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XIII. Die Kunst des roman. Styles. B. Bildende Kunst.
es ist ein Rundbau von 23 Fuss Durchmesser, getragen von acht
schweren Rundpfeilern mit roher Deckplatte, über denen sieh Halb-
kreisbügen wülben. Auch dies Gebäude war ohne Zweifel ein
Baptisterium; von dem niedrigeren Umgange, der dasselbe ver-
muthlieh umgab, ist indess keine Spur mehr vorhanden. Man
meint, dasselbe sei von Bischof Erik, der im J. 1121 nach „Vin-
land" zog, seine Landsleute zu bekehren und die schon bekehrten
im Glauben zu stärken, errichtet worden.1 Das Denkmal, das
unverkennbar, ob auch in roher Form, das Gepräge des europäisch
romanischen Styles trägt, bildet einen merkwürdigen Gegensatz zu
jenen urthümlichen Monumenten im ferneren Süden des Welttheiles,
unter denen es srleichwohl manche Altersgenossen zu zählen scheint.
B. Bildende Kunst.
§. 1. Allgemeine Bemerkungsn.
Ueber die bildende Kunst des romanischen Styles liegt uns
eine ungleich weniger umfassende Kunde vor als über die Archi-
tektur, sowohl was das Verhältniss ihrer Ausbreitung im Allge-
meinen, als was die besonderen Eigentümlichkeiten, die an ihren
Werken ersichtlich werden, anbetrifft. Dieser Mangel erklärt sich,
wenigstens zum Theil, dadurch, dass sie langsamer und später
als die Architektur sich zu einiger Bedeutung entwickelt hat und
dass zugleich von ihren Werken beträchtlich mehr untergegangen
ist. Zum grossen Theil ist es aber auch das noch allzu geringe
historische Interesse, was solchen Mangel verschuldet hat; denn
nicht blos die, auf das Auge noch weniger erfreulich wirkenden
Werke, auch die bedeutendsten und grossartigsten des in Rede
stehenden Styles, die wir bis jetzt kennen , sind häufig nur durch
zufällige Entdeckung bekannt geworden. Gleichwohl scheint es, dass
wir wenigstens für den allgemeinen Gang und für die gegenseitigen
Verhältnisse der Entwickelung eine zureichende Anschauung haben.
Es ist bei der Betrachtung der altchristlichen Kunst bemerkt
worden, wie dort am Schlüsse der Periode viel mehr das Wohl-
gefallen an prächtigem und äusserlich werthvollein Material, als
das Streben nach geistreicher und irgendwie lebenvoller Durch-
bildung vorherrschte; wie im Gegentheil die occidcntalische Kunst
in eine tiefe Barbarei versunken war und nur bei den Byzantinern
sich, ob auch nur traditionell, ein grösserer oder geringerer Ge-
dankenreiehthuin und technischer Geschmack erhalten hatten. Das
1 Jahresbericht der k. Gesellschaft für nord. Alterthumskiiiidc, 1840.
XIII. Die Kunst des roman. Styles. B. Bildende Kunst.
es ist ein Rundbau von 23 Fuss Durchmesser, getragen von acht
schweren Rundpfeilern mit roher Deckplatte, über denen sieh Halb-
kreisbügen wülben. Auch dies Gebäude war ohne Zweifel ein
Baptisterium; von dem niedrigeren Umgange, der dasselbe ver-
muthlieh umgab, ist indess keine Spur mehr vorhanden. Man
meint, dasselbe sei von Bischof Erik, der im J. 1121 nach „Vin-
land" zog, seine Landsleute zu bekehren und die schon bekehrten
im Glauben zu stärken, errichtet worden.1 Das Denkmal, das
unverkennbar, ob auch in roher Form, das Gepräge des europäisch
romanischen Styles trägt, bildet einen merkwürdigen Gegensatz zu
jenen urthümlichen Monumenten im ferneren Süden des Welttheiles,
unter denen es srleichwohl manche Altersgenossen zu zählen scheint.
B. Bildende Kunst.
§. 1. Allgemeine Bemerkungsn.
Ueber die bildende Kunst des romanischen Styles liegt uns
eine ungleich weniger umfassende Kunde vor als über die Archi-
tektur, sowohl was das Verhältniss ihrer Ausbreitung im Allge-
meinen, als was die besonderen Eigentümlichkeiten, die an ihren
Werken ersichtlich werden, anbetrifft. Dieser Mangel erklärt sich,
wenigstens zum Theil, dadurch, dass sie langsamer und später
als die Architektur sich zu einiger Bedeutung entwickelt hat und
dass zugleich von ihren Werken beträchtlich mehr untergegangen
ist. Zum grossen Theil ist es aber auch das noch allzu geringe
historische Interesse, was solchen Mangel verschuldet hat; denn
nicht blos die, auf das Auge noch weniger erfreulich wirkenden
Werke, auch die bedeutendsten und grossartigsten des in Rede
stehenden Styles, die wir bis jetzt kennen , sind häufig nur durch
zufällige Entdeckung bekannt geworden. Gleichwohl scheint es, dass
wir wenigstens für den allgemeinen Gang und für die gegenseitigen
Verhältnisse der Entwickelung eine zureichende Anschauung haben.
Es ist bei der Betrachtung der altchristlichen Kunst bemerkt
worden, wie dort am Schlüsse der Periode viel mehr das Wohl-
gefallen an prächtigem und äusserlich werthvollein Material, als
das Streben nach geistreicher und irgendwie lebenvoller Durch-
bildung vorherrschte; wie im Gegentheil die occidcntalische Kunst
in eine tiefe Barbarei versunken war und nur bei den Byzantinern
sich, ob auch nur traditionell, ein grösserer oder geringerer Ge-
dankenreiehthuin und technischer Geschmack erhalten hatten. Das
1 Jahresbericht der k. Gesellschaft für nord. Alterthumskiiiidc, 1840.