen Bildung geneigten Nationen mitgetheilt, bei den mannig-
faltigsten, einer künstlerischen Gestaltung fähigen Gegenständen
zur Anwendung gebracht. Diese gleichmässige Verbreitung eines
hochentwickelten Geschmackes bildet den eigentümlichen Charakter
des genannten Zeitabschnittes (dessen Anfang und Ende jedoch,
wie überall bei den Momenten des geschichtlichen Entwickelungs-
ganges, nicht durch bestimmte Jahrzahlen zu bezeichnen ist). Dabei
ist aber zu bemerken, dass man im Wesentlichen nur die äusseren
Elemente von dem, was jene grossen Meister begründet hatten,
aufzufassen vermochte, dass man in der Nachfolge der letzteren
wesentlich nur auf eine äusserliche Wirkung bedacht war, dass
man die Darstellungen gleich bei der Erfindung mehr oder weniger
auf die Schaustellung berechnete, und dass in Folge solcher Sinnes-
richtung der Styl, der einem hohen Aufschwünge des Geistes sein
Dasein verdankte, grossen Theils zu einer handwerksmässigcn
Manier umgewandelt werden musste.
Beides, die Verbreitung des hohen Styles und die Entartung
desselben zu einer äusserlichen Manier, beruht auf den allgemeinen
culturgeschichtlichen Verhältnissen. Der Zwiespalt 7,wischen alter
und neuer Geistesrichtung war jetzt offenkundig ins Leben getreten;
Katholicismus und Protestantismus standen sich als zwei feindliche
 
Annotationen