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maligen äusseren Bedürfnisse, wo ein solches ge-
bieterisch bestimmend gegenübersteht, mit Geschmack
anzupassen, weiss er überhaupt nicht nur ihr ge-
genseitiges Verhältniss zu dem beabsichtigten Ein-
drucke auf den Sinn des Beschauers, nach dieser
oder jener Richtung hin, mannigfach zu modificiren;
auch in ganz neuer und eigentümlicher Zusammen-
stellung führt er uns diese Formen vor, ganz neue
und eigenthümliche Compositionen lässt er aus dem
inneren Geiste der antiken Kunst sich mit vollkom-
mener Freiheit entwickeln.

Dies ist ein Punkt, der hier zunächst mit Nach-
druck hervorzuheben sein dürfte. Die Aufnahme
der antiken Formen für die Zwecke unserer heu-
tigen Architektur wird gewöhnlich mit dem beque-
men Worte der „Nachahmung" abgefunden; und al-
lerdings, wenn man im Volksgarten zu Wien einen
Theseustempel, in London ein Erechtheum (als St.
Pancratins-Kii'che) erbauet, so ist das eben nichts
weiter als Nachahmimg, und es kann eine solche
Copie im besten Falle nur das Verdienst einer ge-
schickten Nachahmung haben. Wesentlich ver-
schieden aber ist es schon, wenn man ein Gebäude,
dessen Facade etwa durch eine griechische Säulen-
halle gebildet wird, ohne ein bestimmtes Vorbild
für letzlere aufführt. Denn wo es die Absicht ist,
eine Architektur aus Säulen und horizontaler Decke
zu bilden, da tritt uns überall die griechische Kunst
in einer Vollendung, in einer fast aaturnotiiwendi-
 
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